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Die Nächte des Wolfs 02 - Zwischen Mond und Verderben

Die Nächte des Wolfs 02 - Zwischen Mond und Verderben

Titel: Die Nächte des Wolfs 02 - Zwischen Mond und Verderben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon Delany
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Ich konnte sein Spiegelbild im Fenster sehen, als er sich abwandte. Offenbar rang er mit sich.
    Ich legte ihm die Hand auf die Schulter und meinte beruhigend: » Ist doch nicht wichtig. Du machst dir da viel zu viele Gedanken. «
    Er wirbelte so rasch herum, dass Stella hörbar erschrak. » Njet « , krächzte er und sah mich eindringlich an. » Ich habe mir nicht genug Gedanken gemacht. Das ist das Problem. Das … « Er berührte den Bluterguss behutsam, doch ich zuckte trotzdem zusammen. Er wirkte völlig niedergeschlagen – Raserei auf kleiner Flamme. » Das hätte sehr viel schlimmer ausgehen können. « Er griff mich an meinen Schultern und zog mich so nah an sich heran, dass nur ich ihn hören konnte. » Er hat dich mit einer Waffe bedroht. «
    Mehr sagte er nicht mehr im Bus an diesem Morgen. Ich wollte ihm eigentlich sagen, dass ich in der Nacht seines Geburtstages Schlimmeres durchgemacht hatte, aber er hätte es doch nur wieder so hingedreht, dass es seine jüngste Erkenntnis stützte: dass ich eben nur ein Mensch war.
    Den restlichen Tag über ging mir Pietr aus dem Weg. Und wenn doch sein Blick auf mich fiel, dann sahen seine Augen unendlich traurig aus. Und entschlossen.
    Sarah hing ihm wie ein Mühlstein um den Hals, und mein Verdruss wurde noch dadurch gesteigert, dass seine Reflexe offenbar gelitten hatten. Zweimal platzierte sie Volltreffer auf seinem Mund und einmal hielt sie ihn dabei im Würgegriff eines siegreichen Ringers umschlungen.
    Ich konnte gar nicht hinsehen und in dem Moment kam Derek des Wegs.
    » Hey. «
    » Hey « , antwortete ich.
    » Du siehst toll aus heute « , schmeichelte er. » Make-up. «
    Hätte das nicht auch Pietr einfach so ohne Argwohn sagen können? » Ja … «
    » Dabei hast du das gar nicht nötig « , fügte er hinzu. » Viele geben ein Vermögen dafür aus und kommen doch nicht an deine natürliche Schönheit ran. «
    » Ha. «
    Er runzelte die Stirn und begriff, dass er damit bei mir nicht landen konnte. » Dir scheint’s nicht so super zu gehen. « Er legte mir die Hand auf die Schulter.
    Die Wärme der Berührung war angenehm und ich seufzte. Bei Pietr hätte es sich nach Feuer und Flammen angefühlt – er dagegen verströmte milde Wärme – wie Sommer und Sonnenschein.
    » Kann ich was für dich tun? «
    Ich rang mir ein Lächeln ab. » Nein, ist schon gut. «
    » Na gut. « Er ließ sein blendendes Lächeln aufblitzen. » Sarah und ich haben uns über dich unterhalten. «
    » Ach. « Ich konnte meine Skepsis kaum verbergen.
    » Nichts Schlimmes « , versicherte er mir. » Jedenfalls … Sarah hatte da eine Idee … «
    Er nickte in ihre Richtung, während sie von der anderen Flurseite jede unserer Bewegungen verfolgte. Sie löste die Arme von Pietr.
    Pietr starrte über unsere Köpfe hinweg an die Wand und ging so meinem fragenden Blick aus dem Weg.
    Sie kam herübergehüpft und blieb vor mir stehen. Sie rang die Hände und setzt ihr gewinnendstes Lächeln auf. » Wann bist du zum letzten Mal reiten gewesen? «
    Der Schmerz über den Kuss war noch so frisch, dass ich gegen ihren Charme immun war. » Ich reite Rio praktisch jeden Abend. «
    » Ich meine, wann bist du zuletzt ein Turnier geritten? «
    Ich blinzelte verblüfft. » Am sechzehnten Juni. «
    Derek ließ seine Hand zu meinem Arm herunterrutschen.
    Pietr sah mir in die Augen – bis Derek meine Hand nahm.
    Sarah rieb sich die Stirn, direkt unter ihrem blonden Pony, wo noch immer eine Narbe von ihrer Schuld am Unfall mit meiner Mutter zeugte. Ihr Lächeln war verflogen.
    Derek legte ihr seine andere Hand auf die Schulter. Ihr Lächeln flackerte wieder auf. » Das ist viel zu lange her, finde ich. Finden wir « , meinte sie und nickte in Richtung Derek.
    » Aber es war eigentlich deine Idee. Ich hab nur zugestimmt « , sagte er.
    » Egal, wie fändest du es, wieder in den Sattel zu steigen? So richtig wettkampfmäßig? «
    Ich blickte an beiden vorbei zu Pietr. Der musterte die Bodenfliesen, als höre er gar nicht zu. Oder als erwäge er eine Zukunft im Baugewerbe.
    » Es würde mich wahrscheinlich auf andere Gedanken bringen. «
    » Die Wettkämpfe waren doch dein Ein und Alles, oder? « , hakte Sarah nach.
    » Schon. « Wenn man auf Rio über Zäune und Büsche hinwegflog, dann war das Gefühl schwer zu toppen. Es sei denn, ich küsste Pietr.
    » Überleg’s dir « , schlug Derek vor, ließ die Hand von Sarahs Schulter gleiten und legte sie nun zusätzlich um meine Hand.
    » Okay, das werde ich

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