Die nächste Begegnung
Michael, Simone, Katie und mir. Aber sein Gesicht zeigte sich als Insert in der linken oberen Ecke meines Traum-Bildschirms, während wir andren vier irgendwelchen normalen Alltagsbeschäftigungen nachgingen. Richard rief immer und immer wieder meinen Namen. So laut, dass ich es noch immer hören konnte, als ich aufwachte.
Gerade hatte ich Michael davon zu berichten begonnen, als Katie im Pyjama in der Tür auftauchte. Sie zitterte vor Angst. »Was hast du denn, Liebes?« Ich breitete die Arme für sie aus. Und sie stürzte sich hinein und klammerte sich eng an mich. »Es ist Daddy«, sagte sie. »Er hat mich in der Nacht im Traum gerufen..
Mir lief ein Frösteln über den Rücken. Michael setzte sich auf der Schlafmatte auf. Mit Worten tröstete ich Katie, aber die Koinzidenz der beiden Traumerfahrungen verunsicherte mich. Hatte Katie etwas von dem Gespräch mit Michael aufgeschnappt? Unmöglich. Wir hatten sie sofort gesehen, als sie in der Tür aufgetaucht war.
Nachdem wir sie ins Kinderzimmer zurückgeschickt hatten, um sich was anderes anzuziehen, sagte ich zu Michael, dass ich die beiden Träume einfach nicht als bedeutungslos abtun könnte. Wir haben oft schon über meine gelegentlich erscheinenden PSI-Kräfte gest ri tten. Zwar lehnte er generell den ganzen Ideenbereich ESP als Unsinn ab, aber er gibt doch hin und wieder zu, dass es unmöglich sei, kategorisch zu behaupten, dass meine außersinnlichen Wahrnehmungen in meinen Träumen und Visionen keine Vorweg-Ahnung der Zukunft sind.
»Ich muss rauf und nach Richard suchen«, sagte ich nach dem Frühstück. Michael hatte das erwartet und hatte bereits die Beaufsichtigung der Kinder vorgeplant. Aber es war Nacht in Rama. Wir fanden beide, es wäre doch besser, wenn ich bis zu unserem Abend warten würde, weil es dann droben über unsrem Bau in der Oberwelt des Raumschiffes wieder Tag sein würde.
Ich erlaubte mir ein langes Nickerchen, um möglichst viel Kraft für eine gründliche Suche zu sammeln. Aber ich schlief unruhig und hatte immer wieder Träume, die mich warnten, ich sei in Gefahr. Ehe ich aufbrach, speicherte ich in meinem Taschencomputer ein einigermaßen exaktes graphisches Bild Richards auf. Ich wollte gerüstet sein und eventuell mir begegnenden Fluggeschöpfen den Gegenstand meiner Suchaktion zeigen können.
Ich gab den Kindern ihren Gutenachtkuss und begab mich danach sofort zur Vogelhöhle. Ich war eigentlich nicht besonders überrascht, als ich dort feststellte, dass der Panzerwächter nicht mehr da war. Vor Jahren, als ich von einem der fliegenden Schachtbewohner erstmals in ihr Nest eingeladen wurde, war der Wächter ebenfalls nicht da gewesen. Bedeutete das vielleicht, dass ich erneut eingeladen und willkommen war? Aber was hatte das alles mit meinem Traum zu tun? Mein Herz hämmerte wie verrückt, als ich an dem Raum mit der Wasserzisterne vorbei tiefer in den Schacht eindrang, den der nun verschwundene Posten bewacht hatte.
Ich hörte keinen einzigen Laut. Ich ging beinahe einen Kilometer weit, dann stieß ich rechts von mir auf einen hohen Türdurchgang. Vorsichtig spähte ich um die Ecke. Der Raum dahinter war dunkel, so wie überall sonst in dem Vogelbau, außer im vertikalen Schacht. Ich knipste meine Lampe an. Das Gelass war nicht besonders tief, bestenfalls fünfzehn Meter, aber es war unglaublich hoch. An der Wand dem Eingang gegenüber befanden sich reihenweise übereinander ovale Speicherbehälter. Mein Lampenstrahl ließ mich erkennen, dass sie bis unter die hohe Decke reichten, die meiner Schätzung nach direkt unter der Plaza in New York lag.
Ich brauchte nicht lang, um den Zweck dieses Raums zu erraten. Die Vorratsbehälter waren allesamt von der Größe und Gestalt der >Manna-Melonen , . Ja, natürlich, dachte ich, hier haben sie den Proviant verstaut. Kein Wunder, dass sie nicht wollten, dass jemand hier reinkommt.
Ich vergewisserte mich, dass tatsächlich sämtliche Behältnisse leer waren. Danach machte ich mich wieder auf den Weg zum Vertikalschacht. Dann aber, in einer plötzlichen Eingebung, kehrte ich um, ging an der Vorratskammer vorbei weiter den Tunnelgang hinab. Denn dieser musste ja schließlich irgendwohin führen, sagte ich mir, sonst wäre er ja am Melonen- Silo zu Ende gewesen.
Nach einem weiteren halben Kilometer wurde der Tunnel allmählich weiter, bis er in eine große runde Kammer mündete. Mitten darin, unter einer hohen Decke, befand sich ein breites Kuppelding. In den Wänden ringsum waren
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