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Die Nadel.

Titel: Die Nadel. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follettl
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wieder auf. Jahrelange
     Gewohnheit erlaubte es ihm einfach nicht, ein Risiko einzugehen. Er steckte die Dose
     zusammen mit seinen Papieren in die Jackentasche. Nun konnte er beruhigt sein.
    Faber
     hörte die Stimme des Kindes, darauf Lucys Schritte, als sie die Treppe hinunterging, und
     David, der sich zum Badezimmer schleppte. Er würde aufstehen und mit der Familie
     frühstücken müssen. Er wollte jetzt ohnehin nicht schlafen.
    Er trat ans Fenster,
     gegen das der Regen trommelte, und sah zu, wie der Sturm wütete, bis er hörte, wie sich
     die Badezimmertür öffnete. Dann zog er seine Pyjamajacke an und ging ins Bad, um sich zu
     rasieren. Er benutzte Davids Rasiermesser, ohne um Erlaubnis gebeten zu haben.
    Es
     schien nun bedeutungslos geworden zu sein.

VIERTER TEIL – KAPITEL 24
    rwin Rommel hatte gleich
     gewußt, daß er sich mit Heinz Guderian streiten würde.
    Der Generalinspekteur der
     Panzertruppen war genau der Typ von preußischem Offizier, den Rommel haßte. Er kannte ihn
     schon eine ganze Weile. Sie hatten beide zu Beginn ihrer militärischen Laufbahn das
     Jägerbataillon Goslar befehligt und waren einander während des Polenfeldzuges wieder
     begegnet. Als Rommel seines Kommandos in Afrika enthoben wurde, hatte er Guderian als
     seinen Nachfolger empfohlen, da er wußte, daß der Feldzug ohnehin nicht mehr zu gewinnen
     war. Der Winkelzug hatte sich als Fehlschlag erwiesen, da Guderian damals nicht in Hitlers
     Gunst stand und die Empfehlung deshalb kurzerhand abgewiesen wurde.
    Der
     Generalinspekteur war nach Rommels Meinung einer von den Männern, die sich beim Trinken im
     Herrenklub ein seidenes Taschentuch aufs Knie legen, um sich ihre Bügelfalte nicht zu
     verderben. Er war Offizier, weil sein Vater Offizier und sein Großvater reich gewesen
     war. Rommel, der Lehrersohn, der in nur vier Jahren vom Oberstleutnant zum Feldmarschall
     aufgestiegen war, verachtete diese militärische Kaste, zu der er nie gehört hatte.
    Jetzt starrte er über den Tisch hinweg den General an, der bei den französischen
     Rothschilds beschlagnahmten Cognac schlürfte. Guderian und sein Gesinnungsgenosse General
     Geyr von Schweppenburg waren in Rommels Hauptquartier bei La Roche-Guyon in Nordfrankreich
     gekommen, um ihn zu instruieren, welche Bereitstellungsräume seine Truppen zu beziehen
     hatten. Rommels Reaktion auf solche Besuche reichte von Ungeduld bis Wut. Seiner Ansicht
     nach hatte der Generalstab die Aufgabe, für verläßliche Feindaufklärung und
     regelmäßigen Nachschub zu sorgen. Seine Erfahrung in Afrika hatte ihn allerdings gelehrt,
     daß der Generalstab beidem nicht gewachsen war.
    Guderian hatte einen kleinen
     blonden Schnurrbart, und in seinenAugenwinkeln saßen so viele Falten,
     daß er ständig zu grinsen schien. Er war groß und gutaussehend, was ihn dem kleinen,
     häßlichen, kahl werdenden Rommel nicht sympathischer machte. Guderian wirkte entspannt
     – und jeder deutsche Generalstabsoffizier, der so etwas angesichts der herrschenden
     Kriegslage noch fertigbrachte, mußte verrückt sein. Auch die Mahlzeit, die sie gerade
     beendet hatten – Kalbfleisch und Wein aus weiter südlichen Gebieten –, rechtfertigte
     eine solche Haltung nicht.
    Rommel blickte aus dem Fenster und sah zu, wie der Regen
     von den Linden in den Hof tropfte, während er darauf wartete, daß Guderian das Gespräch
     eröffnete. Als dieser schließlich zu sprechen begann, wurde sofort deutlich, daß der
     Generalinspekteur darüber nachgedacht hatte, wie er seine Argumente am besten vortragen
     solle. Er hatte sich für den indirekten Weg entschieden.
    »In der Türkei werden
     die britische 9. und 10. Armee mit der türkischen Armee an der Grenze nach Griechenland
     zusammengezogen. In Jugoslawien nimmt die Partisanentätigkeit stark zu. Die Franzosen in
     Algerien bereiten sich darauf vor, an der Riviera zu landen. Die Russen scheinen in
     Schweden landen zu wollen, und in Italien sind die Alliierten drauf und dran, auf Rom zu
     marschieren.
    Es gibt weniger gravierende Anzeichen – auf Kreta wurde ein General
     entführt; in Lyon hat man einen Geheimdienstoffizier erschossen; eine Radarstation auf
     Rhodos, die angegriffen wurde; ein Flugzeug, das falsch gewartet wurde und in der Nähe von
     Athen abstürzte; ein Kommandoüberfall auf Sagvaag; eine Explosion in der Sauerstoff-
     Fabrik in Boulogne-sur-Seine; ein entgleister Munitionszug in den Ardennen; ein Brand in
     einem Treibstoffdepot

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