Die Nanokriege - Zusammenbruch - Ringo, J: Nanokriege - Zusammenbruch - There Will Be Dragons
schweigen von täglichen Abstechern den Hügel hinauf. Außerdem betraute man sie mit der Aufgabe, ein etwas dauerhafteres Lager zu errichten, Holzbaracken mit Wänden und Böden aus Brettern anstelle der Zelte, in denen sie sich bisher aufgehalten hatten, sowie Mobiliar für ihre neuen Unterkünfte herzustellen. Im konstruktiven Bereich war Herzer durchaus zu gebrauchen, aber was die praktische Arbeit anging, erwies sich erneut, dass er einfach kein Talent für Tischlerarbeiten besaß. Nachdem Jeffcoat seine ersten paar einigermaßen katastrophalen Ergebnisse gesehen hatte, wies er ihm andere Arbeiten zu.
Das eigentliche Lagergelände wurde erweitert, Arbeiter aus der Stadt bauten unter Herzers Anleitung die Grabenanlagen und die Palisaden aus. Außerdem fand er sich plötzlich damit betraut, diese Arbeitskräfte auch zu verwalten und ihre Bezahlung zu veranlassen, und lernte somit die Freuden des Papierkrieges kennen und sie zu verabscheuen. Aber auch in diesem Bereich entdeckte er an sich gewisse Fähigkeiten, und Jeffcoat, der, wie sich erwies, beinahe Analphabet war, übergab immer größere
Teile der Verwaltung an ihn. Bald fand Herzer sich für den gesamten Zahlungsbereich, die Ausbildungspläne, Dienstpläne und all die anderen Kleinigkeiten zuständig, die für eine gut geleitete militärische Operation erforderlich sind. Als er feststellte, dass er selbst dabei war, zu dem endlosen Papierkrieg beizutragen, entschied er, dass er davon genug hatte und begann in seiner Freizeit an Expansionsplänen zu arbeiten.
Auf seine Empfehlung wurden in den Ausbildungsgang der Triarier regelmäßige »simulierte« Gefechte mit der Stadtmiliz eingebaut. Das bewirkte zweierlei: Zum einen verschaffte es den regulären Truppen ebenso wie der Miliz eine gute und realistischere Ausbildung, als wenn jede der beiden Waffengattungen Dekurie gegen Dekurie gekämpft hätte. Zum anderen entdeckte die Miliz schnell, dass der Qualitätsunterschied zwischen den beiden Waffengattungen erheblich war, und gab diese Erkenntnis auch weiter. Bei der ersten Begegnung hatte Herzer, der dort als Triarien-Kommandeur auftrat, zu seiner Überraschung festgestellt, wie leicht es doch gewesen war, die Miliz, deren Angehörige vor dem Fall im großen Umfang Wiederaufführer gewesen waren, vernichtend zu schlagen. Zum einen lag das an den Bogenschützen, die in Rekordzeit Aufstellung genommen und das Feuer der Armbrustschützen und Kurzbogenschützen der Miliz erwidern konnten, ehe die beiden Infanterieabteilungen auch nur zu kämpfen begonnen hatten. Zum anderen lag der Unterschied in der disziplinierten Schilderreihe und »offenen Formation« der Blood Lords gegenüber den mehr oder weniger ungeordneten Angriffen der Miliz.
Eines Abends war Herzer damit beschäftigt, die Bedingungen für das nächste Manöver auszuarbeiten, als die Tür des Triarierbüros aufging und Bürgermeister Talbot im Eingang stand.
»Herzer, es ist Samstagabend«, sagte Edmund. »Was in drei Teufels Namen arbeitest du denn jetzt noch? Als ich das Licht sah, dachte ich, es wäre Gunny. Junge, du musst einmal Pause machen. Leg den Federkiel weg, leg das Schwert weg und komm auf einen Drink in die Taverne runter. Die erste Runde geht auf mich.«
Die Stadt wimmelte von Menschen, die den angenehmen Spätsommerabend genossen, und deshalb mussten sich die beiden Männer den Weg zu Tarmacs Taverne durch dichte Menschentrauben bahnen. Das Lokal war überfüllt, aber Herzer sah, dass es an einem Tisch, den die Erste Dekurie der Blood Lords mit Beschlag belegt hatte, noch Platz war. Einen anderen Teil der Taverne hielten Kane, ein paar seiner Kavalleriesoldaten und einige Milizleute und Wiederaufführer besetzt; die sangen irgendein Lied, in dem es um Gerstensaft ging. Die rothaarige Minnesängerin stand auf der Bühne – sie schien in der Stadt zu einer Art Institution geworden zu sein –, und ihre Band begleitete sie. Ihre Stimme war so laut, dass sie das Gebrüll der anderen übertönte.
Herzer setzte sich neben Pedersen; Edmund nahm ihnen gegenüber Platz und winkte Estrelle, ihnen eine Runde zu bringen.
»Was machst du denn hier?«, schrie Deann, um den Lärm zu übertönen. »Ich dachte, du arbeitest ständig.«
»Ich habe ihm gesagt, dass wir mit Lampenöl sparen müssen!«, rief Edmund zurück, nahm einen bis an den Rand gefüllten Krug entgegen und reichte ihn Herzer. »Und dass er öfter ausgehen soll!«
»Ge-nau!«, brüllte Cruz angetrunken. »Esst, trinkt und
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