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Die Nächte der Aphrodite

Die Nächte der Aphrodite

Titel: Die Nächte der Aphrodite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daria Charon
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Haus. Der Duft von frischem Brot wehte ihnen entgegen. Varellac durchquerte die Räume mit langen Schritten. »Sabine«, rief er mehrmals laut, und schließlich erschien eine junge Frau mit einem Säugling auf dem Arm.
    »Ist ja gut, Richard, sei leise, du weißt, er beginnt zu weinen, wenn du herumschreist«, tadelte sie. »Guten Tag, Troy. Ich habe Euch lange nicht gesehen. Kein Wunder, da Ihr keine meiner Einladungen angenommen habt«, fügte sie unverblümt hinzu.
    Troy räusperte sich. »Dringende Angelegenheiten verhinderten mein Erscheinen, liebe Sabine. In Zukunft werde ich versuchen, mehr Zeit für das gesellschaftliche Leben zu erübrigen.«
    Der Blick der Frau bewies, dass sie ihm kein Wort glaubte. Troy griff nach Elaines Arm und sagte schnell: »Ich möchte Euch die Schwester meiner Schwägerin Marie vorstellen, Elaine Callière. Elaine, Sabine de Varellac.«
    »Willkommen, Mademoiselle Callière. Das kleine Ungeheuer hier hört auf den Namen Frederick und ist mein Erstgeborener.«
    Elaine knickste und betrachtete das verschrumpelte Gesicht des Säuglings. »Er wird schon in den Namen hineinwachsen, Madame Varellac, keine Sorge.«
    Einen Augenblick lang sah die Frau sie mit großen Augen an, dann lachte sie. »Wie wahr, Elaine. Ich darf doch Elaine sagen? Ihr müsst mich Sabine nennen. Kommt, setzen wir uns.« Sie zeigte auf eine Chaiselongue und mehrere Fauteuils. »Richard, sag der Köchin Bescheid, dass sie einen Imbiss richtet. Und für mich Himbeerlimonade, ich trinke jetzt keinen Wein, das weißt du doch.« Sie schüttelte den Kopf und warf Elaine einen vielsagenden Blick zu. »Männer. Ich kann doch keinen Wein trinken, wenn ich dem Kleinen die Brust gebe.«
    Elaine versuchte, zustimmend zu lächeln. Ihre Mutter hatte eine Menge Kinder großgezogen, aber natürlich war auf dem wackeligen Holztisch in der Callière'schen Hütte nur ein Krug mit Wasser gestanden, keine Karaffe mit Wein.
    »Habt Ihr Nachricht von Eurem Bruder, Troy?«, wandte sich Sabine jetzt an ihren Schwager.
    »Nein, leider gibt es keine Neuigkeiten.« Troys Stimme blieb neutral und verriet nicht, ob ihn diese Tatsache wirklich bekümmerte, was Elaine seltsam fand.
    »Das ist schade, wir alle vermissen ihn und natürlich auch Marie. Es wäre eine große Erleichterung zu wissen, dass sie wohlauf sind.«
    Da Troy nichts erwiderte, wandte sie sich an Elaine. »Eure Schwester hat uns in den wenigen Wochen ihres Hierseins allesamt bezaubert. Ihre Erzählungen von Versailles ließen die ganze höfische Gesellschaft samt dem König vor meinen Augen auferstehen. Sie war wirklich ein Gewinn für uns alle.« Sie blickte Elaine sichtlich betrübt an. »Wart Ihr auch in Versailles?«
    »Nein, dieses Vergnügen hatte ich leider nicht«, sagte Elaine ruhig. Natürlich war sie auch keine charmante Plauderin wie ihre Schwester, die schon immer den lieben langen Tag schwatzen konnte - vorzugsweise von schönen Kleidern und funkelnden Juwelen, die sie eines Tages zu besitzen gedachte. Und allen Anzeichen nach hatte sie dieses Ziel auch erreicht.
    Sabine betrachtete sie eine Weile schweigend. »Ist es wegen Eures Gesichts? Verzeiht meine Direktheit, ich will Euch nicht zu nahe treten.«
    »Nein, es ist nicht wegen meines Gesichts«, erwiderte Elaine. Der Gedanke erstaunte sie, und sie konnte ihn nicht nachvollziehen. Hilfesuchend sah sie zu Troy.
    »Elaines Eltern konnten es sich nicht leisten, eine zweite Tochter nach Versailles zu schicken«, sagte er ruhig und schien Sabines Neugier damit befriedigt zu haben. Kein Geld zu haben schien keine Schande zu sein, solange man nicht wirklich arm war.
    »Mein Gesicht wurde durch kochendes Wasser verbrüht, als ich noch ein Kind war.« Sie wusste nicht, warum sie diese Tatsache so einfach einer wildfremden Frau gegenüber aussprach. Aber sie fühlte sich plötzlich viel leichter.
    »Mein Gott, was müsst Ihr für Schmerzen ausgestanden haben. Und wie gut, dass alles so schön verheilt ist und Ihr nicht das Augenlicht verloren habt.«
    Elaine starrte die Frau an. Schön verheilt? Das konnte sie nicht ernst meinen, das war sicher eine bloße Schmeichelei. Ehe sie antworten konnte, kam Richard de Varellac mit einer jungen Frau zurück, die eine große Platte mit Wurst und Käse auf den Tisch stellte. Ein zweites Mädchen brachte Brot und Teller, während der Hausherr die Flasche entkorkte.
    Der Höflichkeit gehorchend, bediente sich Elaine und nippte auch am Wein. Man plauderte noch ein Weilchen über das

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