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Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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kommen von Roten umringt, ohne eine
    Möglichkeit, die wenigen noch verbliebenen Weißen zu erreichen. Er
    sah aus wie alle Patrizier nach einer gewissen Zeit im Amt: auf
    unangenehme Weise pummelig, mit den rosigen Hängebacken eines
    Mannes, der normal gebaut war, aber zu viel gutes Essen bekam. Er
    schwitzte leicht im eigentlich recht kühlen Ballsaal, und sein Blick
    huschte hin und her, hielt ständig nach verräterischen Anzeichen
    Ausschau.
    Schließlich erreichte Madame das Büfett, wo Doktor Follett die scharf
    gewürzten Eier probierte und wo sich Rosemarie Palm fragte, ob die
    Zukunft sonderbare Teigwaren mit grünen Fül ungen, in denen etwas
    an Garnelen denken ließ, bereithalten sollte.
    »Und wie kommen wir zurecht?«, fragte Doktor Fol ett. Er schien zu
    einem Schwan aus Eis zu sprechen.
    »Wir kommen gut zurecht«, teilte Madame einem Obstkorb mit.
    »Aber es gibt vier Personen, die uns noch immer Probleme machen.«
    »Ich kenne sie«, sagte Follett. »Sie werden sich fügen, glaub mir. Was
    bleibt ihnen anderes übrig? Wir sind an dieses Spiel gewöhnt und
    wissen: Wenn man verliert und sich zu laut darüber beschwert, kann
    man viel eicht nicht an der nächsten Runde teilnehmen. Aber ich werde
    einige kräftige Männer in ihrer Nähe platzieren, für den Fal , dass ihre
    Entschlossenheit ein wenig… Unterstützung benötigt.«
    »Er ist argwöhnisch«, sagte Frau Palm.
    »Wann ist er das nicht?«, erwiderte Doktor Follett. »Geh und sprich
    mit ihm!«
    »Wo ist unser neuer bester Freund, Doktor?«, fragte Madame.
    »Herr Schnappüber speist in untadeliger Gesel schaft, ein ganzes
    Stück von hier entfernt und der Öffentlichkeit präsent.«
    Sie drehten sich um, als die große Doppeltür geöffnet wurde. Auch
    einige der anderen Gäste sahen zur Tür und wandten dann rasch den
    Blick von ihr ab. Aber es war nur ein Bediensteter, der zu Madame eilte
    und ihr etwas zuflüsterte. Sie deutete zu den beiden Kommandeuren,
    und der Mann eilte zu ihnen. Einige Worte wurden gewechselt, und
    dann verließen die drei Männer den Saal, ohne Lord Winder auch nur
    zuzunicken.
    »Ich gehe und sehe nach, wie es um die Vorbereitungen steht«, sagte
    Madame und schritt zur Tür, ohne dabei den Eindruck zu erwecken,
    dass sie den Männern folgte.
    Als sie in den Flur trat, nahmen die beiden Bediensteten, die neben
    dem Kuchen an der Wand lehnten, Haltung an. Ein im Korridor
    patrouillierender Wächter warf ihr einen fragenden Blick zu.
    »Jetzt, Madame?«, wandte sich einer der Bediensteten an sie.
    »Was? Nein! Wartet noch!« Sie ging zu den Kommandeuren, die ein
    lebhaftes Gespräch mit einem jungen Offizier führten, und griff nach
    Lord Venturis Arm.
    »Oh, mein lieber Charles, willst du uns schon so früh verlassen?«
    Lord Venturi fragte sich nicht, woher Madame seinen Vornamen
    kannte. Er hatte ziemlich viel Sekt getrunken und sah keinen Grund,
    warum attraktive Frauen eines gewissen Alters nicht seinen Vornamen
    kennen sol ten.
    »Oh, es sind noch ein oder zwei Widerstandsnester übrig«, sagte er.
    »Nichts, um das du dir Sorgen machen müsstest, Madame.«
    »Es ist ein verdammt großes Widerstandsnest«, brummte Lord
    Selachii in seinen Schnurrbart.
    »Sie haben die Große Marie zerstört, Herr«, sagte der glücklose
    Kurier. »Und sie…«
    »Kann Major Sitzgut-Stehschnell keinen Haufen aus dämlichen
    Wächtern, Zivilisten und einigen Veteranen mit Gartengabeln
    überlisten?«, fragte Lord Venturi, der keine Ahnung hatte, welchen
    Schaden eine Gartengabel anrichten konnte, wenn man sie aus einer
    Höhe von sechs Metern warf.
    »Das ist es ja, Herr. Es sind Veteranen, und sie kennen al e…«
    »Und die Zivilisten?«, fragte Venturi. »Unbewaffnete Zivilisten?«
    Der Kurier war ein Oberleutnant und sehr nervös. Er fand nicht die
    richtigen Worte, um zu erklären, dass der Ausdruck »unbewaffnete
    Zivilisten« nicht genau den Kern der Sache traf, wenn damit hundert
    Kilo schwere Schlachter gemeint waren, die einen Fleischerhaken in der
    einen Hand und ein großes Messer in der anderen hielten. Junge Leute,
    die zum Militär gegangen waren, um eine Uniform und ein eigenes Bett
    zu bekommen, erwarteten keine solche Behandlung.
    »Bitte um Erlaubnis, ganz offen sprechen zu dürfen, Herr«, sagte der
    Oberleutnant.
    »Lass hören!«
    »Die Männer bringen es einfach nicht übers Herz, Herr. Sie wären
    sofort bereit, einen Klatschianer zu töten, Herr, aber… Einige der alten
    Soldaten kommen aus dem

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