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Die nächste Begegnung

Die nächste Begegnung

Titel: Die nächste Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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hohl.«
    Sie konnten erkennen, dass die Außenwandung eines potentiell zweiten Habitats bereits beachtlich fortgeschritten war. Vom Werkboden aus war kein Einblick in das Innere des Krapfens möglich.
    »Könntest du uns eine Andeutung machen, wer oder was dort in dem Ding leben soll?«, fragte Nicole.
    Der Adler schüttelte den Kopf. »Kommt weiter! «, sagte er fest. »Es ist Zeit, dass wir hinabsteigen.«
    Nicole und Richard lösten sich von ihren Teleskopen, warfen noch einen kurzen, umfassenden Blick auf ihr eignes künftiges Habitat (das im Bau bei weitem noch nicht so fortgeschritten war wie das andere) und folgten dem Adler wieder hinaus auf den Gang. Nach fünf Minuten Fußmarsch langten sie bei etwas an, was der Adler als >Aufzug< bezeichnete.
    »Ihr müsst euch in diesen Sitzen wirklich sehr gut anschnallen!«, erklärte ihnen ihr Führer. »Es wird eine ziemlich heftige Fahrt.«
    Die Beschleunigung in ihrer Ovalkabine war stark, und die Bremsung, keine zwei Minuten später, ebenso abrupt. Sie waren auf dem Werkboden der >Fabrik<. Nach einer kurzen Berechnung im Kopf fragte Richard: »Dieses Ding fährt mit dreihundert Stundenkilometern?«
    »Ja, außer es ist auf Blitzschaltung gestellt«, antwortete der Adler.
    Sie folgten dem Adler hinaus auf den riesigen Werkboden der Fabrik. In vieler Hinsicht war das hier sogar noch atemberaubender als Rama selbst, denn hier lag fast die Hälfte dieses gewaltigen Raumschiffs rings um sie herum auf dem Boden ausgebreitet. Beide erinnerten sie sich an das überwältigende Gefühl, das sie überkommen hatte, als sie im Sessellift in Rama gefahren waren und über das Zylindermeer hinweg auf die rätselhaften Bergspitzen am Südende geblickt hatten. Nun stellte sich dieses Gefühl von Ehrfurcht und Bewunderung erneut ein, sogar in verstärktem Maße, als sie verblüfft erkannten, welch hektische Betriebsamkeit in dieser Fabrik um sie herum und über ihnen herrschte.
    Der Eillift hatte sie direkt vor einem Teil ihres Habitats auf dem unteren Niveau entlassen. Vor ihnen lag die >Schale<, die Wandung von Rama. Sie schätzten den Durchmesser ab, während sie vom Aufzug hinübergingen. »Zirka zweihundert Meter dick«, war Richards Antwort auf eine stumme Frage von Nicole, die sie beide seit ihren ersten Tagen in Rama herumgeschleppt hatten.
    »Und was wird in der Schale stecken, unter unsrem Lebensbereich?«, fragte Nicole.
    Der Adler hob drei seiner vier Finger hoch und deutete damit an, dass es sich dabei um Information der Geheimkategorie Stufe-III handle. Beide Menschen lachten.
    »Und du, wirst du mit uns kommen?«, fragte Nicole den Adler ein wenig später.
    »Zurück? In euer Sonnensystem? ... Nein, das kann ich nicht«, lautete die Antwort. »Aber ich gebe zu, dass es interessant sein könnte.«
    Dann führte der Adler sie in einen Sektor erhöhter Aktivität. Mehrere Dutzend Roboter arbeiteten fieberhaft an einem etwa sechzig Meter hohen Gebilde. »Das ist die Flüssigkeits-Recycling-Anlage«, erläuterte der Adler. »Sämtliche Flüssigkeiten, die in eurem Habitat in die Abläufe und Siele gelangen, landen irgendwann hier. Das gereinigte Wasser wird danach in die Kolonie zurückgepumpt, und die zurückbleibenden Chemikalien werden aussortiert für andere mögliche Verwendungszwecke. Die Anlage wird unzugänglich verschlossen. Sie verwendet eine Technologie, die weit über euer Entwicklungsstadium hinausgeht.«
    Dann führte der Adler sie über eine Leiter in das neue Habitat. Er schleppte sie durch eine erschöpfende Besichtigungstour. In jedem Sektor zeigte er ihnen die Hauptmerkmale des betreffenden Bereichs, dann bestellte er sofort einen Roboter, der sie in den nächsten Sektor transportierte.
    »Was genau sollen wir denn hier machen?«, erkundigte sich Nicole nach etlichen Stunden, als der Adler sie wieder in einen weiteren Teil ihres künftigen Zuhauses treiben wollte.
    »Nichts Spezielles. Dies hier ist euer einziger Besuch in Rama selbst. Wir wollten, dass ihr ein Gefühl für die Ausmaße eures Habitats erhaltet, damit ihr es mit dem Gestaltungsprozess einfacher habt. Drüben in eurem jetzigen Habitations-Modul haben wir ein um das Zwanzigfache verkleinertes Modell — und unsere restlichen Arbeiten werden dort durchgeführt werden.« Er schaute die Menschen an. »Wir können von hier aufbrechen, wann immer ihr wollt.«
    Nicole setzte sich auf einen grauen Metallkasten und blickte erschöpft umher. Allein schon die Zahl der unterschiedlichen Roboter machte

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