Die nächste Begegnung
in regelmäßigen Abständen etwa zwanzig Alkoven in die Wandung eingelassen. Außer meiner Taschenlampe gab es keine Lichtquelle, also brauchte ich ein paar Minuten, ehe ich den Raum und das Kuppelgebilde in der Mitte zu einem Gesamtbild integrieren konnte.
Ich schritt die ganze Wandung ab und untersuchte die Alkoven einen nach dem anderen. Die meisten waren leer. In einem fand ich drei identische Panzerspähwagen, säuberlich vor der Hinterwand nebeneinander abgestellt. Mein erster instinktiver Impuls war, vor ihnen auf der Hut zu sein, doch das war nicht nötig. Sie waren sämtlich >Schläfer<.
Der bei weitem interessanteste Alkoven aber lag in der Mitte, exakt dem Eingangstunnel gegenüber. In dieser Nische waren ordentlich und sorgfältig dicke Ablageborde in die Wandung geschnitten. Fünfzehn Borde insgesamt, je fünf an den zwei Seitenwänden und fünf an der Wand gegenüber dem Eingang. Auf den Seitenborden waren (alle höchst ordentlich!) Objekte arrangiert; auf denen im Hintergrund der Nische entdeckte ich auf jedem fünf längsseitig angeordnete Vertiefungen.
Diese Vertiefungen waren in sich noch weiter in Sektionen unterteilt (wie Stücke einer Pizza) und faszinierten mich. Eine der Sektionen in jeder Vertiefung enthielt einen sehr feinen Stoff — wie Asche. In der zweiten Sektion befanden sich einer oder zwei oder drei Ringe, entweder kirschrot oder golden, und ich erkannte sie sofort wegen der Ähnlichkeit mit den Ringen um den Hals unseres Vogelfreundes, des >Grausamtenen<. Der Rest der Dinge in den Vertiefungen schien ohne Plan und Muster angelegt— und einige waren bis auf die >Asche< und die >Ringe< leer.
Schließlich gab ich es auf und wandte mich dieser kuppeligen Struktur zu. Ihre vorderseitige Öffnung lag der >Sondernische< gegenüber. Ich untersuchte sie. Auf der rechteckigen Tür war eine komplizierte Zeichnung. Es gab vier getrennte Paneele oder Quadranten in diesem Muster. Links oben war ein Vogelwesen, rechts daneben eine Manna-Melone. Die zwei unteren Quadranten enthielten mir unvertraute Bilder. Links die Darstellung eines gestreiften Gliederwesens mit sechs Beinen. Und das letzte Paneel, rechts unten, zeigte einen großen Kasten voll eines sehr feinen Maschengewebes.
Nach einigem Zögern stieß ich diese Tür auf. Mich traf fast der Schlag, als sofort ein lauter Alarm wie von einer schrillen Autohupe die Stille zerschnitt. Ich blieb reglos im Eingang stehen, und der Alarm hielt fast eine Minute lang an. Aber auch als er aufhörte, bewegte ich mich noch nicht. Ich mühte mich zu hören, ob jemand (oder etwas) auf den Krach reagierte. Kein Laut störte die Stille. Nach ein paar Minuten machte ich mich daran, das Innere zu untersuchen. Ein durchsichtiger Kubus von grob geschätzt zwei Meter fünfzig beherrschte die Mitte der einen Kammer. Die Kubusflächen waren von Flecken bedeckt, die teilweise den Einblick verwehrten, doch ich konnte dennoch sehen, dass der Boden zehn Zentimeter hoch von einem feinen dunklen Material bedeckt war. Wände, Boden und Decke der Kammer waren von geometrischen Dekorationen bedeckt. An einer Seitenfläche des Würfels gab es einen schmalen Eingang, durch den man ins Innere gelangen konnte.
Ich ging hinein. Das lockere schwarze Zeug auf dem Boden schien Asche zu sein, allerdings von geringfügig verschiedener Beschaffenheit als das Material, das ich in den Vertiefungen im Alkoven entdeckt hatte. Meine Augen folgten dem Strahl meiner Stablampe, die ich systematisch durch den Kubus wandern ließ. Fast in der Mitte lag halb zugedeckt etwas in der Asche. Ich trat hin und hob den Gegenstand auf, schüttelte die Asche ab
und wäre beinahe in Ohnmacht gefallen: Es war Richards Miniroboter TB.
The Bard war ziemlich verändert. Sein Äußeres war geschwärzt, das winzige Kontrollfeld war weggeschmolzen, er war funktionsuntauglich. Doch es war unverkennbar Richards Liebling. Ich hob die kleine Leiche an die Lippen und küsste sie. Im Geist hörte ich ihn ein Shakespeare-Sonett rezitieren und sah Richard, der ihm mit selbstvergessener Wonne zuhörte.
Unverkennbar, TB war im Feuer gewesen. War Richard ebenfalls hier in diesem Kubus in ein Inferno geraten? Ich tastete vorsichtig in der Asche herum, fand aber keine Knochen. Aber ich fragte mich auch, was da zu dieser Ascheschicht verbrannt sein mochte. Und was hatte TB überhaupt im Innern dieses Kubus zu suchen gehabt?
Ich war nun überzeugt, dass Richard sich irgendwo im Innern des Baus der Vogelwesen befand,
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