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Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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ihnen.«
    »Hm. In zehn Minuten machen wir eine Runde durch die
    angrenzenden Straßen. Es wird Zeit, dass wir aktiv werden. Die
    Berichte sind Besorgnis erregend. Wir müssen die Linie halten,
    Oberfeldwebel.«
    Er glaubt daran, dachte Mumm. Er glaubt wirklich daran.

    Die Wächter marschierten in den Sonnenschein des Nachmittags
    hinaus und stel ten sich nicht besonders gut dabei an. Das Marschieren
    lag ihnen nicht. Ihre normalen Fortbewegungsmethoden waren das
    Schlendern, das nicht als militärisches Manöver gilt, sowie der rasche
    Rückzug, den Soldaten durchaus vertraut.
    Außerdem wirkten bei ihnen die Konvektionsströme vorsichtiger
    Feigheit. Bei den Schritten der einzelnen Männer gab es eine
    ausgeprägte seitliche Komponente – jeder versuchte, in der Mitte zu
    gehen. Die Wächter trugen Schilde, aber diese bestanden aus
    Flechtwerk, das vor Schlägen und geworfenen Steinen schützen sol te;
    gegen Klingen nützte es überhaupt nichts. Was eigentlich ein Marsch
    sein sol te, ähnelte mehr einem Zusammendrängen.
    Rust bemerkte nichts davon. Er hatte das Talent, nicht zu sehen und
    nicht zu hören, was er nicht sehen oder hören wol te. Und was er sah,
    war eine Barrikade.
    Eigentlich war Ankh-Morpork gar keine Stadt, zumindest nicht im
    genauen Wortsinn. Orte wie die Tollen Schwestern, Schlummerhügel
    und Siebenschläfer waren einst Dörfer gewesen, bevor sie im sich
    ausbreitenden Stadtgebiet aufgingen. Auf einem gewissen Niveau
    blieben sie von den übrigen Vierteln getrennt. Was den Rest betraf…
    Wenn man die Hauptstraßen verließ, gab es nur noch einzelne
    Wohngegenden. Die Bewohner waren nicht viel unterwegs. Wenn die
    Spannungen zunahmen, blieben sie lieber bei ihren Freunden und der
    Familie. Was auch immer geschah: Sie versuchten, ihre eigene Straße
    davor zu schützen. Es war keine Revolution, sondern das genaue
    Gegenteil: die Verteidigung der eigenen Haustür.
    Im Fischbeinweg wurde eine Barrikade errichtet. Sie bestand
    größtenteils aus umgekippten Marktbuden, einem kleinen Karren und
    vielen Möbelstücken. Aber sie war ein Symbol.
    Rusts Schnurrbart zitterte. »Direkt vor unseren Augen«, schnappte er.
    »Eine freche Herausforderung der konstituierten Autorität,
    Oberfeldwebel. Tu deine Pflicht!«
    »Und die wäre, Herr?«, fragte Mumm.
    »Verhafte die Rädelsführer! Und lass die Barrikade von deinen
    Männern beiseite schaffen!«
    Mumm seufzte. »Wie du meinst, Herr. Bleib besser hier, während ich
    die Verantwortlichen aufspüre.«
    Er ging zu dem Durcheinander aus Haushaltsdingen, sich der Blicke
    von Beobachtern vor und hinter ihm bewusst. Als er nur noch etwa
    zwei Meter von der Barrikade entfernt war, wölbte er die Hände
    trichterförmig vor dem Mund und rief: »Na schön, was ist hier los?«
    Er hörte flüsternde Stimmen und war auf das vorbereitet, was als
    Nächstes geschah. Ein Stein flog über die Barrikade, und er fing ihn mit
    beiden Händen auf.
    »Ich habe eine höfliche Frage gestel t«, sagte er. »Kommt schon!«
    Wieder ein Flüstern. Mumm hörte »… das ist der Oberfeldwebel von
    letzter Nacht…«, und es folgte ein leiser Streit. Dann rief die Stimme:
    »Tod den faschistischen Unterdrückern!«
    Wieder zankten raunende Stimmen, diesmal noch hingebungsvol er.
    Jemand sagte »Oh, meinetwegen«, und dann: »Tod den faschistischen
    Unterdrückern, Anwesende ausgeklammert! So, sind jetzt al e zufrieden !«
    Mumm erkannte die Stimme. »Herr Reginald Schuh?«, fragte er.
    »Ich bedauere, dass ich nur ein Leben für den Fischbeinweg opfern
    kann!« Die Stimme kam von irgendwo hinter einem Kleiderschrank.
    Wenn du wüsstest, dachte Mumm.
    »Ich glaube, das wird nicht nötig sein«, sagte er. »Ich bitte euch, meine Damen und Herren. Führt man sich so auf? Ihr könnt… das Gesetz…
    nicht in die eigenen Hände…« Er brach ab.
    Manchmal braucht das Gehirn eine Weile, um zum Mund
    aufzuschließen. Mumm drehte sich um und sah zur Truppe – er hatte
    sie nicht extra auffordern müssen, hinter ihm zurückzubleiben. Dann
    sah er erneut zur Barrikade.
    Wo war das Gesetz eigentlich? Derzeit?
    Was machte er hier?
    Es gab natürlich die Aufgabe, die er direkt vor sich sah. Er war ihr nie
    aus dem Weg gegangen. Und das Gesetz war immer… dort draußen
    gewesen, aber nicht weit entfernt. Er war immer sehr sicher gewesen,
    wo es sich befand, und es hatte eindeutig etwas mit der Dienstmarke zu
    tun.
    Die Dienstmarke war wichtig. Ihre Form entsprach dem eines Schilds.
    Er

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