Die Nanokriege - Der Anschlag
fragte er und spürte, wie seine Stimme am Ende in eine Art Quieken überging.
Das Mädchen glitt links von ihm ins Wasser und sah ihn lächelnd an.
»Ich heiße Sheena. Ich glaube nicht, dass du mich kennst.«
»Das glaube ich auch nicht«, erwiderte Herzer, dem jeglicher Charme abhanden gekommen war. Dreihundertsiebenundfünfzig mal vier … runter, Junge!
»Vor dem Angriff auf die Stadt bist du mit einer Kavalleriepatrouille hinausgeritten«, sagte sie mit einer weichen Kleinmädchenstimme, die jegliche Mathematik aus seinem Gehirn verdrängte.
»Ja?« Zwei im Sinn …
»Mein Bruder war mit in dieser Patrouille«, sagte sie, beugte sich vor und gab ihm einen Kuss auf die Wange. »Ich möchte mit dir sprechen, aber ich komme gleich wieder.«
»Okay«, krächzte er und wandte sich wieder der Gruppe im Pool zu, die jetzt alle grinsten und sich redlich Mühe gaben, nicht laut zu lachen.
»Wie alt, meinst du, ist sie?«, versuchte Fraser, redlich bemüht, nicht selbstgefällig zu wirken.
»Siebzehn?«, meinte Herzer.
»Probier’s mit zwölf«, erwiderte David.
»Unmöglich!«
»Doch«, erwiderte Shilan. »Doch, doch, doch.«
»Was zum Teufel hat sie nackt in den öffentlichen Bädern zu suchen?« Und wildfremde Männer anzusprechen und in Verlegenheit zu bringen.
»Die Bäder sind öffentlich«, erwiderte Shilan mit einem Achselzucken. »Vermutlich fanden ihre Eltern, dass sie alt genug sei.«
»Die spinnen doch!«
Sheena glitt plötzlich neben ihm ins Wasser und legte eine Hand auf seinen Arm.
»Ich freue mich wirklich, dich endlich kennen zu lernen«, sagte sie mit heiser klingender Stimme.
Runter, runter, runter, runter, RUNTER! Zwölf! ZWÖLF!
»Ganz meinerseits«, antwortete Herzer. »Dann gehst du also jetzt zur Schule?«
»Ja«, meinte Sheena und runzelte dabei die Stirn. »Vor dem Zusammenbruch war ich kaum in der Schule, weißt du? Drum bin ich jetzt bei den ganz Kleinen …«
Okay, heute Nacht werde ich also mit niemandem ins Bett gehen, dem Himmel sei Dank …
6
Am nächsten Morgen schlüpfte Herzer in einen Trainingsanzug und freute sich darüber, im Augenblick nichts vorzuhaben, bloß ein wenig körperliche Ertüchtigung. Zuerst rannte er einmal den Hügel hinauf und hinunter, holte sich dann einen Rucksack und wiederholte die Tour noch vier Mal, jedes Mal etwas schneller. Er war nicht in Form und wusste das, aber seine Zeiten am Hügel kamen denen eines ordentlichen Blood Lords doch einigermaßen nahe. Anschließend suchte er den Fechtboden auf, wo zwar niemand aus seiner Klasse zugegen war, er aber doch einen etwa gleich starken Trainingspartner fand und zwei Stunden mit Schwert und Schild arbeitete. Auch wenn seine Atemtechnik noch nicht ganz die alte war, hatte er den Umgang mit Schwert und Schild nicht verlernt, und sein Partner wusste trotz seiner gepolsterten Rüstung nachher verdammt gut, dass jemand ihn geküsst hatte.
»Sehr gut gemacht, Herzer. Ich hatte gar nicht gewusst, dass es dir Spaß macht, Babys zu verprügeln.«
Er drehte sich um und schlug Bue Pedersen auf die Schulter.
»Bue! Verdammt noch mal, wo hast du denn gesteckt?«
»Wir sind dabei, in Washin eine Legion aufzustellen«, meinte Bue. »Dabei war ich ›behilflich‹.«
»Das hätte mir auch Spaß gemacht«, grinste Herzer. »Probieren wir’s?«
»Wenn du es dir zutraust«, grinste Bue. Sie waren beide Teilnehmer des ersten Blood-Lord-Kurses und hatten mitgeholfen,
Raven’s Mill zu verteidigen. Aber seitdem hatten sich ihre Wege nur selten gekreuzt. Bue war Triarier-Sergeant, während Herzer zum Lieutenant »befördert« worden war. Die Blood Lords bestanden nur aus wenigen formierten Einheiten; sie bildeten meist den Kader anderer Truppen, und der erste Kurs war überall entlang der Ostküste verteilt worden. Soweit Herzer gehört hatte, waren einige sogar in den Plains-Staaten im Einsatz.
Bue legte eine gepolsterte Rüstung an und suchte sich ein Übungsschwert aus. Die Technik der Blood Lords eignete sich nicht sonderlich für Duelle Mann gegen Mann, aber sie waren ja beide auch im Einzelkampf ausgebildet.
Die Regeln sahen vor, dass sie nicht seitlich ausweichen durften, sondern sich so verhalten mussten, als befänden sie sich in einer Einheit, in der sie sich nur wenig nach vorne oder hinten bewegen durften. Herzer nahm Haltung an und begann den Kampf mit dem Versuch eines Schildstoßes, den Bue geschickt abwehrte, worauf beide anfingen, aufeinander einzuschlagen.
Da sie kaum
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