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Die nächste Begegnung

Die nächste Begegnung

Titel: Die nächste Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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diskutierte über die Benennung. Er gab viele gute Vorschläge, die großenteils aus der Geschichte und den Literaturen unserer Spezies abgeleitet waren. Utopia lag ziemlich an erster Stelle. Aber auch Arkadien, Elysium, Paradies, Concordia und Beauvois wurden ernsthaft erwogen. Doch am Ende schien das Konzept eines Neuen Edens allen als beste Wahl.«
    »Verstehst du«, setzte Nicole hinzu, »unser Mythos von Eden symbolisierte einen Anfang, den Beginn dessen, was wir gern als unsere >moderne westliche Zivilisation< bezeichnen. Es war ein üppiger grüner Garten, also eben ein paradeisos, wie es bei uns frühgeschichtlich hieß, der ganz speziell für den Menschen von einem angeblich >Allmächtigen Gott< erschaffen worden war, der außerdem auch noch alles andere gemacht hatte, was es im Universum gibt. Dieses erste Eden sprudelte über von Leben in allen möglichen Formen, verfügte aber über keinerlei Technologie.
    Und das Neue Eden ist gleichfalls ein Anfang. Aber davon abgesehen, ist es in jeder Hinsicht das Gegenteil von unserem alten Mythengarten. New Eden ist ein technisches Wunderwerk ohne irgendwelche Formen von Leben, zumindest anfänglich, außer ein paar Vertretern der Spezies Mensch.«
    Sobald der allgemeine Entwurf der Kolonie komplettiert war, mussten immer noch Hunderte von Detailfragen geklärt werden. Sie übertrugen Katie und Patrick die Aufgabe, für sämtliche vier >Dörfer< die örtlichen Parkanlagen zu entwerfen. Die Kinder hatten zwar in ihrem Leben noch nie einen echten Grashalm, eine wirkliche Blume oder einen hohen Baum gesehen, dafür aber eine Menge Filme und viele, viele Fotos. Am Ende produzierten sie vier verschiedene, durchaus geschmackvolle Entwürfe für die fünf Acres unbebauten Gebiets, öffentliche Parkanlagen und friedliche Spazierwege in jedem der vier >Dörfer<.
    »Aber woher sollen wir das Gras kriegen? Und die Wiesenblumen?«, fragte Katie den Adler.
    »Die Leute von der Erde werden sie mitbringen«, erwiderte der Adler.
    »Und woher sollen die wissen, was sie mitbringen sollen?« »Wir werden es ihnen sagen.«
    Natürlich war es ebenfalls Katie, die darauf hinwies, dass in der Planung für das Neue Eden etwas ganz wesentlich Wichtiges unterschlagen worden sei, etwas, das in den Bettgeschichten, die ihr die Mutter als kleinem Mädchen erzählt hatte, eine ganz gewaltige Rolle gespielt hatte. »Ich war noch nie in einem Zoo«, sagte Katie. »Könnten wir nicht so was in New Eden bekommen?«
    Und so änderte der Adler den Generalplan bei der nächsten Sitzung dahingehend, dass am Rand des Sherwood Forest ein kleiner Zoo angelegt werden sollte.
    Richard und der Adler arbeiteten gemeinsam hauptsächlich die technischen Einzelheiten für New Eden aus. Nicoles Spezialaufgabe war das >natürliche, lebende< Umfeld. Ursprünglich hatte der Adler einen einzigen Haustyp vorgeschlagen und eine identische Einrichtung dieser Häuser in der ganzen Kolonie. Aber Nicole hatte ihm lauthals ins Gesicht gelacht. »Du hast wirklich von uns als Spezies nicht viel begriffen«, sagte sie. »Menschen brauchen Vielfalt, Abwechslung. Sonst fangen sie an, sich zu langweilen. Wenn wir sämtliche Häuser gleich gestalten und einrichten, fangen sie sofort an, daran herumzuändern.«
    Da ihr nur eine begrenzte Zeit zur Verfügung stand (das Informationsbedürfnis des Adlers verlangte Richard und Nicole eine tägliche Arbeitsleistung von zehn bis zwölf Stunden ab — glücklicherweise waren Michael und Simone nur allzu glücklich, die Kinder zu übernehmen), entschied sich Nicole für acht Basistypen von Häusern und vier Arten von Bausatzmöblierung. Das ergab insgesamt zweiunddreißig mögliche Variationen für individuelle Raumgestaltung. Durch Variationen der Außengestaltung an den Häusern in allen vier Dörfern (wofür Nicole die Einzelheiten mit Richard nach nützlichen Konsultationen mit dem kunsthistorischen Experten, Michael O'Toole, erarbeitet hatte) hatte sie schließlich ihre Absicht erreicht: ein Musterdesign für normale Bedürfnisse, das weder kasernenhaft öde noch uniform-steril wirkte.
    Richard und der Adler einigten sich bemerkenswerterweise über die externen und internen Verkehrs- und Kommunikationssysteme in New Eden in ein paar knappen Beratungsstunden. Schwieriger wurde es für sie bei der Suprastrukturplanung der Umweltkontrolle und Biotengestaltung. Das Primärkonzept des Adlers, auf dem die Infr as truktur New Edens beruhen sollte, legte einen gleichförmigen Tag von zwölf

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