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Die Nadel.

Titel: Die Nadel. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follettl
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landwirtschaftliche Zwecke zugeteilt worden war, Schauspieler vom Theater ins Savoy-Hotel
     gefahren hatte. Durch unaufhörliche Propaganda wurde den Leuten eingehämmert, daß ein
     Lancaster-Bomber 18 000 Liter benötigte, um die Ruhr zu erreichen. An sich hätte Faber
     nichts mehr Spaß gemacht, als Benzin zu verschwenden, das sonst dazu benutzt worden wäre,
     seine Heimat zu bombardieren. Aber es wäre eine unerträgliche Ironie des Schicksals,
     jetzt – mit den Filmen, die er sich in einer kleinen Dose an die Brust geklebt hatte –
     angehalten und wegen eines Rationierungsvergehens verhaftet zu werden.
    Es war
     schwierig. Der größte Teil des Verkehrs war militärischer Art, doch er besaß keine
     Militärpapiere. Er konnte auch schlecht behaupten, er befördere wichtige Transportgüter,
     weil nichts dergleichen im Auto war. Er runzelte die Stirn. Wer war sonst noch unterwegs?
     Matrosen auf Heimaturlaub, Amtspersonen, ein paar seltene Erholungsuchende, Fachleute
     . . . Das wares. Er würde sich als Ingenieur ausgeben, als Spezialist
     für etwas so Ausgefallenes wie hitzefeste Getriebeöle, der nach Inverness fuhr, um ein
     Herstellungsproblem in einer Fabrik zu lösen. Wenn er gefragt wurde, in welcher Fabrik,
     würde er behaupten, sie sei geheim. (Sein angebliches Ziel mußte weit weg von dem
     wirklichen liegen, damit niemals jemand, der hundertprozentig wußte, daß es einen solchen
     Betrieb überhaupt nicht gab, ihm peinliche Fragen stellen konnte.) Er bezweifelte, daß
     technische Berater je Latzhosen wie die trugen, die er den alten Schwestern gestohlen hatte
     – aber im Krieg war alles möglich.
    Nach diesen Überlegungen fühlte er sich
     einigermaßen sicher vor zufälligen Kontrollen. Die Gefahr, von jemandem angehalten zu
     werden, der gezielt nach dem flüchtigen Spion Henry Faber suchte, war allerdings etwas
     anderes. Sie hatten das Bild –
    Sie kannten sein Gesicht. Sein Gesicht!
    – und würden bald auch die Beschreibung des Autos besitzen, mit dem er fuhr. Er glaubte
     nicht, daß sie Straßensperren errichten würden, da sie sein Ziel nicht kannten. Aber er war
     davon überzeugt, daß bald jeder Polizist des Landes nach einem grauen Morris Cowley mit der
     Nummer MLN 29 Ausschau halten würde.
    Wenn er auf dem flachen Land entdeckt wurde,
     würde man ihn nicht sofort fangen können, denn Landpolizisten hatten Fahrräder, keine
     Autos. Doch der Polizist würde seine vorgesetzte Dienststelle anrufen, und innerhalb von
     Minuten würden Autos die Verfolgung aufnehmen. Sollte er einen Polizisten sehen – so
     entschied er –, würde er den Morris stehenlassen, einen anderen Wagen stehlen und von
     seiner ursprünglichen Route abweichen. Im spärlich bevölkerten schottischen Tiefland
     bestanden jedoch gute Chancen, daß er auf der ganzen Fahrt nach Aberdeen nicht an einem
     einzigen Landpolizisten vorbeikommen würde. Dagegen war die Gefahr, in einer Stadt von einem
     Polizeiwagen gejagt zu werden, sehr groß. Er würde kaum entkommen können: Sein Auto war alt
     und relativ langsam, und Polizisten waren meistens gute Fahrer. Dann könnte ersich nur noch zu Fuß davonmachen und hoffen, in Seitengassen oder in der Menge
     unterzutauchen. Faber dachte daran, das Auto stehenzulassen und jedesmal ein anderes zu
     stehlen, wenn er gezwungen war, durch eine größere Stadt zu fahren. Dann würde er
     allerdings eine unübersehbare Spur für den MI5 hinterlassen. Vielleicht war ein Kompromiß
     die beste Lösung: Er würde zwar die Städte nicht meiden, aber dort nach Möglichkeit nur
     Nebenstraßen benutzen. Er blickte auf die Uhr. Gegen Sonnenuntergang würde er Glasgow
     erreichen, und danach würde die Dunkelheit ihn begünstigen.
    Es war keine
     zufriedenstellende Lösung, aber wenn man die absolute Sicherheit sucht, darf man nicht Spion
     werden.
    Auf dem Gipfel des eintausend Fuß hohen Beattock begann es zu regnen. Faber
     stoppte den Wagen und stieg aus, um das Leinenverdeck hochzuklappen. Die Luft war drückend
     warm. Faber blickte nach oben. Der Himmel hatte sich rasch bewölkt. Es sah nach einem
     Gewitter aus.
    Während er weiterfuhr, entdeckte er einige Mängel an dem kleinen
     Auto. Wind und Regen drangen durch mehrere Risse im Verdeck, und der kleine Scheibenwischer,
     der die obere Hälfte der Windschutzscheibe säuberte, lieferte nur einen tunnelartigen
     Ausblick auf die vor ihm liegende Straße. Als das Gelände immer hügeliger wurde, begann der
     Motor

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