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Die Nächte der Aphrodite

Die Nächte der Aphrodite

Titel: Die Nächte der Aphrodite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daria Charon
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und bot ihr seinen Arm. »Ich habe gehört, dass es eine Aufführung im Theater gibt. Darf ich Euch dorthin begleiten?«
    Er hatte keine Ahnung, welcher Art diese Aufführung war, das verriet seine unschuldige Miene. Elaine räusperte sich. Was soll's, dachte sie dann. Er war erwachsen, und er konnte jederzeit gehen, wenn ihm die Darbietung missfiel. Sie hatte nicht die Absicht, in irgendeiner Weise die Mutterstelle an ihm zu vertreten.
    »Natürlich, Vincent.« Sie folgten den anderen Gästen, die durch die Gänge zum Theater schlenderten. Béatrice erwartete sie bereits als Zeremonienmeisterin. Ihr Gesicht glich einer glatten Maske, nur die Augen huschten flink über die Anwesenden.
    Gleißendes Kerzenlicht, das sich in den Spiegeln und Kristallleuchtern vervielfachte, erhellte den Zuschauerraum. Wie geplant, war an der linken Seitenwand ein aufwendiges Buffet errichtet worden, dessen Kernstück ein goldener Globus bildete, in dem sich Gaultiers berühmtes Zitronensorbet befand. Daneben gab es kunstvolle Pyramiden aus ebenso kunstvollen Pralinen, winzige Marzipanfrüchte wechselten sich auf silbernen Platten mit kandierten Veilchenblüten und Rosenblättern ab.
    Eine Frau in einem scharlachroten Kleid fütterte ihren Galan mit den süßen Leckereien und ließ sich dabei die Finger ablecken. Elaine wandte sich ab. Offensichtlich brauchten nicht alle Gäste die Stimulation auf der Bühne, um ihren Spaß zu haben.
    Sie suchte sich einen Platz in einer der hinteren Reihen, und Vincent folgte ihr wie ein Hündchen. Als er sich neben sie setzte, verwünschte sie für einen Augenblick ihre Nachgiebigkeit, denn sie hätte die Vorgänge lieber ohne Gesellschaft beobachtet.
    Und als wäre Vincent nicht schon zu viel an Gesellschaft, näherte sich ihr in diesem Moment auch noch der Comte de Syra.
    »Mademoiselle Callière, ich freue mich.« Er lächelte sie hingebungsvoll an und betrachtete dann provozierend den Ausschnitt ihres Kleides. »Seid Ihr heute bereit, am Spiel teilzunehmen?«
    Erst jetzt fiel ihr ein, dass sie kein weißes Seidentuch bei sich hatte. Sie biss sich auf die Lippen.
    »Ah, habe ich mich täuschen lassen. Ist es das, wonach Euer Sinn steht?« Er hielt ein weißes Tüchlein hoch. Als Elaine danach greifen wollte, zog er es ein Stück zurück und beugte sich zu ihr. »So sehr ich es bedauere, dass Ihr nicht selbst spielt, so sehr genieße ich Eure Blicke. Seid versichert, dass ich alles, was ich tue, nur für Euch tue.« Er legte ihr das Tüchlein auf den Schoß. »Außerdem genieße ich es zu wissen, dass Ihr mir dankbar seid. Vielleicht ergibt sich ja einmal die Gelegenheit, mir Eure Dankbarkeit zu beweisen. Ich würde mich freuen.« Ohne auf eine Antwort zu warten, erhob er sich und schlenderte zu zwei Frauen, die sich am Buffet delektierten.
    Elaine steckte das Tüchlein an ihrem Kleid fest. Vincent beobachtete sie dabei und fragte schließlich: »Warum tut Ihr das?«
    »Es ist ein Erkennungszeichen«, antwortete sie und beschäftigte sich umständlich damit, das Tuch zurechtzuzupfen.
    »Für das Spiel, von dem der Comte sprach?« Er runzelte die Stirn, und Elaine seufzte unhörbar. Sie ließ die Hände sinken und sah ihn an. In seinen Augen stand Neugier und völlige Ahnungslosigkeit.
    »Ja. Es ist ein besonderes Spiel. Ihr habt also noch nichts von den Nächten der Aphrodite gehört?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Der Herzog bietet seinen Gästen eine besondere Form der Unterhaltung und stellt es ihnen frei, daran aktiv oder passiv teilzunehmen. Das Anstecktüchlein stellt ohne viel Worte klar, dass der oder die Trägerin bei allen Vorgängen nur Zuschauer sein möchte.«
    Vincent öffnete den Mund, aber Elaine kam seiner nächsten Frage zuvor. »Die Nächte der Aphrodite sind der Lust und der Leidenschaft geweiht, jeder darf sich daran beteiligen, ganz nach seinen Vorlieben.«
    »Oh.« Mehr sagte er nicht, aber seine Wangen röteten sich.
    Elaine wartete ein paar Augenblicke, damit er die Worte verarbeiten konnte, ehe sie behutsam fragte: »Wollt Ihr Euch zurückziehen?«
    »Nein.« Die Antwort kam schnell und ohne, dass er überlegte. »Ich will hier bleiben und zusehen. Fürs Erste. Wo bekomme ich ein Anstecktuch?«
    Elaine blickte sich um. Sicher stand irgendwo ein Körbchen bereit. »Am besten, Ihr fragt Béatrice.« »Béatrice?«
    »Die Frau in Schwarz, sie ist die Zeremonienmeisterin der aphrodisischen Nächte. Alle Fäden laufen bei ihr zusammen.« Elaine zeigte zum Eingang des

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