Die Nacht wird heiß!: Erotischer Roman (German Edition)
Detroit hatte versetzen lassen. Nächste Woche würde sein letzter Tag sein.
Wenn Carly daran dachte, stockte ihr der Atem, denn jetzt wusste sie, dass sie ihn für immer verloren hatte. Endgültig und ohne Zweifel. Tief in ihrem Inneren hatte sie den ganzen Sommer über befürchtet, dass die Unzufriedenheit mit seinem Posten ihn dazu bringen würde, die Stelle zu wechseln. Und jetzt war genau das passiert. Das Ende ihrer Beziehung hatte seine Entscheidung sicher beeinflusst. Aber der Grund spielte gar keine Rolle. Von Bedeutung war nur, dass sie ihn niemals wiedersehen würde.
Verflixt! Sie hatte die Klinge des Hobels gerade zu tief in das Holz gepresst. Carly hielt inne und strich mit dem Finger über die Kerbe. Sie würde sich sicher noch wegschmirgeln lassen.
Sie hatte seit ihrer letzten Begegnung mit Jake viel über seine Worte nachgedacht und sich auch einige Bücher über sexuellen Missbrauch besorgt. Sie verstand seinen Standpunkt mittlerweile zwar, war aber immer noch der festen Überzeugung, dass er damit falsch lag. Es mochte ja sein, dass das, was sie auf dem Schiff getan hatte, nicht unbedingt gesund für jemanden war, der gerade versuchte, über einen vergangenen Missbrauch hinwegzukommen. Aber schließlich war sie ebenso verantwortlich für ihre Entscheidung gewesen wie er. Es hatte sich auch gut angefühlt. Selbst hinterher. Carly war auch alles andere als überzeugt, dass etwas, das ihr so viel Selbstbewusstsein, Stärke und Einvernehmen mit ihren eigenen Bedürfnissen geschenkt hatte, wirklich schlecht für sie sein konnte.
Es war seltsam – bevor Jake in ihr Leben getreten war, hatte ihre Sehnsucht nach Sex mit anderen Männern sie nach Traverse City getrieben. Und als sie mit ihm zusammen gewesen war, hatte beide die Vorstellung zutiefst erregt, dass sie es mit ihm und anderen Männern zugleich trieb. Doch nach Jake … Carly konnte sich nicht mal vorstellen, mit jemand anderem als ihm zu schlafen. Sie konnte sich nicht mal vorstellen, jemals wieder einen anderen Mann zu wollen . Geschweige denn, sich jemals wieder so von einem Mann akzeptiert, verstanden und geliebt zu fühlen. Carly wusste, dass keine Erfahrung, die sie in der Zukunft machen würde, jemals so gut, so stark und so tiefgreifend sein würde, wie das, was sie mit Jake geteilt hatte.
Wenn ich nun niemals wieder glücklich werde? Wenn ich die Erfahrung größten Glücks und größter Liebe nun hinter mir habe?
Chuck war die große Liebe ihrer Jugend gewesen. Und es hatte Jahre gedauert, über ihn hinwegzukommen. Aber Jake war die größte Liebe ihres Lebens. Und sie wusste instinktiv, dass sie niemals darüber hinwegkommen würde. Über die Dinge, die sie miteinander geteilt hatten. Über all das, was er ihr gegeben hatte: die Wahrheit über sich selbst, den Sex, das Lachen, die Leidenschaft, die seelische Gesundung, die Liebe.
Irgendwo in der Ecke lag der dicke, flauschige Oliver auf einem großen Stapel mit Eichenbalken. »Komm, Oliver. Komm her«, rief sie ihn mit sanfter Stimme.
Es traf sie mitten ins Herz, dass der Kater sich keinen Zentimeter bewegte. Eigentlich sollte sie das nicht so berühren, aber im Moment kränkte es sie einfach noch mehr. »Bitte, Ollie, komm zu Frauchen. Tut mir leid, wenn ich dich erschreckt habe. Ich wollte dich nur mal kurz in den Arm nehmen.«
O Mann, selbst ihr Kater hasste sie.
Okay, das war albern. Natürlich hasste ihr Kater sie nicht.
Aber sie brauchte ihn eben in diesem Moment. Sie brauchte den Trost, den Haustiere ihren Besitzern so freigiebig spenden. Bedingungslose Liebe.
Und da kam ihr der Gedanke, wie selten man so etwas doch fand – Liebe, die wahrhaftig ohne Bedingungen auskam. Würden die Menschen in ihrem Leben sie immer noch lieben, auch wenn sie die volle Wahrheit über sie kannten? Vielleicht. Aber würden sie sie auch noch genauso lieben? Würden ihre traditionsgebundenen, reinherzigen Freunde sie nicht vielleicht doch mit anderen Augen sehen? Würde ihre Mutter nicht erschüttert sein? Langsam kam Carly zu der Erkenntnis, dass Jake vielleicht der einzige Mensch war, der sie trotz – oder vielleicht gerade – wegen des konsequenten Auslebens ihrer Sexualität liebte. Sicher, als er mit ihr Schluss machte, hatte sich das angefühlt, als würde er sie vielleicht doch verurteilen. Aber jetzt wusste sie, dass das nur ihre alten Gefühle waren, die im Eifer des Gefechts nach oben gespült worden waren.
Es war also kein Wunder, dass sie Oliver unbedingt bei sich haben
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