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Die Nachtmahr Wunschträume

Die Nachtmahr Wunschträume

Titel: Die Nachtmahr Wunschträume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Sarafin
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keinen offiziellen Grund für heute Abend«, erklärte ich und klang dabei fast so, als wenn ich die Wahrheit sagen wurde. In Halbwahrheiten bekam ich so langsam echte Übung.
    »Nur das schöne Wetter«, meinte Klaus. Ebenfalls fast so, als würde er die Wahrheit sagen. Dieses Talent war anscheinend ansteckend. Aber es war mir ein Rätsel, wie es ihm gelungen war, sich hinter mir die Treppe hinunterzuschleichen und weder Daria noch Rebecka aufzufallen, denn keine von beiden hatte über meine Schulter gesehen. So langsam wurde mir der Mann wirklich unheimlich. Trotzdem gelang es mir, zuzustimmen: »Nur das schöne Wetter.«
    Ich drehte mich zu ihm um und erwischte ihn dabei, wie er meine Kleidung musterte. Da er meinen Blick bemerkt hatte, erklärte er: »Gefällt mir übrigens besser!«
    Und nur für den Fall, dass ich nicht verstand, was er meinte, deutete er auf die Jeanshose. Ich verdrehte die Augen.
    »Holt doch schon mal den ersten Schwung Getränke nach oben?!«, schlug Klaus vor. Meine beiden Mädels setzten sich auf der Stelle in Bewegung und verschwanden im Keller. Dabei kicherten sie übermütig und ich meinte so etwas zu hören, wie »Er sieht genauso aus wie vorher«, doch als ich ihnen folgen wollte, hielt mich Klaus am Ärmel fest. Verblüfft blieb ich stehen, aber er nickte Richtung Eingangstür. Dort zeichnete sich hinter den verschnörkelten Glasstücken die Umrisse des ersten Besuchers ab.
    »Donovan oder Forman?!«, riet ich.
    »Shawn oder Daryl«, korrigierte Klaus und weil ihm einfiel, dass ich keine Ahnung hatte, wer das war, ergänzte er: »Die Söhne der beiden.«
    »Also ist hier heute große Familienzusammenführung?« Ich gab mir keine Mühe, das Lachen aus meiner Stimme zu verbannen.
    Klaus zuckte zusammen. Irrte ich mich, oder war da eben ein Anflug schlechten Gewissens über sein Antlitz gehuscht? War schwer zu sagen – bei all den Haaren.
    Wie um meinem prüfenden Blick zu entgehen, trat er an mir vorbei und öffnete die Tür, noch bevor es klingelte. Der rothaarige Junge vor der Tür zuckte zusammen und selbst Donovan wirkte kurz erschrocken. Dann strahlten mich beide an. Ich versuchte genauso zurückzustrahlen, kam aber nicht umhin, die Musterung zu bemerken, der ich von dem Rothaarigen unterzogen wurde. Er prüfte von oben bis unten und wieder zurück – leider blieb er auf Höhe von 2/3 der Strecke hängen.
    Klaus räusperte sich, bevor ich es tun konnte.
    »Oh, Entschuldigung!« Der Junge wurde rot – eine ungünstige Kombination bei den Haaren – sah aber auf. »Mein Vater hatte mir nicht gesagt, dass Liz so hübsch ist.«
    Er meinte wohl, dass sein Vater vergessen hatte meinen Busen zu erwähnen.
    »Elisabeth«, korrigierte ich deswegen. Jemand, den ich erst vor wenigen Sekunden kennen gelernt hatte, hatte schlichtweg noch kein Recht, meinen Spitznamen zu benutzen.
    »Elisabeth, ich bin Shawn.« Obwohl er schon wieder rot anlief, beginnend bei den Ohrenspitzen, hatte er sich rasch gefangen und beugte sich vor. Es dauerte einen Moment, bis ich erkannte, dass er sich verbeugte. Allen ernstes vor mir verbeugte. Ich blinzelte, doch der Kerl verharrte immer noch in gebückter Haltung vor mir.
    »Hallo Shawn«, grüßte ich und zum ersten Mal begegnete sich unserer Blick. Eigentlich war Shawn ganz süß … niedlich … wenn man auf rote Haare stand. Nein, ernsthaft. Für einen Rothaarigen war er attraktiv. Mit Sommersprossen und so. Dass sein Vater ihn in einen Anzug gestopft hatte, war ein wenig übertrieben und ließ mich zur Seite und zu Klaus sehen. Der hatte seine Lippen zu einer schmalen Linie zusammengepresst – weil er wütend war, oder weil er ein Lachen verkneifen musste, konnte ich nicht erkennen, tippte aber auf Letzteres.
    Er sah auf, aber an mir vorbei.
    »Auch schon da?«
    Ich folgte Klaus’ Blick und tatsächlich: Auch Forman war zu früh. Mit seinem Sohn, den er im Schlepptau hatte. Wortwörtlich. Der Junge mit den brauen Haaren und den braunen Augen schien ungefähr so gerne zu unserer Party zu gehen, wie ich.
    »Daryl, Elisabeth. Elisabeth, Daryl«, stellte Klaus vor. Entweder war ihm Daryl lieber als Shawn, oder er wollte verhindern, dass es noch einmal unangenehm werden konnte.
    Auch dieses Mal hoffte ich auf Letzteres. Vor allem, weil Daryl verharrt war, als wäre ich entweder das letzte Weltwunder – oder sein schlimmster Albtraum.
    Schließlich räusperte er sich. »Verdammt erfreut!«
    Statt sich zu verbeugen reichte er mir seine Hand. Bei der

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