Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Nadel.

Titel: Die Nadel. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follettl
Vom Netzwerk:
und ihre Gesäßhälften ergriff. Lucy blickte in sein Gesicht und
     wußte, daß er nun bereit war, seine Beherrschung aufzugeben und sich in ihr zu
     verlieren. Das erregte sie noch mehr; als er sich, das Gesicht zu einer Maske des Schmerzes
     verzogen, aufbäumte und ein Stöhnen sich ihm entrang, da schlang sie die Beine um seine
     Hüften und überließ sich ihrer eigenen Ekstase. Und dann endlich hörte sie die
     Trompetenstöße und Donnerschläge und das Schlagen der Zimbeln, die Lawrence versprochen
     hatte.
    Eine lange Zeit herrschte Schweigen. Lucy war es so heiß, als glühe
     sie. Als sie weniger schwer atmeten, konnte sie den Sturm draußen toben hören. Henry lag
     auf ihr, aber sie wollte nicht, daß er sich bewegte – sie genoß sein Gewicht und den
     schwachen Schweißgeruch seiner weißen Haut. Von Zeit zu Zeit strich er mit den Lippen
     über ihre Wange.
    Er war der ideale Partner für ein Verhältnis, da er mehr über
     ihren Körper wußte als sie selbst. Sein eigener Körper war sehr attraktiv: Die Schultern
     waren breit und muskulös, Taille und Hüften schmal, die Beine lang, kräftig und
     behaart. Lucy glaubte, daß er ein paar Narben hatte, war sich aber nicht sicher. Stark,
     zärtlich und männlich. Perfekt. Sie wußte, daß sie sich jedoch nie in ihn verlieben,
     nie den Wunsch verspüren würde, mit ihm durchzubrennen und ihn zu heiraten. In seinem
     tiefstenInnern fühlte sie etwas Kaltes und Hartes – seine Reaktion,
     als sie in das Zimmer gekommen war, war höchst ungewöhnlich gewesen und die Erklärung
     ebenso . . . aber sie wollte darüber nicht nachdenken. Doch es gab da einen Teil von ihm,
     der anderswo gebunden war . . . Sie würde ihn auf Distanz halten müssen und vorsichtig
     mit ihm umgehen wie mit einer gefährlichen Droge.
    Nicht, daß sie viel Zeit haben
     würde, süchtig zu werden. In kaum mehr als vierundzwanzig Stunden würde er verschwunden
     sein.
    Lucy bewegte sich endlich. Er rollte sofort von ihr herunter und drehte sich
     auf den Rücken. Sie stützte sich auf einen Ellbogen und betrachtete seinen nackten
     Körper. Ja, er hatte Narben: eine lange auf der Brust und eine kleine, die wie ein Stern
     aussah – sie mochte von einer Brandwunde stammen –, auf der Hüfte. Sie rieb mit der
     Handfläche über seine Brust.
    »Es ist nicht sehr damenhaft, aber ich möchte mich
     bedanken«, sagte sie.
    Er streckte die Hand aus, um ihre Wange zu berühren, und
     lächelte. »Du bist sehr damenhaft.«
    »Du weißt nicht, was du getan hast. Du hast
     – «
    Er legte einen Finger auf ihre Lippen. »Ich weiß genau, was ich getan
     habe.«
    Sie biß in seinen Finger und legte dann seine Hand auf ihre Brust. Er
     streichelte ihre Brustwarze. »Bitte, mach’s noch einmal«, sagte Lucy.
    »Ich
     glaube nicht, daß ich’s kann«, antwortete er.
    Doch er konnte.
    Lucy verließ ihn zwei Stunden nach Tagesanbruch. Ein leises Geräusch
     drang aus dem anderen Schlafzimmer, und da schien ihr plötzlich einzufallen, daß sie
     einen Mann und einen Sohn im Haus hatte. Faber wollte ihr sagen, daß es keine Rolle
     spielte, daß sie beide nicht den geringsten Grund hatten, sich um das zu sorgen, was ihr
     Mann wissen oder denken mochte. Aber erschwieg und ließ sie gehen. Lucy
     küßte ihn noch einmal sehr leidenschaftlich. Dann stand sie auf, zog ihr zerknittertes
     Nachthemd glatt und schlich auf Zehenspitzen hinaus.
    Faber blickte ihr nach. Die
     hat’s in sich, dachte er. Er ließ sich wieder auf den Rücken sinken und betrachtete die
     Decke. Sie war recht naiv und sehr unerfahren, aber trotzdem war sie sehr gut gewesen. Ich
     könnte mich in sie verlieben, dachte er.
    Er stand auf und holte die Filmdose und
     das Messer mit der Scheide unter dem Bett hervor. Sollte er sie weiterhin am Körper
     tragen? Vielleicht würde er tagsüber mit ihr schlafen wollen . . . Er beschloß, das
     Messer zu tragen – ohne es würde er sich nicht richtig angezogen vorkommen – und die
     Dose irgendwo zu verstecken. Er legte sie auf die Kommode, unter seine Papiere und seine
     Brieftasche. Natürlich brach er damit alle Regeln, aber er war sicher, daß dies sein
     letzter Auftrag war; er fand, daß er es verdient hatte, sich mit einer Frau zu
     vergnügen. Es würde kaum etwas ausmachen, wenn sie oder ihr Mann die Bilder sahen –
     selbst wenn sie deren Bedeutung verstanden, was unwahrscheinlich war, was könnten sie
     dagegen schon tun?
    Er legte sich aufs Bett, stand dann aber

Weitere Kostenlose Bücher