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Die Nadel.

Titel: Die Nadel. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follettl
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Flugmeldekorps –, aber wir
     können ihn nicht erreichen. Wahrscheinlich hat er das Gerät auf ?Senden? eingestellt. Er
     ist alt.«
    »Der Schafzüchter klingt vielversprechender«, meinte Terry »Wenn er auf
     Draht ist, könnte er deinen Spion erwischen.«
    Godliman schüttelte den Kopf. »Der
     arme Kerl sitzt im Rollstuhl.«
    »Mein Gott, wir haben wirklich kein Glück.«
    »Nein«, sagte Godliman. »Alles Glück ist auf der Seite der Nadel.«

SECHSTER TEIL – KAPITEL 33
    ucy wurde ganz ruhig, ein
     Betäubungsmittel schien allmählich ihre Empfindungen zu vereisen, ihre Emotionen
     abzutöten und ihre Sinne zu schärfen. Immer seltener lähmte sie der Gedanke, daß sie
     das Haus mit einem Mörder teilte, und eine kaltblütige Wachsamkeit hatte von ihr Besitz
     ergriffen, die sie selbst überraschte.
    Während sie ihrer Hausarbeit nachging und
     um Henry herumfegte, der im Wohnzimmer saß und einen Roman las, fragte sie sich, wieviel
     er von der Veränderung ihrer Gefühle bemerkt hatte. Ihm entging wenig, und bei der
     Auseinandersetzung um den Wagen hatte er eine gewisse Vorsicht, wenn nicht sogar
     unverhohlenen Argwohn gezeigt. Er mußte gewußt haben, daß irgend etwas sie aus der
     Fassung gebracht hatte. Andererseits war sie schon vor seiner Abfahrt verstimmt gewesen, da
     Jo sie zusammen im Bett entdeckt hatte. Vielleicht meinte er, daß dies die einzige Ursache
     für ihr Verhalten war.
    Lucy hatte das merkwürdige Gefühl, daß Henry genau
     wußte, was in ihr vorging, aber lieber so tat, als sei nichts geschehen.
    Sie
     hängte ihre Wäsche zum Trocknen auf ein Wäschereck in der Küche. »Tut mir leid, aber
     ich kann nicht ewig warten, bis der Regen aufhört.«
    Er schaute gleichgültig auf
     die Sachen und sagte: »Das macht nichts.« Dann ging er zurück ins Wohnzimmer.
    Unter den nassen Kleidungsstücken war eine vollständige Garnitur sauberer, trockener
     Sachen für Lucy.
    Zum Lunch machte sie nach einem Sparrezept eine
     Gemüsepastete. Sie rief Jo und Henry zum Essen und trug die Mahlzeit auf.
    Davids
     Flinte lehnte in einer Ecke der Küche. Lucy sagte: »Ich habe nicht gern ein geladenes
     Gewehr im Haus, Henry.«
    »Ich bringe es nach dem Lunch hinaus«, antwortete
     er. »Die Pastete schmeckt gut.«
    »Bah«, sagte Jo.
    Lucy nahm die Flinte und legte sie auf den Küchenschrank. »Mit ist
     wohler, wenn Jo sie nicht erreichen kann.«
    »Wenn ich erwachsen bin, will ich
     Deutsche erschießen«, erklärte Jo.
    »Ich möchte, daß du heute nachmittag
     schläfst«, entgegnete Lucy ihm.
    Sie ging ins Wohnzimmer und nahm eine von Davids
     Schlaftabletten aus dem Fläschchen im Schrank. Zwei Tabletten waren eine starke Dosis für
     einen Mann von 160 Pfund, also sollte eine Vierteltablette ausreichen, daß ein Junge von
     fünfzig Pfund einen Nachmittag lang schläft. Sie legte ein Viertel auf einen Löffel,
     zerdrückte es mit dem Rücken eines weiteren Löffels und rührte das Pulver in ein
     kleines Glas Milch. Dann gab sie Jo das Glas und sagte: »Trink das aus!«
    Henry sah
     zu und sagte nichts.
    Nach dem Lunch legte sie Jo mit einem Stapel Bücher auf das
     Sofa. Er konnte natürlich nicht lesen, aber er hatte die Geschichten so oft vorgelesen
     bekommen, daß er sie auswendig kannte. Er konnte die Seiten der Bücher umschlagen, sich
     die Bilder ansehen und den Text der jeweiligen Seiten aus dem Gedächtnis wiederholen.
    »Möchtest du etwas Kaffee?« fragte sie Henry.
    »Echten Kaffee?« Er war
     überrascht.
    »Ich habe einen kleinen Vorrat.«
    »Ja, gern!«
    Er
     beobachtete sie, während sie den Kaffee machte. Vielleicht fürchtete er, daß sie
     versuchen könnte, auch ihm Schlaftabletten zu geben. Sie hörte Jos Stimme aus dem
     Nebenzimmer: »Ich habe gesagt: ?Ist jemand zu Hause?? rief Pu sehr
     laut. ?Nein!? antwortete eine Stimme ...« – und er lachte herzhaft, wie er es
     bei diesem Scherz immer tat. O Gott, dachte Lucy, laß Jo nichts passieren!
    Sie goß
     den Kaffee ein und nahm Henry gegenüber Platz. Er griff über den Tisch hinweg und hielt
     ihre Hand. Eine Weile saßen sie schweigend da, nippten an ihrem Kaffee und lauschten dem
     Regen und Jos Stimme.
    »?Wie lange braucht man, um dünn zu werden?? fragte Pu angstvoll. ?Ungefähr eine Woche, glaube ich.? – ?Aber ich kann keine ganze Woche hierbleiben!?«
    Seine Stimme begann schläfrig zu klingen, und dann war er still. Lucy ging zu ihm hinüber
     und deckte ihn zu. Sie hob das Buch auf, das aus seinen

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