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Die nächste Begegnung

Die nächste Begegnung

Titel: Die nächste Begegnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke
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bemerkte er.
    »Aber das ist doch nun wirklich eine berechtigte Sorge«, protestierte Nicole. »Ich kann mir nämlich recht gut vorstellen, von welcher Beschaffenheit die hier im Nodus produzierten Humanbioten sein würden. Und wir reden nicht von den hirnlosen Imitationen, wie wir sie in Rama erlebt haben. Die Menschen wären einfach entsetzt, wenn sie zwischen einem ihresgleichen und einer Maschine keine Unterschiede mehr erkennen könnten.«
    »Also beschränken wir eben die Variationsbreite«, entgegnete ihr Richard. »Und machen sie durch Funktionssymbole leicht klassifizierbar. Ist damit deine Sorge beschwichtigt? Es wäre nämlich ein Jammer, die Möglichkeiten dieser unglaublichen Technologie nicht auszunutzen.«
    »So könnte es klappen«, sagte Nicole. »Vorausgesetzt, eine Kurzinstruktion genügt, um alle Betroffenen mit den unterschiedlichen Typen vertraut zu machen. Wir müssen unbedingt sicherstellen, dass durch Falschidentifikation keine Probleme entstehen.«
    Nach etlichen Wochen höchster Anspannung waren dann die kritischen Punkte großenteils entschieden, und der Arbeitsdruck wich von Richard und Nicole. Sie konnten mehr oder minder zu einem normalen Leben mit Michael und den Kindern zurückfinden. An einem Abend schaute der Adler vorbei und informierte die Familie, dass New Eden ins abschließende Teststadium gehe, wobei primär die Funktionsfähigkeit der neuen Algorithmen zur Überwachung und Steuerung des Environments unter weitestgespannten möglichen Bedingungen geprüft werden sollte.
    »Übrigens«, erklärte der Adler, »haben wir Gas-Exchange-Devices ) an allen Stellen eingesetzt, an denen irgendwann vielleicht einmal Pflanzen terrestrischer Herkunft wachsen könnten: im Sherwood Forest, in den Parks, am Ufer des Sees und an den Hängen des Berges. Sie verhalten sich wie eure irdischen Pflanzen und nehmen Kohlendioxid auf, den sie in Sauerstoff umwandeln, und sie sind auch quantitativ euren Erdenpflanzen durchaus ebenbürtig. Sie verhindern die Akkumulation von Kohlendioxid in der Atmosphäre, die langfristig unseren Klima-Algorithmus in seiner Wirksamkeit einschränken könnte. Der Bet ri eb der GEDs erfordert eine gewisse Menge Energie, darum haben wir während der Anfangsperiode der Kolonie die für den Individualverbrauch verfügbare Wattleistung geringfügig beschränkt. Sobald aber die Pflanzen gedeihen, können die GEDs abgezogen werden, so dass dann für jeden Zweck überreichlich Energie zur Verfügung stehen wird.«
    »Klar, Mister Adler«, sagte Katie. »Aber was wir alle gern wissen möchten: Wann fliegen wir?«
    »Das wollte ich euch zu Weihnachten sagen«, erwiderte der Adler, und an seinem Mundwinkel bildete sich d as Fältchen, das bei ihm ein Lächeln darstellte. »Und das wäre in zwei Tagen.«
    »Ach, bitte, sag es uns jetzt gleich, Mister Adler!«, bat Patrick.
    »Nun ... also schön ... Unser Solltermin für den Abschluss der Arbeiten an Rama im Hangar ist der 11. Januar. Wir haben vor, euch zwei Tage später ins Shuttle zu bringen, also am Morgen des 13. Januar, und vom Nodus abzufliegen.«
    Aber das sind ja nur drei Wochen, dachte Nicole, und ihr Herz setzte einen Schlag aus, als ihr die real bevorstehende Reise bewusst wurde. Und es bleibt noch dermaßen viel zu tun. Sie blickte hinüber, wo Simone und Michael Seite an Seite auf einer Couch saßen. Unter andrem, meine wunderschöne Tochter, muss ich dich auf deine Hochzeit vorbereiten.
    »Also werden wir an deinem Geburtstag heiraten, Mama«, sagte Simone. »Wir haben ja immer schon gesagt, wir wollten die Zeremonie eine Woche vor der Abreise der übrigen Familie abhalten.«
    Wider ihren Willen stiegen Nicole Tränen in die Augen. Sie senkte den Kopf, damit die Kinder es nicht bemerkten. Ich bin nicht bereit, adieu zu sagen, dachte sie. Ich kann den Gedanken nicht ertragen, dass ich Simone nie wiedersehen werde.
    Nicole hatte es vorgezogen, sich von der im Wohnzimmer spielenden Familie zurückzuziehen. Als Entschuldigung gab sie an, sie müsse noch einige letzte Plandaten für den Adler fertigstellen, doch in Wirklichkeit brauchte sie einfach nur verzweifelt ein paar Augenblicke für sich allein, um die letzten drei Wochen ihres Lebens im Nodus zu organisieren. Während des Abendessens hatte sie die ganze Zeit nur daran denken können, was alles sie noch zu erledigen hatte, und sie war dabei fast in Panik geraten. Sie hatte einfach Angst, dass ihr nicht genug Zeit bleiben könnte — oder dass sie etwas

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