Die Nachtmahr Wunschträume
Berührung konnte ich spüren, wie sich eine Welle aus purer Magie durch meine Adern fräste, manipulierend. Ich versuchte seine Hand loszulassen, aber er hielt mich. Unsere Blicke begegneten sich und die Selbstsicherheit, die ich in seinem las, kam der von Elijah gleich. Ein normaler Mensch hätte nichts davon bemerkt, sondern sich von ihm beeinflussen lassen. Wahrscheinlich hätte es auch bei den meisten weiblichen Tagmahren funktioniert. Bei mir nicht. Mich machte der Versuch so wütend, dass ich mich losriss und leise fluchte.
Nur Klaus’ Hand auf meiner Schulter hielt mich davon zurück, Daryl dahin zu treten, wo es für seine Familienplanung wirklich weh tat.
»Wieder ein elektrischer Schlag?«, erkundigte sich Klaus mitfühlend und mit einem warnenden Blick gen Daryl.
Ich nickte.
»Verdammte Leitungen hier unten. Muss ich wirklich mal prüfen.«
Wir tauschten einen Blick und zum ersten Mal sah ich wie wütend Klaus wirklich war. Dann war der Moment vorbei und er wirkte wie immer. Vielleicht ein wenig belustigter. Schadenfroh.
»Ich habe noch etwas für dich!« Er holte einen kleinen Ansteckstrauß aus seiner Hosentasche. »Es ist Seidelbast«, erklärte er und reichte es mir demonstrativ unter den aufmerksamen Blicken seiner beiden Freunde.
Ich nickte, nahm es entgegen und zückte mein Smartphone. Dank »Google« wusste ich binnen Sekunden, dass Seidelbast sagte:
Du sollst nicht auf diese Angeber reinfallen
.
Prima! Eine sehr weise Blume. Ich steckte mir den kleinen Strauss – ebenfalls sehr demonstrativ – an mein Oberteil.
Die Zeit verging wie im Flug und ich amüsierte mich prächtig. Dabei stand ich während des ganzen Spätnachmittags im Mittelpunkt. Wenn auch extrem unauffällig. Jeder gab sich Mühe, wie selbstverständlich mit mir ins Gespräch zu kommen. Bei einigen war es beinahe Mitleiderregend und nachdem ich Daria und Rebecka eingeweiht hatte, waren die beiden als rettende Engel stets zur Stelle, sobald ich mir am rechten Ohr zupfte. Ein toller Code. Und sehr hilfreich, falls irgendwann einmal George Clooney auf der Matte stehen würde.
Allerdings hätte ich gegen 20 Uhr alles für einen George Clooney getan – nur um aus dieser »Prinzessinnen-Rolle« zu gelangen. Wenn mir noch jemand anbieten würde, mir etwas zu Trinken zu besorgen, etwas zu Essen, oder ein Gespräch über das Wetter anleierte, würde ich anfangen zu schreien. Dasselbe galt für Fragen wie »Alles okay bei dir?«, die hauptsächlich von Klaus gestellt wurde.
Außerdem konnte ich gar nicht mehr sagen, wer mich mehr nervte: David, der mich mit Argusaugen beobachtete, Shawn, der wie ein liebestoller Idiot um mich herumschwärmte, oder Daryl, der aus irgendeinem Grund böse auf mich zu sein schien. Einziger Lichtblick war mein älterer Stiefbruder Max, der für das Wochenende nach Hause gekommen war.
Ihn hatte offensichtlich auch niemand über den Anlass der Feier informiert – oder überhaupt über die Feier. Er war wie gewöhnlich mit Sack und Pack angekommen und sofort von Daria vereinnahmt worden. Zur Abwechslung war ich einmal als Retterin eingesprungen. Schließlich waren die beiden schon einmal miteinander ausgegangen und ich hatte danach Wochenlang seinen Herzschmerz ertragen müssen. Das reichte für den Rest meines Lebens.
Also klärte ich ihn über die neue Haushaltssituation auf (»Wasch deine Scheiße selbst und viel Spaß beim Bügeln …«), erzählte ihm bezüglich der Spontanfeier einen vom Pferd und fand endlich eine Schulter zum Anlehnen wegen der Trennung von David und mir.
Max hatte zwar einmal behauptet, er wäre froh über eine Frau wie mich, aber selbst ein Gefühlskrüppel wie ich konnte erkennen, dass ihm Daria deutlich lieber war. Und da ich absolut kein Interesse an ihm hatte, beschloss ich, ihn seinem Schicksal zu überlassen. Manche Leute hatten einander eben doch verdient!
Aber erst lotste ich ihn ein Stückchen von der Meute fort, am Pool vorbei und schlenderte, bei ihm untergehakt, in Richtung meiner kleinen Gartenparzelle.
»Du brauchst einen Moment Ruhe, oder?«, erkundigte sich Max besorgt.
»Jep! Und wenn du jetzt fragst, ob ich etwas zu essen oder trinken haben möchte, reiße ich dir den Kopf ab!«, behauptete ich mit einem Grinsen. Es war schön, jemanden hier zu haben, der genau verstand, wie ich tickte. Auch wenn er mir die wirklich wichtigen Infos genauso verschwieg wie der Rest der Familie.
Erleichtert über die plötzliche Ruhe – die Stimmen und die Musik waren
Weitere Kostenlose Bücher