Die namenlose Schoene
„Danke. Es ist ziemlich lang her, dass ich mich elegant angezogen habe.”
„Bei mir auch”, räumte er ein. „Ich habe fast vergessen, wie sich eine richtige Krawatte anfühlt.”
„Und ich fürchtete, mit hohen Absätzen nicht mehr gehen zu können.”
„Ich finde, du kannst sehr gut damit gehen.”
Also beobachtete er sie wie sie ihn. In der letzten Woche hatte Tucker nicht so verschlossen gewirkt, wenn er mit ihr zusammen war. Er hatte auch öfter mit den Kindern gespielt. Sie hoffte, dass er umgänglicher wurde, nachdem er über Frau und Sohn gesprochen hatte.
Als sie das letzte Mal nach Omaha gefahren war, hatte sie nicht gewusst, was geschehen würde. Auch heute wusste sie das nicht, doch es war klar, wer sie war, und dass ihre Liebe zu Tucker mit jedem Tag wuchs. Ohne ihn konnte und wollte sie sich das Leben nicht mehr vorstellen.
Im Ballsaal des Omaha Wellsley drängten sich Männer und Frauen in Abendkleidung. Tucker meldete sich an einem Tisch gleich neben der Tür an, nahm Emma das Cape ab und hängte es weg. Sie hatten Platzkarten und suchten den Tisch Nummer neun. Drei andere Paare saßen schon dort. Die Männer gaben Tucker die Hand und begrüßten Emma, während sich alle vorstellten. Emma unterhielt sich mit der Frau neben ihr, Tucker mit dem Mann an seiner Seite, und Emma wurde bewusst, dass sie beide ein Paar bildeten. Es gefiel ihr. Gelegentlich berührten sich ihre Arme und Schultern.
Tucker reichte ihr den Brotkorb, und sie zogen sich beide nicht zurück, als ihre Finger in Kontakt kamen. Tucker sah Emma an und erwiderte ihr Lächeln. Es war, als würden sie an diesem Abend ein Abenteuer erleben, in dem nur sie beide vorkamen.
Nach dem Dessert und dem Kaffee wurden die Lichter gedämpft, und eine Band begann zu spielen. Ein Sänger stimmte eine bekannte Ballade an.
„Möchtest du tanzen?” fragte Tucker.
Emma nickte.
Tucker führte sie zwischen den Tischen durch, und eine Hand auf ihrem Rücken löste ein feines Prickeln aus.
Mehrere Paare tanzten bereits. Tucker nahm Emma in die Arme. „Ich habe schon lange nicht getanzt”, sagte er leise. „Es könnte für dich gefährlich werden.”
Sie sah ihm in die dunklen Augen. Die Gefahr kam davon, dass sie ihr Herz unwiderruflich an ihn verloren hatte. „Ich habe an der High School Tanzunterricht genommen. Mehr Erfahrung habe ich nicht.”
„Dann machen wir es ganz einfach”, versicherte er, zog sie näher an sich und legte ihre Hand auf seine Brust.
Ihre Bewegungen wirkten völlig natürlich, als hätten sie schon oft zusammen getanzt.
Sie fühlte seine Hand durch den Stoff des Kleides und drückte die Wange an seine Schulter, roch sein After Shave, fühlte die Kraft in seinen Beinen und die harte Brust. Alles an Tucker war stark. Sie sah ihm in die Augen, in denen sie ein heimliches Feuer entdeckte. Er war heute mit ihr hier, um ihr näher zu kommen, und sie nahm die Einladung an.
Das schwache Licht, die langsame Musik und die gemeinsamen Bewegungen erzeugten eine intime Atmosphäre. Es gefiel Emma, Tuckers Arme zu fühlen, seinen Duft aufzufangen und sich bei ihm sicher und feminin zu fühlen. Als er sich zu ihr beugte, erwiderte sie seinen K uss.
Ein Song ging in den nächsten über. Tucker legte schließlich einfach die Arme um Emma und wiegte sich mit ihr zur Musik. Ihre Körper passten so perfekt zusammen, dass Worte überflüssig waren.
Sie vergaß die Zeit und auch alles andere, nur nicht das Verlangen in Tuckers Augen, die sinnlichen Zärtlichkeiten seiner Hände und die Hitze seines Kusses.
Er ließ die Lippen über ihre Wange und ihren Hals wandern. Sie atmeten heftig.
„Ich will dich, Emma”, flüsterte er.
Sie wusste, dass sie jetzt eine der wichtigsten Entscheidungen ihres Lebens traf. „Ich will dich auch.”
Mit angehaltenem Atem wartete sie auf seine Antwort.
9. KAPITEL
„Nehmen wir uns ein Zimmer.” Tuckers Stimme klang heiser und tief.
Emma wollte ihn lieben. „Einverstanden.”
„Willst du am Tisch warten, während ich in die Halle gehe?”
„Nein, ich komme mit.” Sie schämte sich nicht, weil sie mit Tucker zusammen sein wollte. „Außerdem ist vielleicht kein Zimmer frei.”
Er legte ihr den Arm um die Schultern. „Dann gehen wir in ein anderes Hotel.”
Es gab freie Zimmer. Sie nahmen sich eines. Tucker warf Emma einen Blick zu. Sie lächelte, obwohl sie nervös war. Im Aufzug waren sie allein.
Tucker nahm sie in die Arme Und küsste sie wieder. Erst als sich die Türen
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