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Die Nanokriege - Der Anschlag

Die Nanokriege - Der Anschlag

Titel: Die Nanokriege - Der Anschlag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner John; Bauer Heinz; Ringo Franz; Zwack Vohwinkel
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wohl als junger Mann gewesen sein mochte. Oder übrigens auch Herzog Edmund. Als er hier angefangen hatte, hatte er in den beiden so etwas wie göttliche Wesen gesehen. Und jetzt gab es Leute, die ihn ungefähr mit den gleichen Augen sahen. Waren sie Versager gewesen? Was war das für eine Macht, die sie dazu trieb, das zu sein, was sie waren? Man musste etwas Ungewöhnliches an sich haben, um vor dem Zusammenbruch so zu leben, wie sie das getan hatten, ganz zu schweigen von dem, was sie nach dem Zusammenbruch getan hatten.
    Wer waren sie wirklich ? Die Leute sahen ihn an, als ob er etwas Besonderes wäre. Selbst wenn er einfach nur durch die Innenstadt ging, kamen Leute auf ihn zu, nickten ihm zu oder flüsterten miteinander, wenn er an ihnen vorüberging. Herzer, der Sieger an vorderster Front. Herzer, der Unbesiegbare. Dabei wusste er, dass er das gar nicht war. Aber er trug die Maske, trug sie manchmal so gut, dass das Gefühl in ihm aufkam, er würde so werden, wie sie das von ihm annahmen. Doch tief im Innersten wusste er, dass er immer noch der verstörte Junge war, der davongerannt war, als McCanocs Spießgesellen Daneh vergewaltigt hatten. Der Junge, den man auf den Amboss der Blood Lords und dem des Lebens mit Hammerschlägen hatte bearbeiten müssen, damit er überhaupt Fähigkeiten entwickelt hatte. Und der gelegentlich immer noch Mist baute.
    Ja, wer waren diese Leute?
    Mit diesem Gedanken hatte er die Bank erreicht und ein wenig abwesend betreten; und er bemerkte es kaum, dass er vor einem der dort kürzlich aufgestellten Schreibtische stand.

    »Kann ich dir behilflich sein?«, fragte die Frau hinter dem Schreibtisch.
    »Stephanie?«
    Das war nicht mehr der Schmetterling von gestern. Die Frau trug ihr Haar in einem Knoten und einen Gesichtsausdruck nicht unbedingt freundlicher Kompetenz.
    »Lieutenant Herrick, glaube ich?«, antwortete Stephanie.
    »Ich möchte gerne Tom sprechen«, sagte Herzer.
    »Hast du einen Termin mit ihm?«
    »Ne-ein«, erwiderte Herzer mit einem angedeuteten Lächeln. »Ich dachte, ich komme einfach mal so vorbei.«
    »Mr. Sloan ist sehr beschäftigt, aber ich will nachsehen, ob er einen Augenblick Zeit hat.« Sie stand auf und verschwand durch eine Tür an der Seite und gab Herzer damit Gelegenheit, sich umzusehen.
    Tom Sloan hatte klein angefangen. Vor dem Zusammenbruch hatte es so etwas wie eine »Währung« überhaupt nicht gegeben. Es gab Energiecredits, aber die wurden im Netz gehandelt, soweit überhaupt ein Handel stattfand. Jeder hatte sie in ausreichendem Maße. Selbst Herzer, der als junger Mann von seinen Eltern »freigegeben« worden war, hatte genug davon, um sich nicht nur eine komplizierte ärztliche Behandlung, sondern auch recht aufwändige »realitätsgesteigerte« Simulationen leisten zu können. Wenn man all seine Energiecredits verbrauchen wollte, erforderte das ziemlich viel Energie.
    Nach dem Zusammenbruch waren zunächst Lebensmittel die Basis der Währung gewesen. Die Nahrungsverteilung basierte auf »Creditbons«. Ein Bon, eine Mahlzeit. Oder unzubereitetes Essen, etwas mehr, als man für eine Mahlzeit brauchte, aber man musste wissen, wie man es kochte. Im Laufe der Zeit hatte sich aus den Bons der allgemeingültige Tauschstandard entwickelt, und als die Gesellschaft dann komplexer wurde, waren sie zur Standardwährung
geworden. Man konnte mit einem Bon immer noch eine Mahlzeit oder Lebensmittel kaufen. Aber die meisten Bons waren jetzt im Umlauf und allmählich hatte sich eine Art Wirtschaft herausgebildet. Und selbst der Begriff »Bon« geriet allmählich in Vergessenheit und wurde durch »Credit« ersetzt.
    Tom hatte früh damit begonnen, mit Bons zu handeln, und hatte Vorräte davon angelegt, basierend auf Regierungsanleihen und den Einlagen von Leuten, die einen Überfluss daran hatten. Und er hatte das Geld gut angewandt, es seinerseits häufig zu Wucherzinsen ausgeliehen. Aber er war fair, gewissenhaft und ehrlich, und das verschaffte ihm Ansehen bei den Leuten, im Gegensatz zu vielen seiner frühen Wettbewerber, die recht unverantwortlich mit dem Geld anderer Leute umgegangen waren. Er hatte auch Investitionen für Leute wie Herzer vorgenommen, Leute, die ein paar Credits übrig hatten und wollten, dass diese für sie arbeiteten.
    Er hatte es ganz offensichtlich zu etwas gebracht. Das kleine Büro, das er einmal gehabt hatte, war inzwischen zu einem großen Gebäude angewachsen. Es gab einen Tresen mit ein paar Frauen dahinter und ein paar

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