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Die nächste Begegnung

Die nächste Begegnung

Titel: Die nächste Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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Detailgenauigkeit beinahe sämtliche Organe des menschlichen Körpers rekonstruieren. Und wenn wir jetzt ins Innere blicken, sehen wir eine computergraphische Darstellung deines Herzens, Mister Peabody, exakt so wie vor neunzig Minuten, als ich dir das Spurenisotop in die Blutgefäße gespritzt habe.«
    Der Arzt zeigte auf einen Nebenraum, in dem Malcolm anscheinend den Tests unterzogen worden war. »Während du auf dem Tisch da warst, hat das große Objektiv eine Million Scannings pro Sekunde gemacht. Aus der Positionierung des Spurenmaterials und den Milliarden Instantscans wurde ein äußerst exaktes dreidimensionales Abbild deines Herzens erstellt. Und das siehst du nun in diesem Würfel da.«
    Dr. Turner schwieg kurz, schaute beiseite und richtete dann den Blick wieder fest auf Malcolm. »Ich will dir die Sache nicht noch erschweren, Mister Peabody«, sagte er leise. »Aber ich wollte dir erklären, wieso ich in der Lage bin, mit Bestimmtheit zu sagen, was dir fehlt. Und auch, damit du verstehst, dass ein Irrtum ausgeschlossen ist.«
    Malcolms Augen blickten schreckensstarr. Dr. Turner nahm ihn bei der Hand und führte ihn zu einer bestimmten Stelle vor dem Kubus. »Schau genau auf diese Partie oben auf der Rückseite deines Herzens. Siehst du das merkwürdige Geflecht und die Streifung im Gewebe? Das sind deine Herzmuskeln, und die sind irreparabel atrophiert.«
    Malcolm blickte starr unendlich lang in den Kubus, dann ließ er den Kopf auf die Brust sinken. »Ich werde also sterben, Doktor?«
    Robert Turner nahm nun auch die andere Hand seines Patienten. »Ja, Malcolm. Auf der Erde hätten wir vielleicht auf ein Herztransplantat warten können; aber hier kommt das leider nicht in Frage, weil wir weder die nötigen Apparate haben, noch einen geeigneten Spender ... Wenn es dir recht ist, kann ich eine Öffnung machen und eine direkte Herzuntersuchung vornehmen. Aber es ist höchst unwahrscheinlich, dass ich dabei etwas entdecke, was die Erstprognose verände rn würde.«
    Malcolm schüttelte schwach den Kopf. Über seine Wangen begannen Tränen zu rinnen. Eponine nahm den zierlichen kleinen Mann in die Arme, und auch sie begann zu weinen.
    »Es tut mir sehr leid, dass ich so lange für meine Diagnose gebraucht habe«, sagte Dr. Turner, »aber in einem so ernsten Fall musste ich absolute Gewissheit haben.«
    Kurz danach führte Eponine Malcolm zum Ausgang. Malcolm wandte sich um. »Und was mache ich jetzt, Doktor?« »Alles, was dir Spaß macht«, sagte Dr. Turner.
    Als sie fort waren, kehrte Dr. Turner in sein Büro zurück. Auf seinem Tisch lagen die Papierausdrucke der Krankengeschichte und Testergebnisse von Malcolm Peabody durcheinander. Er war tief beunruhigt. Er war sich fast absolut sicher — aber das konnte er natürlich erst nach der Autopsie endgültig sagen —, dass Peabody die gleiche Herzerkrankung hatte, an der Walter Brackeen auf der Santa Maria gestorben war. Beide waren über Jahre hin eng befreundet gewesen, das datierte weit zurück bis zum Anfang ihrer Gefängnishaft in Georgia. Es war aber unwahrscheinlich, dass beide zufällig sich das identische Herzleiden zugezogen haben sollten. Wenn es aber keine Koinzidenz war, dann musste der pathogene Auslöser übertragbar ein.
    Dr. Turner schüttelte den Kopf. Herzerkrankungen jeder Art waren alarmierende Symptome. Aber eine übertragbare Herzkrankheit? Die Vorstellung war gespenstisch.
    Turner war jetzt sehr müde. Doch ehe er den Kopf auf seinen Tisch sinken ließ, notierte er noch eine Liste der Referenzdaten über Herzvirusfälle, die er im Informationsspeicher abfragen wollte. Dann schlief er ein.
    Eine Viertelstunde später riss ihn der Kommunikator in den Wachzustand zurück. Ein Tiasso rief ihn aus der Notstation an. »Zwei Gardas fanden im Sherwood Forest einen menschlichen Leichnam«, sagte der Biot. »Sie sind hierher unterwegs. Aus den transmittierten Bildinformationen kann ich schließen, dass dieser Fall deine persönliche Aufmerksamkeit erfordern wird.«
    Dr. Turner sterilisierte sich die Hände, zog sich einen frischen Kittel über und war in der Notaufnahme, knapp bevor die beiden Gardas mit dem Leichnam eintrafen. Trotz seiner großen Berufserfahrung musste Dr. Turner erst einmal den Blick von dem grauenhaft verstümmelten Körper abwenden. Der Kopf war fast völlig vom Nacken abgetrennt worden — er baumelte nur noch an einem dünnen Muskelstrang. Das Gesicht war bis zur Unkenntlichkeit zerfetzt und zerschmettert. Und in der

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