Die Nachtmahr Wunschträume
anderen.
Was zum Teufel war ohne Meg?
Verdammt!
Ich war versucht, auf das Holz einzuschlagen. Ich war
so
dicht vor einer Antwort gewesen, vor einer echten Erklärung. Nun hatte ich nichts – nur eine weitere sinnfreie Andeutung.
Ich hatte mich verkrochen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Direkt nach meinem Lauschangriff und als das Gespräch der drei langweilig wurde, hatte ich mich auf demselben Weg, den ich gekommen war, wieder zurückgezogen. Und blieb in meinem Zimmer. Eingedeckt mit mehreren Scheiben Brot und einer Flasche Cola tat ich so, als bekäme ich von all den Vorbereitungen nichts mit. Ich wurde für die Versorgung der Familie bezahlt – nicht für gigantische Wirverkuppeln-Liz-Aktionen.
Außerdem konnte ich die Zeit wunderbar nutzen, um zu recherchieren. Doch egal, was ich anstellte, es gab Personen auf Darias und meiner »schwarzen Liste«, die nicht nur undurchschaubar blieben, sondern auch unauffindbar. Talbot zum Beispiel. Also eigentlich nicht zum Beispiel, sondern nur Talbot. Es war als hätte mein Rektor vorher nicht existiert. Als wäre er erst vor wenigen Wochen als vollständiger Erwachsener auf die Welt gekommen – und plötzlich bei uns an der Schule aufgeschlagen. Was natürlich vollkommen unmöglich war. Jeder hatte eine Vorgeschichte. Außerdem kannte Klaus ihn, also hatte Talbot vorher schon existiert. Doch ich sah mich außerstande, irgendetwas über ihn herauszufinden. Selbst Daria, die gerade zufällig mit einem Hacker/ Computerexperten zusammen war (ein Schuft, wer Böses denkt), war nicht in der Lage, mir Informationen zu verschaffen.
Ich starrte auf den Monitor, doch die wenigen Brocken, die dort standen, kannte ich schon in und auswendig. Ebenso die Fotos, die allesamt und ausschließlich bei uns an der Schule bei offiziellen Anlässen geschossen worden waren. Selbst als ich Elijah und Jonah eingab, erhielt ich nur äußerst dürftige Fakten. Nirgendwo stand, dass sie gut küssen konnten, dass es sich fabelhaft anfühlte, wenn Elijah an meinem Hals knabberte, so, wie er es im Moment tat und dass Jonah ein begnadeter Haarzerwühler war. Ich … irgendetwas stimmte nicht an diesem Bild … und … ich blinzelte und landete wieder im hier und jetzt. Ohne Elijah und Jonah und ganz allein in meinem Zimmer. Nur die Luft um mich herum schien zu flirren und kurz meinte ich Fäden zu sehen. Schwarze Fäden, die beinahe unsichtbar in der Luft hingen, vibrierten und meinen ganzen Körper eingehüllt hatten. Ich biss meine Zähne zusammen und sprang auf. Doch es war zu spät. Je weiter die Fäden entfernt waren, desto schneller lösten sie sich auf, bis sie nur noch eine vage Erinnerung waren.
Verdammt!
Ich stand mitten in meinem Zimmer und starrte in die Luft, als könne ich sie zwingen, die Fäden wieder zu erschaffen. Sie hatten bei mir ihr Ende gefunden. Aber wo war ihr Anfang? Und war ihr Ursprung ein Tag- oder ein Nachtmahr oder überhaupt irgendetwas? Vielleicht hatte meine überspannte Fantasie sich auch nur etwas eingebildet?
Ein Knirschen riss mich aus dem beginnenden Tagtraum. Erst dann fiel mir auf, dass es von mir gekommen war. Genaugenommen von meinen Zähnen. Das konnte nicht gesund sein. Ich versuchte mich zu entspannen. Ein Unterfangen, was schwerer getan war als gesagt. Denn wenn ich einmal davon ausging, dass die Fäden real waren, Traumfäden, gab es niemanden, den ich um Hilfe bitten konnte. Nicht ohne einen Preis zu zahlen, der zu hoch war – bei Elijah; oder zuzugeben, dass ich von den Mahren wusste – gegenüber Klaus.
Einen Moment lang spielte ich tatsächlich mit diesem Gedanken, dann verwarf ich ihn wieder. Wenn ich schon zu Klaus musste – und mich nicht länger vor dem Fakt, dass unten eine Party geplant wurde verschließen konnte – wollte ich mich nicht wegen seltsamer Tagträume verdächtig machen, sondern Informationen bekommen.
Ich betrat den Garten und staunte. Was dieser Mann in wenigen Stunden vollbracht hatte, war unglaublich. Ich hatte mich schon
in
der Wohnung gewundert, aber das hier grenzte an ein Wunder. Lampions, Lichterketten, Bänke, Tische, eine Musikanlage. Man hätte meinen können die Feier wäre von langer Hand geplant gewesen. Erst dann begriff ich: Die Feier
war
von langer Hand geplant gewesen – aber nicht heute. Die ganzen Accessoires gehörten zu Davids Geburtstagsfeier, die ja nächsten Freitag stattfinden würde. Der Gedanke daran schnürte mir den Hals zu.
»Hei, du bist ja schon richtig angezogen für die Feier!«
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