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Die nächste Begegnung

Die nächste Begegnung

Titel: Die nächste Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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sie schwindlig. Von dem ersten Augenblick an, da sie auf die Balkonbühne der Fabrik getreten war, war sie ganz überwältigt gewesen, doch nun war sie völlig betäubt. Sie streckte die Hand nach Richard aus.
    »Ich weiß, ich sollte mir alles genau ansehen, Liebling, aber ich kapiere nichts mehr. Ich bin völlig überfüttert.«
    »Mir geht's genauso«, gestand Richard. »Ich hätte nie gedacht, dass es was Erstaunlicheres und Beeindruckenderes geben könnte als Rama, aber diese Werkanlage ist es.«
    »Hast du dich schon mal gefragt, seit wir hier sind, wie die Fab ri k aussehen muss, die diese Werft hier gebaut hat?«, fragte Nicole. »Oder noch besser, mal dir mal die Montagestraße für den Nodus aus!.
    Richard lachte. »Wir könnten damit eine unbegrenzte Regression aufstellen. Wenn der Nodus, wie es den Anschein hat, tatsächlich eine Maschine ist, dann doch sicherlich eine von höherer Ordnung als Rama. Rama wurde möglicherweise hier gebaut. Und wird, so möchte ich vermuten, vom Nodus kontrolliert. Doch was schuf den Nodus und kontrolliert ihn? War es ein Lebewesen wie wir, das Ergebnis einer biologischen Evolution? Und existiert es noch in irgendeiner uns begreifbaren Form, oder hat es sich zu einer andersartigen Wesenheit verändert und begnügt sich damit, seinen Einfluss durch die Existenz der von ihm geschaffenen verblüffenden Maschinen fühlbar zu machen.«
    Richard setzte sich neben Nicole. »Es ist auch mir zu viel. Ich glaube, auch ich hab genug ... Gehen wir zurück zu den Kindern..
    Nicole beugte sich zu ihm hinüber und küsste ihn. »Du bist ein sehr gescheiter Mann, Richard Wakefield. Weißt du, das ist einer der Gründe, warum ich dich liebe.«
    Ein mächtiger Roboter, der einem Gabelstapler ähnelte, schwankte mit gerollten Blechplatten dicht an ihnen vorbei. Wieder schüttelte Richard verblüfft den Kopf. »Danke, Liebes«, sagte er nach einer Pause. »Du weißt doch, auch ich liebe dich..
    Sie standen auf und bedeuteten dem Adler, dass sie aufbrechen wollten.
    In der folgenden Nacht, wieder >daheim< im Schlafzimmer ihres Apartments im Hab-Mod, waren Richard und Nicole eine halbe Stunde, nachdem sie sich geliebt hatten, noch immer hellwach. »Was ist denn, Lieber?«, fragte Nicole. »Stimmt was nicht?«
    »Ich hatte heut wieder so eine Dämmerperiode. Fast drei Stunden lang.«
    »Mein Gott«, sagte Nicole und setzte sich im Bett auf. »Und bist du jetzt wieder in Ordnung? Soll ich meinen Scanner holen, vielleicht kann ich deiner Biometrie etwas entnehmen?«
    »Nein.« Richard schüttelte den Kopf. »Diese Absenzen wurden auf deinem Apparat noch nie registriert. Aber diesmal war ich wirklich stark beunruhigt. Mir ist nämlich klar geworden, wie stark behindert ich dabei bin. Nichts funktioniert mehr. Ich könnte dir oder den Kindern in irgendwelchen kritischen Situationen nicht helfen. Das macht mir Angst.«
    »Weißt du noch, was diesen letzten Anfall auslöste?«
    »Genau. Wie immer. Ich dachte über unsern Flug zum Hangar nach und besonders über dieses neue Habitat. Ohne dass ich es merkte, kamen mir wieder einige zusammenhanglose Szenen meiner Odyssee in den Sinn — und auf einmal war da wieder der     »Ach, Lieber«, sagte Nicole.
    »Es kommt mir fast so vor, wie wenn etwas meine Gedanken überwachte. Und wenn ich in einen bestimmten Erinnerungsbereich vorstoße, dann — häng— krieg ich irgendwie eine Warnung verpasst.
    Sie schwiegen fast eine Minute lang.
    »Wenn ich die Augen zumache«, sagte Nicole dann, »sehe ich immer noch diese in Rama herumwieselnden Roboter.« »Ich auch.«
    »Und doch — es fällt mir immer noch schwer zu glauben, dass es Realität war und nicht irgendwas, das ich geträumt oder in einem Film gesehen habe.« Nicole lächelte. »Unser Leben in diesen letzten vierzehn Jahren war doch wirklich und wahrhaftig äußerst unglaublich, nicht?«
    »Absolut unglaublich«, sagte Richard und wälzte sich zur Seite in seine normale Schlaflage. »Und — wer weiß? Vielleicht liegt die interessantere Fortsetzung noch vor uns?«

    6
    Das holographische Modell des >New Eden< war im Maßstab 1: 2000 in den großen Konferenzsaal projiziert. In Rama sollte das reale Erd-Habitat dann auf der Zentralebene hundertsechzig Quadratkilometer einnehmen, ein Areal, das direkt am Fuß der hohen Nordtreppe begann. Die umschlossene Masse würde zwanzig Kilometer entlang

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