Die Nadel.
und ihre Gesäßhälften ergriff. Lucy blickte in sein Gesicht und
wußte, daß er nun bereit war, seine Beherrschung aufzugeben und sich in ihr zu
verlieren. Das erregte sie noch mehr; als er sich, das Gesicht zu einer Maske des Schmerzes
verzogen, aufbäumte und ein Stöhnen sich ihm entrang, da schlang sie die Beine um seine
Hüften und überließ sich ihrer eigenen Ekstase. Und dann endlich hörte sie die
Trompetenstöße und Donnerschläge und das Schlagen der Zimbeln, die Lawrence versprochen
hatte.
Eine lange Zeit herrschte Schweigen. Lucy war es so heiß, als glühe
sie. Als sie weniger schwer atmeten, konnte sie den Sturm draußen toben hören. Henry lag
auf ihr, aber sie wollte nicht, daß er sich bewegte – sie genoß sein Gewicht und den
schwachen Schweißgeruch seiner weißen Haut. Von Zeit zu Zeit strich er mit den Lippen
über ihre Wange.
Er war der ideale Partner für ein Verhältnis, da er mehr über
ihren Körper wußte als sie selbst. Sein eigener Körper war sehr attraktiv: Die Schultern
waren breit und muskulös, Taille und Hüften schmal, die Beine lang, kräftig und
behaart. Lucy glaubte, daß er ein paar Narben hatte, war sich aber nicht sicher. Stark,
zärtlich und männlich. Perfekt. Sie wußte, daß sie sich jedoch nie in ihn verlieben,
nie den Wunsch verspüren würde, mit ihm durchzubrennen und ihn zu heiraten. In seinem
tiefstenInnern fühlte sie etwas Kaltes und Hartes – seine Reaktion,
als sie in das Zimmer gekommen war, war höchst ungewöhnlich gewesen und die Erklärung
ebenso . . . aber sie wollte darüber nicht nachdenken. Doch es gab da einen Teil von ihm,
der anderswo gebunden war . . . Sie würde ihn auf Distanz halten müssen und vorsichtig
mit ihm umgehen wie mit einer gefährlichen Droge.
Nicht, daß sie viel Zeit haben
würde, süchtig zu werden. In kaum mehr als vierundzwanzig Stunden würde er verschwunden
sein.
Lucy bewegte sich endlich. Er rollte sofort von ihr herunter und drehte sich
auf den Rücken. Sie stützte sich auf einen Ellbogen und betrachtete seinen nackten
Körper. Ja, er hatte Narben: eine lange auf der Brust und eine kleine, die wie ein Stern
aussah – sie mochte von einer Brandwunde stammen –, auf der Hüfte. Sie rieb mit der
Handfläche über seine Brust.
»Es ist nicht sehr damenhaft, aber ich möchte mich
bedanken«, sagte sie.
Er streckte die Hand aus, um ihre Wange zu berühren, und
lächelte. »Du bist sehr damenhaft.«
»Du weißt nicht, was du getan hast. Du hast
– «
Er legte einen Finger auf ihre Lippen. »Ich weiß genau, was ich getan
habe.«
Sie biß in seinen Finger und legte dann seine Hand auf ihre Brust. Er
streichelte ihre Brustwarze. »Bitte, mach’s noch einmal«, sagte Lucy.
»Ich
glaube nicht, daß ich’s kann«, antwortete er.
Doch er konnte.
Lucy verließ ihn zwei Stunden nach Tagesanbruch. Ein leises Geräusch
drang aus dem anderen Schlafzimmer, und da schien ihr plötzlich einzufallen, daß sie
einen Mann und einen Sohn im Haus hatte. Faber wollte ihr sagen, daß es keine Rolle
spielte, daß sie beide nicht den geringsten Grund hatten, sich um das zu sorgen, was ihr
Mann wissen oder denken mochte. Aber erschwieg und ließ sie gehen. Lucy
küßte ihn noch einmal sehr leidenschaftlich. Dann stand sie auf, zog ihr zerknittertes
Nachthemd glatt und schlich auf Zehenspitzen hinaus.
Faber blickte ihr nach. Die
hat’s in sich, dachte er. Er ließ sich wieder auf den Rücken sinken und betrachtete die
Decke. Sie war recht naiv und sehr unerfahren, aber trotzdem war sie sehr gut gewesen. Ich
könnte mich in sie verlieben, dachte er.
Er stand auf und holte die Filmdose und
das Messer mit der Scheide unter dem Bett hervor. Sollte er sie weiterhin am Körper
tragen? Vielleicht würde er tagsüber mit ihr schlafen wollen . . . Er beschloß, das
Messer zu tragen – ohne es würde er sich nicht richtig angezogen vorkommen – und die
Dose irgendwo zu verstecken. Er legte sie auf die Kommode, unter seine Papiere und seine
Brieftasche. Natürlich brach er damit alle Regeln, aber er war sicher, daß dies sein
letzter Auftrag war; er fand, daß er es verdient hatte, sich mit einer Frau zu
vergnügen. Es würde kaum etwas ausmachen, wenn sie oder ihr Mann die Bilder sahen –
selbst wenn sie deren Bedeutung verstanden, was unwahrscheinlich war, was könnten sie
dagegen schon tun?
Er legte sich aufs Bett, stand dann aber
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