Die Nanokriege - Zusammenbruch - Ringo, J: Nanokriege - Zusammenbruch - There Will Be Dragons
zurückzog.
»Ich möchte zuerst sehen, was es sonst noch gibt«, sagte Mike. »Und Bauer sein bedeutet mehr als bloß Saat auszubringen. Man muss ein wenig von der Küfnerei und vom Zimmerergewerbe und vom Schmiedeberuf verstehen.«
»Und dann wollen die auch ein oder zwei Wochen Kampftraining einbauen«, stellte Courtney fest.
»Also, ich denke, ich werde mich mal um dieses Lehrlingsprogramm
kümmern«, sagte Herzer. Die Sonne war am Untergehen, und plötzlich wurde ihm bewusst, dass er todmüde war. »Wo schläft man denn hier?«
»Es gibt getrennte Schlafhäuser für Männer und Frauen«, sagte Mike. »Ich bringe Courtney gewöhnlich zu dem ihren und suche mir dann eine Stelle zum Schlafen.«
»Du kannst mitkommen, wenn du Lust hast«, sagte Courtney.
»Ähm …« Er sah Mike an, der mit einem Achselzucken erkennen ließ, dass ihm gleichgültig war, ob er mitkam oder nicht, und nickte dann. »Okay, wenn es euch nichts ausmacht.«
Sie gingen in der zunehmenden Dunkelheit durch die dichte Menschenansammlung zu einer der vielen Blockhütten. Aus der Nähe wirkten sie bei weitem nicht so massiv wie aus der Ferne, und man konnte die Ritzen zwischen den Stämmen sehen. Die Dächer bestanden aus hölzernen »Schindeln«, übereinander angeordneten Holzstücken, die etwa zwanzig Zentimeter lang, zehn Zentimeter breit und zwei Zentimeter dick waren. Er vermutete, dass sie bei Regen wie ein Sieb leckten.
Er wartete, während Courtney Mike einen Gutenachtkuss auf die Wange gab, und folgte dem jungen Mann dann durch das Lager. Mike schien sich dafür, dass er erst einen Tag hier war, erstaunlich gut in der Dunkelheit zurechtzufinden.
»Ich denke, du siehst nachts besser als ich«, sagte Herzer, als er über eine Bodenunebenheit stolperte. Das Gelände war noch vor ein paar Tagen Wald gewesen, und man hatte zwar die Baumstümpfe gerodet und die Löcher eingefüllt, aber die starken Regenfälle hatten den Boden einsinken lassen.
»Ein Katzenwandel vor ein paar Generationen, mütterlicherseits«, sagte er. »Ich sehe nachts tatsächlich gut.«
»Weißt du, warum es hier so wenige Gewandelte gibt?«, fragte Herzer. Eine Frage, die schon eine Weile an ihm genagt hatte und jetzt wieder hochkam.
»Eigentlich nicht, aber Courtney und ich haben auch darüber gesprochen. Sie meint, das sei eine Frage der Anpassung. Die meisten Gewandelten brauchen mehr Energie, entweder aus der Nahrung oder äußerlich, als ungewandelte Menschen. Und deshalb waren sie beim Fall natürlich im Nachteil. Du brauchst nur beispielsweise an Werbären zu denken. Die brauchen eine Menge Nahrung, und das jeden Tag.«
»Mhm.«
»Oder jemand mit Flügeln. Flügel hat er, aber er kann nur mit externer Energie fliegen. Und die Flügel wiegen dreißig, vierzig Kilo. Nimm die Energie weg und lass ihn tagelang zu Fuß gehen, um ein Dach über dem Kopf zu finden …«
»Yeah.«
»Ich bin richtig froh, dass ich nie gewandelt habe. Denkst du je daran, zu wandeln?« Die Frage klang fast anklagend, aber Herzer schrieb das erneut dem Wesen des anderen zu.
»Eigentlich nicht«, erwiderte Herzer ehrlich. »Ein bisschen größer, ein bisschen kräftiger …« Er musste unwillkürlich an die Szene an der Brücke denken. Größer zu sein hätte auch nichts geholfen, wenn er nicht gerade ein Riese gewesen wäre.
»Du bist doch schon ziemlich groß«, meinte Mike mit leicht fragendem Unterton.
»Das ist hauptsächlich natürliche Genetik«, erwiderte Herzer. »Ich … die Muskeln sind gesculptet, aber ich habe auch daran gearbeitet. Ich war fast mein ganzes Leben krank und konnte keine Muskeln aufbauen, so sehr ich mich auch bemüht habe. Als man mich dann repariert hatte …«
»Yeah, schon gut«, sagte Mike. »Da sind wir.«
Mike schob die Zeltklappe auf – sie bestand anscheinend aus grob gegerbtem Hirschleder – und ging voran. In dem Raum war bereits lautes Schnarchen zu hören.
»Dort drüben ist Platz«, sagte er und deutete den Mittelgang hinunter.
Für Herzer war es in dem Raum stockdunkel und ziemlich kalt. »Gibt es Decken?«
»Nein, sofern du dir keine mitgebracht hast, aber nach einer Weile wird es warm«, erwiderte Mike. Er ging durch den Mittelgang zu einer Stelle zwischen zwei Schlafenden.
»Lass deine Stiefel an und mach einen Doppelknoten in die Schnürsenkel«, riet sein Führer. »Gestern Nacht hat jemand versucht, mir die meinen zu stehlen.«
»Okay«, sagte Herzer und setzte sich auf den Boden. Er bestand aus fest gestampfter
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