Die Nadel.
schreiben.
Natürlich gab es keinen Postverkehr zwischen England und
Deutschland. Die Post mußte über ein neutrales Land laufen. Alle Briefe dieser Art wurden
bestimmt zensiert. Er könnte einen Code benutzen, aber das war sinnlos: Er mußte die
Bilder schicken, denn es kam auf die Beweise an.
Es gab eine Route, allerdings eine
alte. In der portugiesischen Botschaft in London arbeitete ein Diplomat, der aus
politischen Gründen und weil er hohe Bestechungssummen einstrich, mit Deutschland
sympathisierte. Er würde Mitteilungen mit der Diplomatenpost an die Deutsche Botschaft in
Lissabon weiterleiten. Die Route war zu Beginn des Jahres 1939 eröffnet worden. Er hatte
sie nur einmal benutzt. Canaris hatte wissen wollen, ob sie auch funktionierte.
Damals hatte sie funktioniert.
Aus Gründen, die er selbst nicht verstand,
erfüllte ihn Wut. Er haßte es, sich auf andere verlassen zu müssen. Die Route bestand
vielleicht nicht mehr oder war unsicher geworden; in diesem Fall würden die Briten
entdecken, daß er ihrem Geheimnis auf die Spur gekommen war.
Eine Grundregel der
Spionage besagt, daß der Gegner nicht wissen darf, welches seiner Geheimnisse man
herausgefunden hat, damit der Wert der Entdeckung nicht zunichte gemacht wird. Doch diese
Gefahr bestand hier nicht. Was könnten die Briten mit ihrem Wissen schon anfangen? Das
Problem der Eroberung Frankreichs würde weiter bestehen.
Faber hatte sich
entschieden. Die meisten Argumente sprachen zweifellos dafür, sein Geheimnis dem
Kontaktmann in der portugiesischen Botschaft anzuvertrauen.
Obwohl sich in ihm alles
dagegen sträubte, setzte er sich hin, um einen Brief zu schreiben.
DRITTER TEIL – KAPITEL 14
rederick Bloggs hatte
einen unerfreulichen Nachmittag auf dem Lande verbracht.
Als vier besorgte Ehefrauen
ihrer örtlichen Polizeiwache gemeldet hatten, daß ihre Männer nicht nach Hause gekommen
waren, hatte ein Dorfschutzmann unter Einsatz seiner begrenzten logischen Fähigkeiten
messerscharf geschlossen, daß eine ganze Streife der Bürgerwehr vermißt wurde. Er war
recht sicher, daß die Männer sich einfach verlaufen hatten – schließlich waren sie
alle taub, blöde oder senil, sonst wären sie in der Armee –, aber er hatte trotzdem
seine vorgesetzte Dienststelle benachrichtigt, um sich abzusichern. Dem Sergeant im
Einsatzraum, der die Meldung entgegengenommen hatte, war sofort klargewesen, daß die
vermißten Männer sich in der Nähe eines militärischen Sperrgebiets befunden hatten. Er
hatte seinem Inspektor Bericht erstattet, der Scotland Yard verständigte. Scotland Yard
hatte jemanden vom Special Branch entsandt und den MI5 informiert, der Bloggs schickte.
Der Mann vom Special Branch war Harris, der auch den Mord in Stockwell bearbeitet
hatte. Er und Bloggs trafen einander im Zug; die Lokomotive gehörte zu den Modellen aus
dem Wilden Westen, welche die Amerikaner den Engländern wegen des großen Mangels an
rollendem Material ausgeliehen hatten. Harris erneuerte seine Einladung zu einem
sonntäglichen Dinner, und Bloggs erklärte wieder, daß er sonntags meistens arbeite.
Nachdem sie ausgestiegen waren, besorgten sie sich Räder, um auf dem Treidelpfad am
Kanal entlangzufahren, bis sie auf den Suchtrupp trafen. Harris, der zehn Jahre älter und
einen halben Zentner schwerer war als Bloggs, fand die Fahrt äußerst anstrengend.
Sie stießen unter einer Eisenbahnbrücke auf einen Teil der Suchmannschaft. Harris war
froh, vom Rad steigen zu können. »Haben Sie was gefunden?« fragte er. »Leichen?«
»Nein, ein Boot«, sagte ein Polizist. »Wer sind Sie?«
Sie
stellten sich vor. Ein Schutzmann in Unterhosen tauchte hinunter, um das Boot zu
untersuchen. Er kam mit einem Stöpsel in der Hand wieder hoch.
Bloggs warf Harris
einen Blick zu. »Absichtlich versenkt?«
»Sieht so aus.« Harris wandte sich an
den Taucher. »Haben Sie sonst noch was gesehen?«
»Das Boot ist noch nicht lange
da unten und in gutem Zustand. Der Mast wurde umgelegt, er ist nicht abgebrochen.«
»Sie haben in der kurzen Zeit sehr viel herausgefunden«, sagte Harris lobend.
»Ich bin Freizeitsegler«, antwortete der Taucher.
Harris und Bloggs bestiegen
ihre Räder und fuhren weiter. Als sie dem Haupttrupp begegneten, waren die Leichen
gefunden worden.
»Ermordet, alle vier«, sagte der leitende Inspektor. »Captain
Langham, Corporal Lee und die Soldaten Watson und
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