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Die Nadel.

Titel: Die Nadel. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ken Follettl
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Rationierung ist sowieso nicht mein Gebiet. Wie schnell fährt der Wagen?«
    »Wir
     fahren nie mehr als dreißig Meilen.«
    Bloggs blickte auf seine Armbanduhr. »Auch
     bei dem Tempo könnte er jetzt schon 75 Meilen weit sein.« Er stand auf. »Ichmuß die Einzelheiten nach Liverpool durchgeben. Sie haben kein Telefon,
     nicht wahr?«
    »Nein.«
    »Was für ein Morris ist es?«
    »Ein
     Cowley. Norman nannte ihn immer Bullnose.«
    »Farbe?«
    »Grau.«
    »Kennzeichen?«
    »MLN 29.«
    Bloggs notierte alles.
    »Meinen Sie,
     daß wir unser Auto je wiederbekommen?« fragte Emma.
    »Das nehme ich an – aber es
     wird vielleicht nicht mehr in sehr gutem Zustand sein. Wenn jemand ein gestohlenes Auto
     fährt, geht er meistens nicht sehr rücksichtsvoll damit um.« Bloggs begab sich zur
     Tür.
    »Ich hoffe, daß Sie ihn fangen«, rief Emma.
    Jessie begleitete ihn
     hinaus. Sie hielt immer noch die Schrotflinte umklammert. An der Tür zupfte sie Bloggs am
     Ärmel und flüsterte mit deutlich vernehmbarer Stimme: »Sagen Sie, was ist er? Ein
     Ausbrecher? Ein Mörder? Hat er jemanden vergewaltigt?«
    Bloggs schaute die kleine
     Frau an. Ihre grünen Augen glänzten vor Aufregung. Sie würde alles glauben, was er ihr
     erzählte.
    Er neigte den Kopf, um ihr ins Ohr zu flüstern. »Sagen Sie’s keiner
     Seele, er ist ein deutscher Spion.«
    Sie kicherte vor Entzücken. Offensichtlich sah
     sich dieser junge Mann dieselben Filme an wie sie.

DRITTER TEIL – KAPITEL 17
    urz nach Mittag
     überquerte Faber die Sark Bridge und hatte damit Schottland erreicht. Er kam am Sark Toll
     Bar House vorbei, einem niedrigen Gebäude mit einem Schild, das es als erstes Haus in
     Schottland auswies; über der Tür befand sich eine Tafel, deren Aufschrift, die er nicht
     ganz entziffern konnte, sich irgendwie auf Eheschließungen bezog. Eine Viertelmeile
     weiter, als er in das Dorf Gretna hineinfuhr, wurde ihm klar, worum es ging: Hierher kamen
     die durchgebrannten Liebespaare, um zu heiraten.
    Die Straßen waren nach dem
     morgendlichen Regen immer noch feucht, aber die Sonne trocknete sie rasch. Schilder mit
     Verkehrszeichen oder Ortsnamen, die man seinerzeit wegen einer drohenden Landung der
     Deutschen überall abmontiert hatte, waren hier schon wieder aufgestellt worden. Faber fuhr
     durch eine Reihe kleinerer Dörfer im Tiefland: Kirkpatrick, Kirtlebridge, Ecclefechan. Die
     offene Landschaft tat ihm wohl; die grünen Moore glänzten in der Sonne.
    Er hatte
     in Carlisle haltgemacht, um zu tanken. Der Tankwart, eine Frau mittleren Alters mit einer
     ölverschmierten Schürze, hatte keine unangenehmen Fragen gestellt. Faber hatte den Tank
     und den Reservekanister am rechten Trittbrett füllen lassen.
    Er war sehr zufrieden
     mit dem kleinen Zweisitzer, der trotz seines Alters noch fünfzig Meilen pro Stunde
     schaffte. Der vierzylindrige 1548-ccm-Motor arbeitete gleichmäßig und unermüdlich,
     während der Wagen die schottischen Hügel hinauf- und hinabfuhr. Die durchgehenden
     Ledersitze waren äußerst bequem. Er ließ die Hupe ertönen, um ein verirrtes Schaf zu
     verscheuchen.
    Er fuhr durch den kleinen Marktflecken Lockerbie, nahm die malerische
     Johnstone Bridge über den Annan und fuhr nach Beattock Summit hoch. Es fiel ihm plötzlich
     auf, daß er mehr und mehr die Drei-Gang-Schaltung benutzte.
    Faber hatte beschlossen, nicht den direkten Weg nach Aberdeen über
     Edinburgh und die Küstenstraße zu nehmen. Ein großer Teil von Schottlands Ostküste, zu
     beiden Seiten des Firth of Forth, war Sperrgebiet. Ein zehn Meilen breiter Streifen durfte
     nicht betreten werden. Natürlich konnten die Behörden eine so lange Grenze nicht wirklich
     absichern. Trotzdem war es weniger wahrscheinlich, daß man ihn anhielt und ihm Fragen
     stellte, wenn er sich außerhalb des Sperrgebietes befand.
    Irgendwann würde er doch
     hineinfahren müssen, wenn auch so spät wie möglich. Er überlegte sich, welche
     Geschichte er erzählen konnte, wenn er in eine Kontrolle geriet. Seit zwei Jahren gab es
     wegen der immer strengeren Benzinrationierung im Grunde keine Autofahrten zum
     Privatvergnügen. Selbst denen, die aus dringendem Anlaß ein Auto benutzen durften, konnte
     es leicht passieren, daß sie belangt wurden, wenn sie aus persönlichen Gründen ein paar
     Meter von ihrer Route abwichen. Faber hatte etwas über einen berühmten Theaterdirektor
     gelesen, der hinter Gitter gekommen war, weil er mit dem Benzin, das ihm für
    

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