Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Nanokriege - Zusammenbruch - Ringo, J: Nanokriege - Zusammenbruch - There Will Be Dragons

Die Nanokriege - Zusammenbruch - Ringo, J: Nanokriege - Zusammenbruch - There Will Be Dragons

Titel: Die Nanokriege - Zusammenbruch - Ringo, J: Nanokriege - Zusammenbruch - There Will Be Dragons Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Ringo
Vom Netzwerk:
ich«, antwortete Edmund. »Aber ich will meine Entscheidung nicht nachträglich in Zweifel ziehen. Ich habe sie getroffen und werde den Rest meines Lebens damit auskommen müssen. Genau wie du. Und deine Mutter.« Er stellte fest, dass sie den Blick gesenkt hatte und nickte. »Und über welche Entscheidung denkst du nach, Rachel?«
    »Ich …« Das Mädchen sackte in sich zusammen und schluckte hart an einem Stück Braten. »Wir hatten uns aufgeteilt, um Nahrung zu suchen. Sie ist nach Süden gegangen und ich nach Norden. Wenn ich bloß …«
    »Rachel, sieh mich an«, sagte Edmund und wartete, bis sie seiner Aufforderung nachkam. »Wenn es einen Gott gibt, werde ich ihm mein restliches Leben lang dankbar sein und deine Mutter wird das auch, dass ihr diese Entscheidung getroffen habt. Deine Mutter ist viel älter und klüger als du und vermutlich auch stärker, obwohl auch du sehr stark bist. Aber wenn ich die Wahl treffen müsste, wen ich in ein solches Schicksal hinausschicke, hätte ich trotz all meiner Liebe, die ich für Daneh empfinde, sie gewählt. Und sie hätte das auch. Das sollst du wissen.«

    »Das weiß ich«, sagte Rachel kaum hörbar und hielt sich beide Hände vor das Gesicht. »Aber …«
    »Schuldgefühle des Überlebenden sind eine völlig falsche Art der Schuld«, sagte Edmund. »Die Entscheidungen, die wir in unserem Leben treffen, können wir nicht rückgängig machen. Und häufig ist es so etwas wie reiner Zufall, wer überlebt oder wer nicht verwundet wird. Und die Tatsache zu bedauern, dass du irgendwo ganz tief in deinem Inneren froh bist, dass es nicht dich getroffen hat, ist noch alberner.«
    »Das habe ich nie gesagt!«, brauste Rachel auf.
    »Nein, aber gedacht hast du es und schämst dich deswegen«, erwiderte Edmund mit fester Stimme. »Ich bin alt , Mädchen. So alt, dass du Mühe hast, das zu verstehen. Und ich weiß, wie es ist, wenn man selbst überlebt und andere das nicht tun. Ich kenne auch die bösen Gedanken, die sich da einschleichen. Du musst dich ihnen stellen, musst sie logisch verarbeiten. Zunächst wird dir das nicht helfen, aber im Laufe der Zeit schon . Wenn du das nicht für mich tun willst, dann tue es für deine Mutter. Sie wird ihre eigenen Gedanken haben, die sich einschleichen, ob sie das will oder nicht. Kleinliche, bösartige Gedanken, die einen in den Wahnsinn treiben können. Was dich plagt, wird in mancher Hinsicht leichter und in mancher Hinsicht schwerer zu ertragen sein. Und du wirst das Bedürfnis haben, darüber zu sprechen. Aber irgendwie musst du diese Gedanken und Empfindungen unter Kontrolle bringen. Ihretwegen und auch um des, ja, ich will es ruhig aussprechen, des ›größeren Ganzen‹ willen. Wir haben hier viel getan, aber es liegt noch viel Arbeit vor uns, und dir wird auch einiges davon zufallen. Wenn du deine Arbeit mit Bitterkeit und Hass auf die beginnst, die du liebst, mit Bitterkeit und Hass auf dich selbst, wirst du nie gute Arbeit leisten können. Aber was hier getan werden muss, verdient
es, dass du es mit ganzer Kraft und voller Hingabe tust.«
    »Wie kannst du das alles so kühl sehen!«, schrie Rachel. »Hast du denn keinen Funken Gefühl in dir?«
    »Doch«, sagte Edmund nach kurzem Schweigen. »Aber ich zeige es nicht so, wie du meinst, dass ich es tun sollte. Du wirst das für dich selbst entscheiden müssen. Und was das andere Thema angeht – sind diese Männer bloß zufällig vorbeigekommen oder ist anzunehmen, dass sie weiterhin ein Problem darstellen werden?«
    »Oh, ich denke schon, dass sie weiterhin ein Problem sein werden«, erklärte Rachel leichthin. »Ihr Anführer war Dionys McCanoc.«
    Zum ersten Mal in ihrem Leben begann Rachel zu begreifen, weshalb die Menschen ihrem Vater so viel Respekt entgegenbrachten. Einen winzigen Augenblick lang huschte etwas über sein Gesicht, ein Ausdruck, der über alle Wut hinausging, etwas Seltsames, Unversöhnliches, das einem Angst machte, wenn man es sah. Und dann war es wieder verschwunden, bloß ein Muskel an seinem Kinn zuckte, und er war wieder dasselbe schlichte Wesen mit hölzernem Gesicht, das sie ihr ganzes Leben gekannt hatte.
    »Das ist … interessant«, sagte Edmund und schniefte. »Ich werde das verbreiten: ›Gesucht wegen Straßenraubs und Vergewaltigung.‹«
    »Und das ist alles ?«, fragte sie. »Bloß ›verbreiten‹?«
    »Für den Augenblick«, erklärte ihr Vater kühl. »Für den Augenblick. Am Ende neigen Leute wie McCanoc dazu, sich selbst umzubringen.

Weitere Kostenlose Bücher