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Die Nadel.

Titel: Die Nadel. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follettl
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die ganze Invasion gefährdet – und damit der Ausgang des Krieges.
    Ich habe bereits mehr gesagt, als ich wollte, doch es ist wichtig, die Dringlichkeit vor Augen zu führen und die genauen Konsequenzen eines Fehlschlags, falls es uns nicht gelingt, die Meldung abzufangen.« Er sagte ihnen nicht, daß die Normandie das Invasionsgebiet war, noch, daß der Pas de Calais via Ostengland die Ablenkungsroute darstellte – obwohl er sich sagen mußte, daß Godliman letzteres mit Sicherheit folgern würde, sobald Bloggs ihm über seine Bemühungen Bericht erstattet hatte, den Mörder der Bürgerwehrleute zu verfolgen.
    Bloggs fragte: »Wie können Sie so sicher sein, daß der Spion Bescheid weiß?«
    Terry ging an die Tür. »Kommen Sie herein, Rodriguez.«
    Ein großer, gutaussehender Mann mit pechschwarzem Haar und einer langen Nase betrat das Zimmer und nickte Godliman und Bloggs höflich zu. »Senhor Rodriguez ist unser Mann in der portugiesischen Botschaft«, stellte Terry ihn vor. »Erzählen Sie ihnen, was passiert ist.«
    Der Mann blieb an der Tür stehen und hielt seinen Hut in der Hand. »Ein Taxi kam gegen 23 Uhr zur Botschaft. Der Fahrgast stieg nicht aus, aber der Fahrer kam mit einem Umschlag an die Tür, der an Francisco adressiert war. Der Pförtner rief mich, den Anweisungen entsprechend, und ich nahm den Umschlag entgegen. Ich kam gerade rechtzeitig, um mir die Nummer des Taxis aufzuschreiben.«
    »Ich lasse den Taxifahrer ermitteln«, sagte Terry. »In Ordnung, Rodriguez, Sie können wieder gehen. Und vielen Dank.«
    Der hochgewachsene Portugiese verließ das Zimmer. Terry übergab Godliman einen großen gelben Umschlag, der an Manuel Francisco gerichtet war. Godliman öffnete ihn – das Siegel war schon erbrochen worden – und holte einen zweiten Umschlag heraus, auf dem eine Reihe sinnloser Buchstaben stand: vermutlich ein Code.
    In dem inneren Umschlag lagen mehrere Blatt Papier, die mit der Hand beschrieben waren, und ein Satz großformatiger Photographien. Godliman untersuchte den Brief. »Sieht wie ein sehr einfacher Code aus.«
    »Das brauchst du nicht zu lesen«, sagte Terry ungeduldig. »Sieh dir die Photos an.«
    Es waren ungefähr dreißig Photographien, und Godliman betrachtete jedes einzelne, bevor er etwas sagte. Er gab sie an Bloggs weiter. »Das ist eine Katastrophe.«
    Bloggs warf einen flüchtigen Blick auf die Bilder und legte sie hin.
    »Das ist nur seine Rückversicherung«, sagte Godliman. »Die Negative hat er immer noch, und er bringt sie irgendwohin.«
    Die drei Männer saßen regungslos da, wie auf einem Stillleben. Die einzige Lichtquelle war die Bürolampe, die auf Godlimans Schreibtisch brannte. Die einstmals weißen Wände, die verdunkelten Fenster, das spärliche Mobiliar und der abgetretene Büroteppich boten kaum einen spektakulären Hintergrund für ein Drama historischer Tragweite.
    »Ich muß Churchill benachrichtigen«, erklärte Terry.
    Das Telefon klingelte; der Colonel nahm den Hörer ab. »Ja. Gut. Er soll
     sofort herkommen – aber fragen Sie ihn zuerst, wo er den Fahrgast abgesetzt hat. Was?
     Wirklich? Danke, beeilen Sie sich.« Er hängte auf. »Das Taxi hat unseren Mann am
     University College Hospital abgesetzt.«
    »Vielleicht wurde er bei dem Kampf mit den
     Bürgerwehrleuten verletzt«, mutmaßte Bloggs.
    »Wo ist das Krankenhaus?« fragte
     Terry.
    »Zu Fuß etwa fünf Minuten von Euston Station entfernt«, sagte
     Godliman. »Von Euston aus gehen Züge nach Holyhead, Liverpool, Glasgow . . . alles
     Städte, von denen aus man eine Fähre nach Irland nehmen kann.«
    »Von Liverpool
     nach Belfast«, fuhr Bloggs fort. »Dann ein Auto bis zur Grenze und hinüber nach Eire,
     während das U-Boot an der Atlantikküste auf ihn wartet. Die Strecke Holyhead – Dub-
     lin würde er wegen der Paßkontrolle nicht riskieren, und es hätte keinen Zweck, über
     Liverpool hinaus, etwa nach Glasgow, zu fahren.«
    »Fred, Sie sollten an den Bahnhof
     gehen und das Bild von Faber herumzeigen«, sagte Godliman. »Vielleicht hat jemand ihn in
     einen Zug steigen sehen. Ich telefoniere mit dem Bahnhofsvorsteher und sage, daß Sie
     kommen. Außerdem erkundige ich mich, welche Züge seit etwa 22.30 Uhr abgefahren
     sind.«
    Bloggs ergriff Hut und Mantel. »Ich beeile mich.«
    Godliman nahm den
     Hörer von der Gabel. »Ja, wir müssen uns wirklich beeilen.«
    In Euston Station waren immer noch viele Leute. Obwohl der Bahnhof
     normalerweise gegen Mitternacht

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