Die Nanokriege - Zusammenbruch - Ringo, J: Nanokriege - Zusammenbruch - There Will Be Dragons
»Ansonsten richtig. Sie ist keine disziplinierte Person.«
»Verglichen mit dir ist niemand diszipliniert, Gunny.« Lisbet lächelte. »Wir laufen alle nicht gern im härenen Hemd herum.«
»Ich trage kein härenes Hemd«, erwiderte Rutherford. »Das ist eine unnötige Form der Bestrafung. Es gibt bessere Mittel, Schmerz zu erzeugen.«
»Weil wir gerade von Schmerz reden«, sagte Daneh und sah Gunny dabei fragend an. »Edmund hat gemeint, ich solle mich hier als Ärztin niederlassen. Aber dazu brauche ich einen Raum. Ganz zu schweigen von Verbandszeug, Schienen, Material zum Nähen, Arzneimittel. Ist davon etwas vorhanden?«
»Im Augenblick nicht sehr viel«, meinte Lisbet und zuckte die Achseln. »Bloß das, was wir im Wald sammeln konnten oder auf Lager hatten.«
»Na ja, genau genommen weiß ich nicht einmal so richtig, was ich brauche«, gab Daneh zu. »Schließlich habe ich nie ein historisches Krankenhaus eingerichtet.«
»Ein historisches Krankenrevier sollte abseits von Latrinen und Abfallhaufen eingerichtet werden«, sagte Gunny. »Vorzugsweise in leichter Höhenlage, damit es dem Wind ausgesetzt ist. Das Revier sollte mit Drahtgitter verschlossene Fenster haben, um das Eindringen von Insekten zu verhindern. Falls keine Draht- oder Plastikgitter zur Verfügung stehen, kann an ihrer Stelle Gaze verwendet werden. Die Fenster sollten mit Läden versehen sein, damit im Winter keine Zugluft eindringt. Im Revier sollten Feuergruben oder Öfen verteilt sein, um den Patienten während der Genesung Komfort zu bieten. Das Revier sollte in drei Abteilungen gegliedert sein: ein Flügel für Triage, ein Flügel für Chirurgie und ein Flügel für die Genesenden. Die einzelnen Abteilungen können sich in separaten Gebäuden befinden, aber die Gänge dazwischen sollten überdacht oder noch besser völlig eingeschlossen sein.«
»Wo hast du das alles her?«, fragte Daneh verblüfft.
»Gunny ist so etwas wie ein wandelndes Lexikon über
alle Themen, die mit Militär zu tun haben«, lächelte Lisbet. »Jerry!«
»Jo?« Der Mann, der soeben den Schuppen durch den Hintereingang betrat, war ganz offenkundig auch ein langjähriger Wiederaufführer. Er trug die Kleidung der frühen schottisch-gälischen Periode. Anstelle eines zweischneidigen Claymore-Langschwerts trug er allerdings einen Behälter, aus dem eine Rolle Papier ragte.
»Gunny, Daneh, das ist Jerry Merchant, der unser Bauprogramm managt, und diesen Begriff benutze ich ganz bewusst. Jerry, Mistress Daneh ist dabei, eine Krankenstation einzurichten. Sie und Gunny werden nach einer passenden Stelle dafür suchen. Wenn kein geeignetes Gebäude zur Verfügung steht, werden wir eines für sie bauen müssen.«
»Wie sieht es mit der Priorität aus?«, sagte der Mann. »Ich habe im Augenblick fünf Projekte laufen, darunter das Badehaus und den neuen Damm.«
»Ich würde es in der Priorität vor dem Badehaus einordnen«, entschied Lisbet nach kurzer Überlegung. »Ein Krankenhaus scheint mir viel wichtiger als getrenntes Baden.«
»Was wird Edmund sagen?«, fragte Jerry unsicher.
»Er wird ›Ja, Liebes‹ sagen«, antwortete Daneh und lachte.
»Das wäre dann alles?«, fragte Lisbet.
»Nein, Gunny hat auch etwas.«
»Nicht so dringend«, meinte der. »Aber auf lange Sicht gesehen komplizierter. Edmund hat mich damit beauftragt, eine Infanterietruppe aufzustellen. Im Lauf der Zeit wird es eine ganze Liste von Dingen geben, die wir dafür brauchen. Teilweise wird das Rohmaterial sein, aber für andere Dinge, beispielsweise Waffen oder Rüstungen, werden wir spezielle Handwerker brauchen. Zunächst
brauchen wir jedoch ein paar Gebäude und eine ganze Menge Leder und Tuch.«
»An beiden sind wir knapp«, gab Lisbet zu und seufzte. »Ganz besonders an Leder; mit Tuch sieht es wenig besser aus. Wann brauchst du es?«
»Das hat noch ein paar Wochen Zeit«, erklärte Gunny. »Zuerst muss ich ein paar Ausbilder ausbilden. Für die brauche ich etwas Material, aber nicht viel.«
»Na ja, wenn das nach dem Roundup ist, dann ist das schon besser. Wir werden eine große Treibjagd im Wald machen, und dabei sollten wir zusätzliches Leder bekommen. Keine Ahnung wie viel, aber jedenfalls mehr, als wir jetzt haben.«
»Sehr gut. Ich werde dir eine Liste geben, die dann auch die jeweiligen Zeitpunkte im Ausbildungsgang enthält, und dann planen wir die Ausbildung eben um die Verfügbarkeit herum. Was meinst du?«
»Sehr vernünftig«, erwiderte Lisbet und lachte wieder.
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