Die Nadel.
Longman.
»Longman?«
»Was sollen wir tun, wenn
wir das U-Boot entdecken?«
»Es mit Bordwaffen beschießen natürlich. Ein paar
Granaten abwerfen. Ihm die Hölle heiß machen.«
»Aber wir sind Jagdflieger, Sir
– wie sollen wir mit einem U-Boot fertig werden. Das ist doch was für Schlachtschiffe,
oder?«
Blenkinsop seufzte. »Wie gewöhnlich dürfen diejenigen, denen bessere
Methoden eingefallen sind, den Krieg zu gewinnen, direkt an Mr. Winston Churchill, 10
Downing Street, London Südwest 1, schreiben. Nun, gibt’s also noch Fragen – im
Gegensatz zu dämlicher Kritik?«
Es gab keine Fragen.
Bloggs dachte darüber nach, daß die letzten Kriegsjahre einen neuen Typ
des RAF-Offiziers geschaffen hatten. Er saß im Bereitschaftsraum in einem weichen Sessel
dicht neben dem Feuer, lauschte, wie der Regen auf das Blechdach trommelte, und döste ab
und zu ein. Die Piloten der Battle of Britain hatten unverbesserlich munter gewirkt
mit ihrem Studentenslang, ihrer ständigen Trinkerei, ihrer Unermüdlichkeit und ihrer
unbekümmerten Mißachtung des Flammentodes, dem sie jeden Tag ins Auge sahen. Dieser
schülerhafte Heldenmut hatte jedoch nicht ausgereicht, sie auch die folgenden Jahre
hindurch bei Laune zu halten, als sich der Schwerpunkt des Kriegsgeschehens in weit von der
Heimat entfernte Schauplätze verlagert hatte und die bravourösen Einzelleistungen in den
Luftkämpfen abgelöst wurdenvom mechanischen Einerlei der
Bombenflüge. Die Piloten tranken immer noch und hatten ihre eigene Sprechweise, doch sie
wirkten älter, härter und zynischer. Nichts erinnerte mehr an Tom Brown’s
Schultage . Bloggs rief sich ins Gedächtnis, was er mit dem armen Wald- und
Wieseneinbrecher in der Polizeistelle in Aberdeen gemacht hatte, und er kam zu dem Schluß:
Es geht uns allen nicht anders.
Sie saßen sehr still um ihn herum. Einige dösten
wie er selbst, andere lasen Bücher oder beschäftigten sich mit Brettspielen. In einer
Ecke lernte ein bebrillter Navigator Russisch.
Während Bloggs den Raum mit
halbgeschlossenen Augen überblickte, trat ein weiterer Pilot ein, der anscheinend im Krieg
nicht gealtert war. Er grinste breit über ein frisches Gesicht, das aussah, als müsse es
höchstens einmal in der Woche rasiert werden. Seine Jacke war geöffnet. Er trug seine
Lederkappe in der Linken und ging schnurgerade auf Bloggs zu.
»Kriminalinspektor
Bloggs?«
»Das bin ich.«
»Famos, famos. Ich bin Ihr Pilot, Charles
Calder.«
»Freut mich.« Bloggs schüttelte ihm die Hand.
»Die Mühle steht
bereit, fliegt prächtig. Sie wissen sicher, daß es ein Wasserflugzeug ist.«
»Ja.«
»Famos, famos. Wir landen auf dem Meer, lassen uns bis auf zehn Meter an
den Strand herangleiten und setzen Sie in einem Schlauchboot aus.«
»Dann warten
Sie, bis ich zurückkomme.«
»Richtig. Jetzt brauchen wir nur noch geeignetes
Wetter.«
»Ja. Hören Sie, Charles. Ich habe diesen Burschen sechs Tage und Nächte
durch das ganze Land verfolgt. Jetzt hole ich etwas Schlaf nach, so gut es geht. Sie haben
doch nichts dagegen?«
»Natürlich nicht!« Der Pilot setzte sich und holte ein
dickes Buch unter seiner Jacke hervor. »Muß was für meine Bildung tun«, sagte
er. »Krieg und Frieden.«
»Famos, famos«, gab Bloggs zurück und schloß die Augen.Percival
Godliman und sein Onkel Colonel Terry saßen nebeneinander im Kartenraum, tranken Kaffee und
klopften die Asche ihrer Zigaretten in einen Feuerlöscheimer auf dem Boden. Godliman
wiederholte sich.
»Mir fällt nichts mehr ein, was wir noch tun könnten.«
»Ich weiß.«
»Die Korvette ist schon da, und die Jäger sind in ein paar Minuten
auch zur Stelle. Das U-Boot gerät also sofort unter Feuer, wenn es sich an der Oberfläche
zeigt.«
»Wenn man es sieht.«
»Die Korvette setzt so schnell wie möglich
einen Landungstrupp aus. Bloggs wird kurz danach eintreffen, und die Küstenwache bildet die
Nachhut.«
»Aber keiner von ihnen kann garantieren, rechtzeitig da zu sein.«
»Ich weiß«, sagte Godliman müde. »Wir haben getan, was wir können, aber ist es
genug?«
Terry steckte sich eine weitere Zigarette an. »Was ist mit den Bewohnern der
Insel?«
»Ach ja. Es gibt dort nur zwei Häuser. In einem wohnen ein Schafzüchter und
seine Frau – sie haben ein kleines Kind –, und in dem anderen wohnt ein alter
Schafhirte. Der Schafhirt hat einen Sender – Königliches
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