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Die Nadel.

Titel: Die Nadel. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follettl
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den Ablauf der nächsten paar Sekunden: Auf keinen Fall durfte geschossen werden.
    Watson näherte sich Faber von links, richtete die Schrotflinte auf ihn und öffnete den
     Segeltuchbeutel. Faber zog das Stilett aus dem Ärmel, ging den Mann von der Seite an und
     stach das Messer bis zum Heft nach unten in Watsons Nacken. Seine andere Hand entwand dem
     jungen Mann die Schrotflinte.
    Die beiden anderen Soldaten auf dem Ufer kamen auf ihn
     zu, und der Corporal stieg geräuschvoll von der Eiche herab.
    Faber zog das Stilett
     aus Watsons Nacken, während der Mann zusammenbrach. Der Captain nestelte an der Klappe
     seiner Pistolentasche. Faber sprang in den Hohlraum des Bootes. Das Boot schwankte, so
     daß der Captain taumelte. Faber stieß mit dem Messer nach ihm, aber er konnte den Mann
     nicht genau treffen, da dieser zu weit weg war. Die Spitze des Stiletts verfingsich im Aufschlag der Uniformjacke, schnellte dann ruckartig nach oben und
     schlitzte dem Mann das Kinn auf. Seine Hand löste sich von dem Halfter und griff nach
     der Wunde.
    Faber wirbelte herum, um sich den beiden am Ufer zuzuwenden. Einer der
     Soldaten stürzte auf ihn zu. Faber machte einen Ausfallschritt und streckte dabei den
     rechten Arm vor. Der Soldat sprang in eine acht Zoll lange Klinge hinein.
    Der
     Aufprall warf Faber um, wobei ihm das Heft der Waffe entglitt. Der Soldat fiel auf das
     Stilett. Faber lag auf den Knien. Er hatte keine Zeit, das Messer herauszuziehen, da der
     Captain sein Halfter öffnete. Faber sprang ihn an, und seine Hände fuhren dem Offizier
     ins Gesicht. Die Pistole kam zum Vorschein. Fabers Daumen bohrten sich in die Augen des
     Captains, der vor Schmerz schrie und versuchte, Fabers Arme zur Seite zu stoßen.
    Der vierte Mann landete mit einem dumpfen Aufprall im Kielraum des Bootes. Faber ließ
     von dem Captain ab, der jetzt ohnehin nichts mehr sehen und deswegen auch seine Pistole
     nicht benutzen konnte, selbst wenn er es schaffte, sie zu entsichern. Der neue Gegner hielt
     einen Polizeiknüppel in der Hand, mit dem er kraftvoll zuschlug. Faber wich nach rechts
     aus, so daß der Hieb zwar nicht seinen Kopf, dafür aber die linke Schulter traf. Sein
     linker Arm war für kurze Zeit wie gelähmt. Faber schlug mit der Handkante zu und
     erwischte den Mann im Nacken, ein kraftvoller, gezielter Hieb. Erstaunlicherweise ging der
     Mann nicht zu Boden, sondern hob erneut den Knüppel. Faber verkürzte die Distanz. Er
     hatte jetzt wieder Gefühl im linken Arm, wenngleich der höllisch wehtat. Er packte das
     Gesicht des Soldaten mit beiden Händen, stieß, drehte, stieß wieder. Das Genick des
     Mannes brach mit einem scharfen Knacken. Im selben Augenblick traf der Knüppel Faber,
     diesmal am Kopf. Er torkelte benommen zur Seite.
    Der Captain, immer noch taumelnd,
     kam ihm in die Quere. Faber stieß ihn zurück. Seine Mütze flog durch die Luft, als er
     rücklings über das Schanzdeck stolperte und mit einem Aufplatschen in den Kanal fiel.
    Der Corporal ließ sich das letzte Stück von der Eiche hinunter zu Boden
     fallen. Faber zog das Stilett aus der Brust des Soldaten, der sich selbst daran
     aufgespießt hatte, und sprang ans Ufer. Watson lebte noch, aber es würde nicht mehr lange
     dauern: Blut sprudelte aus der Wunde in seinem Nacken hervor.
    Faber und der Corporal
     standen einander gegenüber. Der Corporal hatte ein Gewehr.
    Er war außer sich vor
     Schreck. In den wenigen Sekunden, die er gebraucht hatte, um die Eiche herunterzuklettern,
     hatte dieser Fremde zwei seiner Kameraden getötet und den dritten in den Kanal
     geworfen. Entsetzen flackerte in seinen Augen.
    Faber warf einen Blick auf das
     Gewehr. Es war alt – geradezu ein Museumsstück. Wenn der Corporal irgendwelches
     Vertrauen darin gehabt hätte, hätte er es schon längst abgefeuert.
    Der Corporal
     machte einen Schritt nach vorne, und Faber bemerkte, daß er sein rechtes Bein nachzog –
     vielleicht hatte er es verletzt, als er vom Baum heruntergesprungen war. Faber trat zur
     Seite und zwang den Corporal, sein Gewicht auf das schwache Bein zu verlagern, während er
     das Gewehr weiter auf Faber gerichtet hielt. Faber schob die Schuhspitze unter einen Stein
     und kickte ihn nach oben. Die Augen des Corporals folgten dem Stein, und Faber griff
     an.
    Der Corporal drückte ab, doch nichts geschah. Die alte Flinte hatte
     Ladehemmung. Selbst wenn er gefeuert hätte, hätte er Faber verfehlt: Seine Augen waren
     auf den Stein

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