Die nächste Begegnung
Ellie, als sie und ihre Lehrerin sich trafen. »Magst du mitkommen und was essen?«
Eponine nickte stumm. »Diese Leute da tun mir leid«, sagte Ellie so laut, dass niemand im Umkreis sie überhören konnte.
»Es ist eine Schande, dermaßen dumm zu sein! « .
Dann führte sie Eponine an den großen Tisch und stellte sie vor: »Hört mal alle ! Für die, die sie nicht kennen — das ist meine Lehrerin und Freundin Eponine. Sie hat keinen andern Namen, also fragt erst gar nicht.«
Eponine war Nicole bereits einige Male begegnet. Sie wechselten ein paar höfliche Bemerkungen, und ein Lincoln bot Eponine Gemüsesticks und Mineralwasser an. Nai Watanabe brachte demonstrativ ihre Zwillingssöhne, Kepler und Galileo, die vor einer Woche ihren zweiten Geburtstag gefeiert hatten, zu Eponine, damit sie sie begrüßten. Eine größere Kolonistengruppe aus Positano glotzte dumpf, als Eponine Kepler in die Arme nahm. »Lieb«, sagte der Kleine und streichelte Eponines Gesicht.
Cela devait etre tres difficile«, sagte Nicole mit einer Kopfbewegung zu den Gaffern hin.
»Oui, c'est difficile«, erwiderte Eponine. Ha, dachte sie, schwierig? Das ist die Untertreibung desJahres! Wie wäre es mit absolut unmöglich? Es reicht nicht, dass ich an einer bösen Krankheit leide, die mich wahrscheinlich umbringt. Nein. Ich muss zusätzlich auch noch eine Armbinde tragen, damit mir andre aus dem Weggehen können, wenn sie das wünschen!
Max Puckett blickte vom Schachbrett hoch und sah sie. »Hallo, hallo! Du musst die Lehrerin sein, von der ich so viel gehört hab.«
»Das ist Max«, erklärte Ellie und zog Eponine näher. »Er ist ein Windhund, aber recht harmlos. Und der ältere Mann, der uns keines Blickes würdigt, ist Richter Myshkin, Piejotr Myshkin. Hab ich es richtig prononciert, Euer Ehren?«
»Ja, gewiss, meine junge Dame«, erwiderte der Richter. »Verflixt, Puckett, was, zum Kuckuck, hast du mit dem Springer vor?« Er hob den Blick nicht vom Schachbrett. »Wie gewohnt ist dein Spiel entweder saudumm oder brillant, und ich komme nicht darauf, was es diesmal ist.«
Dann hob der Richter schließlich doch den Blick, entdeckte Eponines rote Armbinde und stand hastig auf. »Ich bedaure, Miss, bin tief betrübt«, sagte er. »Dir wird sowieso schon genug zugemutet, als dass du auch noch von einem selbstsüchtigen alten Uhu wie mir beleidigt werden müsstest.«
Kurz bevor das Feuerwerk beginnen sollte, sah man von Westen her eine große Jacht über den See herangleiten. Helle, bunte Lampen und hübsche Mädchen schmückten das lange Deck. Am Rumpf prangte protzig der Name NAKA-MURA. Auf dem Hauptdeck erkannte Eponine Kimberly Henderson neben Toshio Nakamura am Ruder.
Die Bootsgäste winkten dem Volk am Ufer zu. Patrick Wakefield kam aufgeregt an den Tisch gerannt. »Schau doch, Mutter, unsre Katie ist auf dem Boot.«
Nicole setzte die Brille auf, um besser sehen zu können. Tatsächlich, dort stand ihre Tochter in einem Bikini und winkte. »Das hat uns grade noch gefehlt«, murmelte Nicole, aber dann zerbarsten die ersten Feuerwerkskörper über ihren Köpfen und sprühten Licht und Farben in die Dunkelheit.
»Heute vor drei Jahren«, begann Kanji Watanabe seine Rede, »setzten die Leute des Erkundungstrupps von der Pinta als Erste den Fuß in diese neue Welt. Keiner von uns wusste, was uns erwartete. Wir alle aber fragten uns — besonders in jenen langen zwei Monaten, in denen wir täglich acht Stunden im Somnarium verbrachten, ob sich so etwas wie ein normales Leben hier in New Eden jemals würde entwickeln können.
Unsere ursprünglichen Befürchtungen haben sich nicht bewahrheitet. Unsere fremden Gastgeber, wer immer sie sein mögen, haben kein einziges Mal Einfluss auf unser Leben genommen. Es mag wohl zutreffen, wie Nicole Wakefield und andere annehmen, dass sie uns unablässig beobachten, jedoch spüren wir von ihrer Präsenz ganz und gar nichts. Das Raumschiff Rama, in dem unsere Kolonie eingebettet liegt, eilt mit unglaublicher Geschwindigkeit auf den Stern zu, den wir Tau Ceti nennen. Doch hier drinnen wirken sich diese erstaunlichen externen Umstände unserer Existenz kaum irgendwie auf unser alltägliches Leben aus.
Vor der Zeit im Somnarium, als wir noch innerhalb des Planetensystems reisten, nahmen viele von uns an, dass unsere Observationsperiode von kurzer Dauer sein werde. Wir glaubten, man werde uns nach einigen Monaten wieder zur Erde zurückb ri ngen — oder an unseren ursprünglichen angeblichen
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