Die Nachtmahr Wunschträume
sicher
.
Ganz sicher war auch, dass ich mich vollkommen getäuscht hatte. Ich hatte keinen Jungen vor mir, nicht einmal einen jungen Mann. Eher jemanden, der so alt war wie Klaus. Und sehr sehr stark. Noch jetzt konnte ich die Macht fühlen, die nach mir griff und versuchte mich zu beeinflussen.
Doch für Jedi-Spiele war er zum Glück – zu meinem Glück – zu verletzt. Außerdem war ich gerade nicht in Stimmung. Im Gegenteil. Ich zog Pulli und Tuch ab und ergötzte mich an dem vollkommen schockierten Gesichtsausdruck meines Gegenübers.
»Pass auf, wir spielen ein einfaches Frage-und-Antwort-Spiel. Ich frage, du antwortest!«, meinte ich so böse ich nur konnte.
Wieder wallte seine Macht auf, Schatten griffen nach mir, fielen aber auf halbem Weg von mir ab. Ein netter Umstand. Könnte ich mich dran gewöhnen.
»Tun wir eigentlich nicht, aber mach mal …« Trotz seines Alters und seiner zahlreichen Schnitt- und Stichwunden wirkte der Tierpfleger agil. Und selbst als er Blut ausspukte, wirkte es wie eine Farce, die mich in Sicherheit wiegen und in seine Reichweite bringen sollte.
»Stecken die Nachtmahre der Kategorie 3 hinter den Menschen, die ihre Träume plötzlich in der Realität sehen?«
Sein Lachen überraschte mich und auch die Tatsache, dass er plötzlich viel vitaler wirkte. »Diese Frage werde ich nicht beantworten.«
Und es gab nichts, was ich dagegen tun konnte.
Dankesehr, auch
. Dankbarkeit war anscheinend vollkommen außer Mode gekommen.
»Pass auf. So wie ich das sehe, hast du mir einen Gefallen getan – deswegen schulde ich dir einen. Exakt einen einzigen Gefallen. Wahlweise auch eine Antwort«, bot der Nachtmahr an.
Ich atmete tief ein und zählte rückwärts von zwanzig bis null, doch trotz der sich dann einstellenden inneren Ruhe fiel mir keine Frage ein, die ich dringender beantwortet haben wollte, als die, die ich eben gestellt hatte.
»Eine Gratisinfo.« Der ältere Mann lächelte mich an. Ein sehr sympathisches Lächeln. Ein Lächeln, das mich an Elijah erinnerte. »Es geht um deine
normalen
Albträume.« Als ich etwas sagen wollte, legte er seinen Zeigefinger vor seine Lippen und gebot mir durch diese Geste schweigen. »Es sind Warnträume. Die
kann
man nicht abstellen. Nicht einmal ich kann das. Und vor wem oder was sie warnen, kann ich dir auch nicht sagen, ich kann deine Träume nicht sehen.«
Ergo: Er brachte sie mir nur.
»Und die Frage eben? Ist die Antwort auch eine Gratisinfo?«, fauchte ich. Dabei hatte ich immer noch genug an dieser Information zu knacken. Warnträume. Doch welcher von den zahlreichen Träumen in letzter Zeit war es? Einer? Mehrere? Verschiedene? Verdammt!
Irgendwie wurde ich das Gefühl nicht los, dass ich immer mehr Fragen als Antworten hatte und bei jeder beantworteten Frage fünf neue auftauchten.
Als hätte er meinen Gedankengang anhand meines Gesichtsausdrucks nachvollziehen können, lachte der Nachtmahr abermals. »Nein, die ist nicht gratis. Aber du kannst ja Elijah um Hilfe bitten.«
»Einen Scheiß werde ich!«, behauptete ich. »Und überhaupt: Wie ist der Kontakt zwischen ihm und dir – also welcher Art?«
»Ist das der Gefallen? Diese Information?«, neckte mein Gegenüber, wobei er versuchte die größte Wunde an seinem Bein mit seinem Gürtel und einem Stofffetzen zu stillen. Meinetwegen konnte er ruhig verbluten. Im Moment war ich wütend genug, um dabei zuzusehen. Trotzdem schüttelte ich den Kopf. SO einfach würde ich einen Gefallen ausgerechnet vom Anführer der Kategorie 3 Nachtmahre doch nicht verschenken.
»Was ist mit Gefolgschaft?«, fragte ich stattdessen.
»Das
ist kein Gefallen. Das musst du dir erarbeiten, Mädchen.«
»Wie?«
»Ich denke, das weißt du!«
Klasse, gegen ihn kämpfen – und natürlich gewinnen. Versteht sich ja von selbst. Elijah und Jonah hatten sich als Hilfe im Kampf angeboten, beide, zusammen, mit mir. Und komischerweise hatte ich nicht die geringsten Befürchtungen, dass irgendwer – weder Kategorie 1, 2 oder 3 – einen Einwand gegen diese Konstellation und diesen Kampf gehabt hätte. Nicht bei dem Blick, den der gerettete Nachtmahr mir zuwarf. Ich kannte diesen Blick – und diesen Ausdruck auf einem Gesicht. Auf zwei Gesichtern. Nur zu gut.
Und deswegen schlug ich zu und brach ihm mit einem Hieb die Nase.
»Shit!« Er ging in die Knie und hielt sich den Mittelpunkt seines Gesichtes, als könne er den Blutfluss und die Schmerzen dadurch stoppen.
Ich beugte mich zu ihm: »Pass auf. Wie
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