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Die nächste Begegnung

Die nächste Begegnung

Titel: Die nächste Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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zwanzig, schob sich aus der Masse nach vorn. »Gib den Weg frei, Alter«, sagte er, »und nimm deine mechanischen Trottel mit. Wir sind gekommen, um der Familie Kobayashi Gerechtigkeit zu verschaffen.«
    »Denkt an Mariko! «, brüllte ein junger Mann. Es gab einen lauten Knall, als ein rothaariger Teenager mit einem Aluminium-Baseballschläger einem Garcia ins Gesicht schlug. Die Augen des Bioten waren zertrümmert, sein Gesicht bis zur Unkenntlichkeit entstellt, doch er reagierte nicht auf den Angriff und wich nicht aus dem Sperrkordon.
    »Die Bioten werden nicht zurückschlagen«, sagte der Richter ins Megaphon. »Sie sind auf f ri edfertiges Verhalten programmiert. Aber es ist hirnlos, sie zu zerstören ... es ist weiter nichts als nutzlose, idiotische Gewalt ...«
    Aus Richtung Hakone kamen zwei Männer gelaufen, und das Interesse des Mobs wandte sich sofort ihnen zu. Und eine Minute später begann der Menschenhaufen zu jubeln, als zwei gewaltige, von jeweils einem Dutzend junger Burschen geschleppte Baumstämme auftauchten. »Und jetzt werden wir diese Bioten wegschaffen, die diesen feigen Mörder Martinez beschützen«, sagte der junge Japaner. »Das ist deine letzte Chance, Alter. Geh uns aus dem Weg, ehe dir was passiert!«
    Aus der Menge rannten viele zu den Baumstämmen hinüber, die sie offenbar als Rammböcke einsetzen wollten. In diesem Moment traf Nicole auf dem Fahrrad auf der Plaza ein.
    Sie sprang hastig aus dem Sattel, drängte sich durch den Biotenkordon und trat an die Seite von Richter Myshkin. Noch ehe die Menschenmenge sie erkannte, rief sie in das Megaphon: »Hiro Kobayashi! Ich bin hergekommen, um dir zu erklären, warum Pedro Martinez nicht vor ein Geschworenengericht gestellt werden wird. Würdest du bitte nach vorn treten, damit ich dich sehen kann?«
    Kobayashi, der sich am Rand des Platzes aufgehalten hatte, kam langsam herüber und stellte sich am Fuß der Treppe vor Nicole auf.
    » Kobayashi-sang , sagte Nicole auf Japanisch, »die Nachricht vom Tod deiner Tochter hat mich tief betrübt ...«
    »Scheinheilige Heuchlerin!«, brüllte eine Stimme auf Englisch, und es begann in der Menge zu brodeln.
    »Ich habe selbst Kinder«, fuhr Nicole unbeirrt fort, »und ich kann mitfühlen, wie entsetzlich uns der Tod von einem von ihnen trifft ...«
    »Aber jetzt ...« — sie sprach englisch weiter — »lasst mich euch allen erklären, warum ich heute diese Entscheidung getroffen habe. Die Verfassung hier in unserem New Eden schreibt vor, dass jeder Bürger Anspruch auf eine faire Gerichtsverhandlung hat. Seit Gründung dieser Kolonie haben in sämtlichen anderen Fällen einer Anklage wegen eines Kapitalverbrechens Geschworenengerichte über Schuld oder Unschuld befunden. Da es jedoch im Fall gegen Mr Martinez eine derart gewaltige öffentliche Erregung gibt, bin ich überzeugt davon, dass wir keine wirklich unvoreingenommene Geschworenenbank finden können..
    Pfiffe und laute Buhrufe hinderten Nicole ein paar Sekunden lang am Weitersprechen. »Unsere Verfassung«, fuhr sie dann fort, »legt nicht exakt fest, was getan werden soll, um den >fairen Prozess< ohne ein Geschworenengericht aus gleichberechtigten Bürgern zu gewährleisten. Unsere Richter jedoch wurden ja doch wohl gewählt, um Gesetz und Recht zur Geltung zu verhelfen, und sie verfügen über genug Erfahrung, um auf der Grundlage des Beweismaterials zu entscheiden. Aus diesen Gründen habe ich die Strafsache Martinez an den Sondergerichtshof von New Eden verwiesen. Dort werden alle Beweise — und diese sind teilweise bisher der Öffentlichkeit noch nicht zur Kenntnis gebracht worden — sorgsamst abgewogen..
    »Aber wir alle wissen doch, dass der Martinez Junge schuldig ist«, rief Kobayashi verzweifelt und kummervoll. »Er hat doch sogar gestanden, dass er Verkehr mit meiner Tochter ... Und man weiß auch, dass er drunten auf der Erde in Nicaragua schon einmal ein Mädchen vergewaltigt hat ... Warum beschützt ihr ihn? Und wo bleibt die Gerechtigkeit für meine Familie?«
    »Weil das Gesetz ... «, begann Nicole, doch das Gebrüll der Menge übertönte ihre Stimme.
    »Martinez raus! Martinez raus ! Wir wollen Martinez haben ! « Das Gebrüll schwoll an, als die gewaltigen Baumstämme, die man kurz nach Nicoles Auftritt niedergelegt hatte, wieder aufgenommen wurden. Und während sich das Volk noch abmühte, die Stämme zu richtigen Rammböcken zu machen, prallte einer davon unbeabsichtigt gegen das Denkmal mit der Himmelsposition

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