Die Nanokriege - Zusammenbruch - Ringo, J: Nanokriege - Zusammenbruch - There Will Be Dragons
sicherzustellen, dass man sie nicht aus dem Amt wirft. Doch derartige dem Augenblick dienende Leidenschaften sind häufig nicht im besten Interesse der Gemeinschaft. Wie es scheint, funktionieren Demokratien dann am besten, wenn sie gut gefiltert sind. Was hier vorgeschlagen wird, ist einfach nur ein sehr starkes Filter, keineswegs eine Ablehnung der Demokratie.
Und dieses Kollegium, das wir vorschlagen, ist keineswegs nur ein Kollegium von Aristokraten. Ihm werden gewählte Vertreter der Staaten ebenso als voll stimmberechtigte Mitglieder angehören wie aufgrund langer verdienstvoller Arbeit für das Gemeinwohl gewählte Personen. Und zu guter Letzt wird der Anteil an Aristokratie flexibel sein. Familien … sterben. Mitglieder treten zurück und neue kommen hinzu. Und außerdem wird in dem Maße, wie sich das Kollegium unvermeidbar infolge territorialen Wachstums vergrößert, eine ähnliche Zahl von Mitgliedern aus der Bürgerschaft und der Aristokratie hinzukommen. Wir sprechen hier von einer flexiblen Körperschaft, die sich im Lauf der Zeit ändern und doch als Gegengewicht für die Leidenschaften des Augenblicks dienen kann, die nur allzu häufig zum Niedergang demokratischer Gesellschaften geführt haben.« Er nickte der Gruppe zu und setzte sich.
»Edmund Talbot, der ehrenwerte Vertreter von Raven’s Mill, wird darauf jetzt erwidern«, sagte Sheida und nickte ihm zu.
Edmund stand auf und seufzte. Er wusste, wie aussichtslos das war, was er gleich sagen würde.
»In der Brust des Menschen gibt es etwas, das offenbar die Kette des Sklaven liebt«, sagte Edmund und sah sich unter den Versammelten um. »Denn genau darüber debattieren wir hier, damit mich nur ja keiner missversteht. Sowohl der ehrenwerte Vertreter von Chitao wie auch der ehrenwerte Vertreter von Westphal sprechen Wahres. Jeder demokratischen Gesellschaft droht Gefahr von der sinnlosen Leidenschaft des Augenblicks, ob sie nun Brot und Spielen gilt oder für bzw. gegen Kriege ist. Und das Filtern jener Leidenschaften ist genau das, was ich als Sinn und Zweck einer jeden Demokratie bezeichne. Aber die Filter, die der ehrenwerte Delegierte Chitaos und seine Gesinnungsgenossen mit solcher Leidenschaft unterstützen, sind gar keine Filter, es sind Ketten, die auf uns und unseren Kindern lasten. Der Vertreter von Chitao spricht von einer ständigen Unterklasse, und daran will ich keinen Zweifel lassen. Sobald es einmal möglich sein wird, auf Armut basierende Leibeigenschaft von einer Generation zur nächsten weiterzugeben, gibt es aus dieser Armut keinen Ausweg mehr, nur Rebellion oder Tod. Und doch, welcher von diesen ewigen Sklaven, geboren in Sklaverei und in Sklaverei sterbend, ist der nächste Washington, der nächste Tsukya oder Assam? Wie sollen sie ihr ganzes Potenzial ausschöpfen, wenn sie keine andere Wahl haben, als Tag für Tag auf den Feldern oder in den Fabriken ihres Herrn Sklavenarbeit zu leisten – und dies nach verpflichtendem Gesetz, unter das wir heute unsere Unterschrift setzen?
Und was erbliche Aristokratie angeht, hat es noch nie ein Argument dafür gegeben, das auf dem Prüfstand der Zeit bestanden hätte. Der ehrenwerte Vertreter von Westphal spricht von ›den Leidenschaften des Mobs‹, aber wer anderer als der Senat von Rom hat sich denn in den Punischen Kriegen gegen die Handlungen von Scipio Africanus
gestellt? Und wer anderer als der Mob hat ihn unterstützt? Wieder und wieder erlebt man, wie solche Verfassungsorgane nicht im Interesse eines nachhaltigen Nutzens der Nation handeln, sondern nur wegen all der Vorurteile einer winzigen, sich selbst auswählenden Körperschaft, die die Macht für sich allein bewahren möchte. Die Schwächen der späteren Nordamerikanischen Union kamen nicht vom ›Mob‹, sie erwuchsen aus der Tatsache, dass einige der damaligen politischen Parteien von einer De-facto -Aristokratie der Reichen fett und aufgebläht wurden. Reichen, die sich so weit von der Realität des Lebens entfernt hatten, um überhaupt nicht mehr wahrnehmen zu können, dass an einer Vielzahl von Fronten Katastrophen drohten. Dasselbe kann man für die Ropasische Union sagen, die eine Bürokratie geschaffen hat, die praktisch erblich wurde und sich stets selbst gewählt hat. Sie begann losgelöst von der Realität und erreichte in kurzer Zeit kritische Masse.
Was mich und meine Abgeordnetenkollegen von Overjay und Kalinas angeht, so werden wir dieser Union beitreten. Aber ihr sollt wissen, dass innerhalb unserer
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