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Die Nächste, bitte • Ein Arzt-Roman

Die Nächste, bitte • Ein Arzt-Roman

Titel: Die Nächste, bitte • Ein Arzt-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia Morgowski
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Möglicherweise würde sich ein geeigneter Moment ergeben, ihr den Garaus zu machen.
    Deine Intuition ist dein bester Freund
, so hatte ich es auf einem Teebeutel gelesen, und das schien mir in dem Moment ein weiser Rat zu sein. Ich schoss also raketenschnell in unsere kleine Küche und versteckte mich mit pochendem Herzen hinter der Tür. Einen Moment fand ich das zwar selbst albern, aber das war es natürlich nicht. Es war vorausschauend. Ich meine, wenn die Morgenroth sich hier, in meinem Laden, daneben benehmen würde, bräuchte ich auch kein klärendes Gespräch mehr mit ihr zu führen. Dann könnte ich sie einfach gleich köpfen.
    Ich gab den Mädels ein Zeichen und deutete wild gestikulierend auf die Haifischkuh, die gerade im Begriff war, Elisa anzusteuern. Um den Mädels klarzumachen, wie ernst die Lage war, hielt ich mir als Abschlussgeste eine imaginäre Pistole an die Schläfe. Meine zwei Freundinnen verstanden mich sofort.
    Elisa schaffte gerade noch ein eindeutiges Kopfnicken, ehe Birte Morgenroth vor ihr stand. Erst machte die Haifischkuh ein bisschen Smalltalk wegen Elisas Babybauch, dann erkundigte sie sich, zu welchen Konditionen wir Kleidung ankaufen. Durch die geöffnete Küchentür lauschte ich dem Gespräch.
    Ob die Morgenroth sich auch von Pauls Kreditkarte Wedges gekauft hatte, die sie nun zu Geld machen wollte?
    Leider konnte ich durch den Türspalt außer ihrer strengen Hochsteckfrisur nichts erkennen. Sehr schade, denn ich hätte zu gern gewusst, ob wir dieselbe Schuhgröße haben.
    Elisa erklärte ihr die Modalitäten, und kurz darauf verließ der Haifisch wieder das Geschäft. Als die Luft rein war, lugte ich hinter der Tür hervor. Doch Elisa bedeutete mir mit einem Kopfschütteln, in meinem Versteck auszuharren, und das war auch gut so. Keine fünf Minuten später erschien die Morgenroth nämlich erneut auf der Bildfläche. Dieses Mal mit zwei vollgepackten Müllsäcken im Schlepptau.
    Panik überkam mich. Was, wenn sie unter einem Stapel Klamotten plötzlich eine Handfeuerwaffe zutage beförderte und uns alle niedermetzelte? Zuzutrauen wäre es ihr. Allerdings gab es dafür genau genommen eigentlich keinen Grund, denn sie konnte eigentlich keine Ahnung haben, dass ich mit Paul geschlafen hatte. Und selbst wenn – dass dies mein Laden ist, dürfte ihr auf keinen Fall bekannt sein.
    «Hier», stöhnte sie und stellte die Säcke schwerfällig zu Elisas Füßen ab, «das würde ich gern loswerden.»
    Von weitem konnte ich sehen, wie Elisa große Augen bekam. «Äh 

wollen Sie sich nicht vielleicht setzen», fragte sie den Haifisch und deutete auf einen der Bistrotische. «Ich brauche einen Moment, um mir die Sachen mal anzusehen. Ich nehme an, Sie möchten gleich eine Antwort.»
    Die Morgenroth nickte und steuerte einen der kleinen Tische an. In der Zwischenzeit fischte Elisa eine Jacke aus einer der Tüten und starrte das Teil hingerissen an. Dann stopfte sie es schnell wieder zurück und zerrte beide Säcke hinter den Tresen. «Ich schau mir mal ein paar Teile genauer an», rief sie der Kundin zu, und ich wusste, dass sie eigentlich mich damit gemeint hatte.
    Birte Morgenroth hatte noch nicht nach der Karte gegriffen, als Mashavna bereits auf sie zuschoss. «Möchten Sie vielleicht einen Tee? Wir hätten da – vielleicht ganz passend zur Trennung von Ihren Kleidern – einen Kräutertee mit Namen
Au Revoir

    Die Morgenroth verzog das Gesicht. «Also, ehrlich gesagt, ich hätte lieber einen Kaffee.»
    «Natürlich», zwitscherte Mashavna und eilte zu mir in die Küche. «Ist sie das?», wisperte sie, «die Tussi mit der Paul eine Affäre hat? Die, die von ihrem Mann ums Geld betrogen wird?»
    «Ganz genau», flüsterte ich zurück. «Du musst sofort wieder raus und sie ausfragen.»
    «Wie denn? Und was willst du überhaupt wissen?»
    «Alles natürlich.»
    «Okay.»
    Mashavna verließ die Küche und steuerte die große Kaffeemaschine hinter dem Tresen an.
    Zwei Sekunden später erschien Elisa in meinem Versteck. «Ist sie das?», wollte auch sie wissen.
    Ich nickte.
    Meine Freundin war außer sich. «Weißt du, was die in ihren Tüten hat? Nur die allerneusten Fummel. Sachen, die in der aktuellen
ELLE
beworben werden. Von Gucci und so.» Sie machte große Augen.
    Ich war komplett verwirrt. Dass man als Arzthelferin so viel Geld verdiente, war mir nicht klar. Und dass sie bei Paul so viel Kohle lockergemacht haben sollte, konnte ich mir nicht vorstellen. Das wäre ja wohl das

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