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Die Nanokriege - Der Anschlag

Die Nanokriege - Der Anschlag

Titel: Die Nanokriege - Der Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner John; Bauer Heinz; Ringo Franz; Zwack Vohwinkel
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ihm einen schildähnlichen Gegenstand, den er sich links oben in Brusthöhe an den Kimono steckte, und fügte darunter vier Medaillen hinzu. Die in der obersten Reihe war das Abbild eines goldenen Lorbeerblatts,
die drei in der Reihe darunter bildeten ein silberner Adler mit ausgebreiteten Schwingen, ein weiterer Schild in Bronze und ein Paar gekreuzte Schwerter.
    Als die Orden korrekt angebracht waren, schlüpfte er in den Kimono und zog ihn mit dem Schwertgurt straff. Dann nahm er sein Schwert, überprüfte es automatisch und schob es in den Gürtel. Normalerweise saß die Waffe hoch an seiner rechten Seite und war an seiner Rüstung befestigt, aber er hatte es schon so oft ohne Rüstung getragen, dass er sich damit durchaus wohl fühlte.
    Er verließ sein Zimmer und ging den Flur zum Haupteingang hinunter.
    »Wenn jemand nach mir fragen sollte, ich gehe mich bei Herzog Edmund melden«, sagte Herzer, während er auf die breiten Doppeltüren vorne am Gebäude zuging.
    »Yes, Sir«, erwiderte der Diensthabende. Er las etwas und blickte nicht auf.
    Herzer blieb stehen und drehte sich zu ihm herum. »Solche Dinge solltest du aufschreiben, Private«, knurrte er.
    »Yes, Sir«, erwiderte der Private, diesmal mit wesentlich konzentrierter klingender Stimme. Er klappte sein Buch auf und griff nach dem Federkiel, der in einem Tintenfass steckte.
    Herzer nickte ihm zu, drehte sich wieder um und ging zur Tür hinaus.
     
    »Herein«, sagte Sheida, als es an der Tür klingelte.
    Ihr Adjutant Harry Chambers, gefolgt von einem hageren, hoch gewachsenen, dunkelhaarigen Mann, trat ein. Er hätte ebenso gut dreißig oder zweihundert Jahre alt sein können und nickte jetzt dem Ratsmitglied mit leicht abwesender, freundlicher Miene zu.
    »Joel Travante«, hauchte Sheida. »Willkommen. Und wie willkommen, Sir. Bitte, nimm Platz. Harry, es macht dir doch nichts aus?«

    »Überhaupt nicht«, sagte Harry, verließ den Raum und schloss die Tür hinter sich.
    Nachdem die Tür sich geschlossen hatte, kam eine leichte Veränderung über den Mann. Anstelle des Lächelns trat eine undurchsichtige, harte Maske, und seine lockere Haltung schien plötzlich zu erstarren. Was gerade noch wie ein netter, sympathischer Angehöriger eines freien Berufes ausgesehen hatte, wirkte jetzt eher wie ein gezücktes Schwert.
    »Wie geht es dir?«, fragte Sheida und nickte ihm dabei zu. »Wo warst du?«
    »Auf den Azor-Inseln, Ma’am«, sagte der Inspektor, rutschte auf dem Stuhl ein Stück nach vorne und nickte. Er hatte eine tiefe Baritonstimme, und seine Augen waren blau und kalt.
    Vor dem Zusammenbruch hatte es auf der Welt kaum Verbrechen gegeben. Bei schier unendlichem Wohlstand, persönlichen Schutzfeldern und semi-legalen Mitteln, die es einem erlaubten, sich auch die finstersten Fantasievorstellungen zu erfüllen, gab es kaum Gelegenheit und wenig Bedarf für Verbrechen.
    Dennoch gab es Individuen, die aus den verschiedensten Gründen Straftaten der einen oder anderen Art begingen.
    Wenn man bedachte, dass die Leute jede nur erdenkliche Art von Leben führen konnten, das sie begehrten, bedurfte es einer absonderlichen Person, um Verbrechen zu begehen, ganz besonders Raubmorde und dergleichen. Und inmitten des Luxus brauchte es noch absonderlichere Personen, die ihr Leben der Aufgabe widmeten, Kriminelle aufzuspüren.
    Aber ebenso wie es Leute gab, die der Versuchung nicht widerstehen konnten, die Gesetze zu brechen, gab es andere, die ein besonderer Wesenszug dazu trieb, die schlimmsten dieser Übeltäter aufzuspüren und häufig auch unschädlich zu machen: die Inspektoren des Rates. Es gab sehr wenige von ihnen, im Jahr vor dem Zusammenbruch waren
es auf der ganzen Welt nicht mehr als hundert gewesen, und die meisten von ihnen gingen ihrer Tätigkeit nicht ständig nach. Unter ihnen gab es jedoch eine Elite, die Spezialinspektoren, deren Befugnisse beinahe denen der Ratsmitglieder gleichkamen. Und Inspektoren hatten nur dann eine Chance, Spezialinspektoren zu werden, wenn sie auf eine lange Karriere im Aufspüren der schlimmsten Verbrecher verweisen konnten und dabei auch ein beispielhaftes Verhalten an den Tag gelegt hatten.
    Joel Travante war vor dem Zusammenbruch beinahe vierzig Jahre lang Spezialinspektor gewesen.
    Der direkte Zugang zu Mutters DNA-Datenspeichern war streng geregelt. Die Genehmigung einer allgemeinen DNA-Recherche erforderte die Zustimmung einer Mehrheit der Ratsmitglieder und eine direkte Ortssuche sogar eine Super-Mehrheit.

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