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Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Vorteil, Madame…«, murmelte
    er.
    »Das wil ich hoffen!«, erwiderte Madame und bedachte ihn mit einem
    so strahlenden Lächeln, dass er ihre Worte nicht analysierte. »Und wer
    ist dieser beeindruckende militärische Herr? Vielleicht ein
    Waffenbruder?«

    * Bei diesen Gelegenheiten achteten die Selachii und Venturi darauf, nur über Dinge zu sprechen, die keine Meinungsverschiedenheiten zuließen. Angesichts der Geschichte der beiden Familien war die Auswahl der Themen sehr
    begrenzt.
    Lord Selachi zögerte. Er war mit dem Wissen aufgewachsen, dass
    man Männer Frauen vorstellte, und diese lächelnde Dame hatte ihm
    nicht ihren…
    »Lady Roberta Meserole«, sagte sie. »Für die meisten Leute, die mich
    kennen, bin ich Madame. Meine Freunde nennen mich Bobbi.«
    Lord Venturi schlug die Hacken zusammen. Er war schnel er von
    Begriff als sein »Waffenbruder«, und seine Frau hatte ihm von den
    neuesten Gerüchten erzählt.
    »Ah, du bist die Lady aus Gennua«, sagte er und nahm ihre Hand.
    »Ich habe viel von dir gehört.«
    »Auch etwas Gutes?«, fragte Madame.
    Lord Venturi sah durch den Bal saal. Seine Frau schien in ein
    Gespräch vertieft zu sein. Aus unangenehmer Erfahrung wusste er, dass
    ihr Ehefrauenradar ein Ei auf eine Entfernung von einer halben Meile
    braten konnte. Doch der Sekt war sehr gut gewesen.
    »Nur das Beste, Teuerste«, erwiderte er, was allerdings nicht ganz so
    witzig klang, wie er gehofft hatte. Madame lachte trotzdem. Vielleicht
    war er witzig. Dieser Sekt war wirklich hervorragend…
    »Eine Frau muss in der Welt so gut zurechtkommen, wie sie kann«,
    sagte Madame.
    »Darf ich mir die Kühnheit gestatten zu fragen, ob es einen Lord
    Meserole gibt?«, fragte Lord Venturi.
    »So früh am Abend?«, erwiderte Madame und lachte erneut. Und
    Lord Venturi lachte mit ihr. Donnerwetter, das mit dem witzigen Kram
    ist viel leichter, als ich dachte!
    »Nein, ich meinte natürlich…«, begann er.
    »Ja, da bin ich sicher.« Madame berührte ihn mit ihrem Fächer am
    Arm. »Nun, ich wil dich nicht mit Beschlag belegen, aber ich möchte
    euch beide einigen meiner Freunde vorstellen…«
    Sie ergriff Lord Venturi an einem bereitwilligen Arm und führte ihn
    fort. Selachii folgte mürrisch und war der Ansicht: Wenn sich ehrbare
    Frauen Bobbi nannten, stand das Ende der Welt unmittelbar bevor, und
    das zu Recht.
    »Herr Kartlich kommt aus der Kupferbranche, und Herr Jaujon hat
    mit Gummi zu tun«, flüsterte Madame.
    Die Gruppe bestand aus sechs Männern, die sich leise unterhielten.
    Als sich Lord Venturi und Lord Selachii näherten, hörten sie: »… muss
    man sich in Zeiten wie diesen wirklich fragen, wo die eigene Loyalität
    liegt… oh, guten Abend, Madame…«
    Auf ihrem nur scheinbar zufäl igen Weg zum Büfetttisch begegnete
    Madame einigen anderen Herren und dirigierte sie wie eine gute
    Gastgeberin zu einer anderen kleinen Gruppe. Nur jemand, der hoch
    oben auf einem der großen Balken unter der Decke gelegen hätte, wäre
    imstande gewesen, ein Muster zu erkennen – vorausgesetzt, er kannte
    den Code. Hätte der Beobachter einen roten Punkt auf den Köpfen der
    Leute gesehen, die nicht zu den Freunden des Patriziers zählten, und
    einen weißen auf den Köpfen seiner Spezis und einen rosaroten auf den
    Köpfen der ewigen Zweifler, so hätte er eine Art Tanz erkannt. Es gab
    nicht viele weiße Punkte.
    Hier und dort bildeten rote Punkte Gruppen. Weiße Punkte wurden
    ihnen beigefügt, einzeln oder zu zweit, wenn die Gruppen groß genug
    waren. Wenn ein Weißer eine Gruppe verließ, wurde er oder sie
    mühelos aufgenommen und zu einer anderen Gruppe geführt, zu der
    ein oder zwei Rosarote gehören mochten, die jedoch größtenteils aus
    Roten bestand.
    Gespräche zwischen Weißen wurden mit einem Lächeln oder einem
    sanften »Oh, ich muss euch unbedingt jemanden vorstel en…«
    unterbrochen. Gelegentlich gesel ten sich ihnen auch einige Rote hinzu.
    Unterdessen wurden die Rosaroten vorsichtig von einer roten Gruppe
    zur nächsten gereicht, bis ihr Rosarot dunkler wurde, und danach
    durften sie mit anderen Dunkelrosaroten sprechen, unter der Aufsicht
    eines Roten.
    Die Rosaroten begegneten so vielen Roten, dass sie die Existenz der
    Weißen praktisch vergaßen. Und die Weißen waren entweder ständig
    al ein oder den Roten und Rosaroten gegenüber so sehr in der
    Minderzahl, dass sie aus Verlegenheit oder dem Wunsch, nicht mehr so
    sehr aufzufallen, rot wurden.
    Lord Winder war vol

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