Die Nächte der Aphrodite
sich unmerklich, bereit, das Urteil aus dem Mund des Herzogs von Mariasse entgegenzunehmen.
»Ich gestehe Euch ein Gespräch mit Mademoiselle Elaine zu«, sagte Henri da zu seiner Überraschung und ließ ihn los. »Allerdings nicht heute und nicht jetzt. Der morgige Tag muss dafür ausreichen.«
Troy sah ihn überrascht an und verbeugte sich dann. »Ich danke Euch für Euer Verständnis und für Eure Gastfreundschaft, Henri.« Die Worte kamen erstaunlich schnell und glatt über seine Lippen.
Der Herzog nickte. »Ich werde den Auftrag geben, für Eure Unterbringung zu sorgen, folgt mir bitte. Wie habt Ihr es übrigens geschafft, ungehindert bis zum Ballsaal vorzudringen?«
Troy steckte die Hände in die Jackentaschen, während er neben dem Herzog ging. »Immerhin kennt man mich hier, ich habe Tris mehrmals nach Belletoile begleitet. Da war es ein Leichtes, die Lakaien zu überzeugen, dass ich erwartet wurde.«
Sie erreichten die Halle, und Henri winkte einen livrierten Diener zu sich. »Der Chevalier de Rossac bleibt über Nacht. Bringt ihn gut unter und erfüllt ihm seine Wünsche. Wie alle meine Gäste soll er sich hier wie ein König fühlen.« Der Sarkasmus in seinen Worten entging Troy nicht, aber er verkniff sich eine entsprechende Antwort. Immerhin war ihm der Herzog entgegengekommen, also konnte er das auch tun.
Elaine starrte auf die Tür des Ballsaals, die hinter den beiden Männern ins Schloss gefallen war. Sie konnte nicht glauben, dass Troy tatsächlich hierher gekommen war. Seinem Gesichtsausdruck nach fand ihr Auftritt in seinen Augen keine Billigung, und sie musste Henri dankbar sein, dass er ihn aus dem Saal entfernt hatte, ehe es zu einem Skandal kommen konnte.
Sie fragte sich nur, was er hier wollte. Was er von ihr wollte, verbesserte sie in Gedanken, denn so, wie er auf sie losgestürmt war, konnte ein Anstandsbesuch bei Henri ausgeschlossen werden.
Sie hoffte, dass ihn der Herzog nicht nur aus dem Saal, sondern auch von Belletoile verbannte. Gerade fing sie an, nicht dauernd an ihn zu denken. Wie sollte sie ihn vergessen, wenn er ihr nicht nur im Kopf herumspukte, sondern nun sogar leibhaftig vor ihr auf und ab spazierte?
Diese Hoffnung zerschlug sich am nächsten Vormittag. Beim Frühstück fand sie ein Schreiben von Henri, der sie zu ihrem gelungenen ersten Auftritt als Zeremonienmeisterin der Aphrodite beglückwünschte. Außerdem informierte er sie, dass Troy de Rossac als Gast auf Belletoile weilte und ihn gebeten hatte, die Möglichkeit für ein Gespräch mit ihr zu arrangieren.
Sie ließ das Blatt sinken. Wieder schoss ihr die Frage durch den Kopf, was er von ihr wollte. Aber um das zu erfahren, musste sie sich wohl oder übel mit ihm treffen. Also antwortete sie Henri, dass sie mit einer Zusammenkunft einverstanden war.
Drei Stunden später stieg sie den Weg zum Diana-Pavillon hinauf. Sie sah schon von weitem, wie Troy unruhig auf und ab ging. Als er sie entdeckte, blieb er stehen und blickte ihr entgegen.
Die Sonne stand hinter ihm, deshalb fiel es ihr schwer, seinen Gesichtsausdruck zu erkennen. Er griff nach ihrer Hand und hob sie an die Lippen. »Elaine.«
Sie neigte den Kopf. »Troy.«
Er unterbrach das entstandene Schweigen mit einem verlegenen Räuspern. »Setzen wir uns doch«, schlug er dann vor und nahm ihren Ellbogen, um sie zu einer der steinernen Bänke zu führen. Sie spürte den Druck seiner Finger durch den dünnen Stoff und erschauerte. Mit übertriebener Heftigkeit riss sie sich los und setzte sich auf die Bank, wobei sie ihre Röcke so arrangierte, dass er ihr nicht näher kommen konnte als unbedingt nötig.
Sie atmete tief durch und beschloss, den Stier bei den Hörnern zu packen. »Ich bin erstaunt, dich hier zu sehen, Troy. Nach unserem ... Abschied dachte ich nicht, dass dir Belletoile als lohnendes Ausflugsziel erscheint.«
»Das tut es auch nicht. Ich bin hier, weil ich mit dir sprechen muss, Elaine. An diesem unglückseligen Tag lief alles so falsch, so ...«
»Willst du mir sagen, dass du mich nicht bei dir behalten hast, weil du in meine Schwester verliebt warst und du dir mit mir vormachen konntest, sie doch noch bekommen zu haben?«, unterbrach sie ihn barsch.
Er senkte den Kopf. »Nein, das will ich dir nicht sagen, Elaine. Es wäre eine Lüge, und gelogen habe ich in der Vergangenheit wohl mehr als genug. Ich will dich um Verzeihung bitten, ich will dich bitten, meine Entschuldigung anzunehmen. Sonst habe ich keine ruhige Minute
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