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Die Nanowichte

Die Nanowichte

Titel: Die Nanowichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Harman
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»Seid ihr angemeldet?«
    »Nicht direkt, nein. Aber ich denke doch, daß mich der Herr Bürgermeister empfangen wird. Es ist ihm vom Schicksal so bestimmt.«
    »Unsinn. Erst nach Vorlage eines Antragsformulars in dreifacher Ausfertigung, unterzeichnet von drei Sachverständigen, die euch seit mindestens fünf Jahren kennen! Und dann …«
    »Dann ist es viel zu spät! Dann werden die Räder des Geschicks längst über Ihre bemitleidenswerten Leiber hinweggerollt sein.« Quintzi Cohatl ging gemessenen Schritts über die kommunale Auslegeware und schenkte sich ein Kristallglas Weinbrand ein.
    »Zu spät?« fragte Meyer Khulpa, der plötzlich sehr verängstigt wirkte. »Was heißt zu spät?«
    »Och, dann ist es um Ihr Geld geschehen: Ihre Zukunft wird Sie Millionen von Silbergroschen kosten!« bemerkte Quintzi abfällig.
    »Die Zukunft?« Der Bürgermeister meinte, nicht recht gehört zu haben. »Für wen hältst du dich eigentlich? Platzt hier einfach so rein und meinst, du müßtest mir die Zukunft voraussagen! Mit so was handeln wir hier nicht!«
    Der Sekretär zupfte am bürgermeisterlichen Mantel und hüstelte verschüchtert. Zu seinem Entsetzen war ihm plötzlich eingefallen, daß er vergessen hatte, Meyer Khulpa von den Gerüchten in Kenntnis zu setzen, die vor kurzem aufgekommen waren und in den unteren Etagen die Runde machten. Er hatte sie damals nicht für so wichtig gehalten, hatte geglaubt, es sei der übliche wilde Tratsch …
    »Oder doch! Vielleicht handle ich ja doch mit diesem Artikel.« Der Bürgermeister grinste höhnisch. »O ja, ich habe eine Vision!« Er hob die Augen zum Himmel und breitete die Arme weit aus. »Ich sehe … ich sehe, daß dich meine Wachen jetzt gleich rausschmeißen werden, wenn du nicht auf der Stelle dieses Glas abstellst und verschwindest! Und vergiß nicht, deine Bagage da mitzunehmen!« sagte er abfällig und drohte Quintzis frischbekehrten Jüngern mit dem fleischigen Zeigefinger.
    Der Sekretär zuckte zusammen und suchte Zuflucht hinter der Körperfülle seines Herrn.
    Überraschenderweise nippte Quintzi nur an seinem Glas und lächelte. Allerdings ausgesprochen raubtierhaft. »Ich glaube nicht, daß ich das tun werde.«
    »Ach nein? Und warum denn nicht?« Meyer Khulpa trat drohend einen Schritt vor. Die Aktion wirkte eher albern.
    »Weil ich die Zukunft kenne. Gut kenne. Man könnte sagen, sie ist wie ein Buch für mich, das ich selbst geschrieben habe.«
    »Blödsinn. Das kann niemand«, schnaubte der Bürgermeister, der anscheinend alles vergessen hatte, was die hohe Kunst der diplomatischen Verhandlungsführung betraf.
    Quintzis Augenbrauen schossen in die Höhe, er fixierte den Bürgermeister mit einem stahlharten Blick. »Ich bin nicht irgendein Niemand!« fauchte er und blähte die Nasenlöcher auf. Alle wichen erschrocken zurück, es war totenstill.
    Cohatl nahm wieder einen Schluck, rollte den alten Koh Gnyack im Mund herum und zog geräuschvoll die Luft durch die Zähne. Dann entspannte sich sein Gesicht, er lächelte breit und ging auf den Bürgermeister zu.
    »Ach, du meine Güte«, sagte er kopfschüttelnd und legte dem Bürgermeister überaus gewinnend den Arm um die Amtsinhaberschulter. »Wir sollten uns wirklich nicht streiten. Denn sehen Sie, sie haben gar keine Wahl. Ob es Ihnen nun gefällt oder nicht, die Zukunft kommt. Und wenn Sie jetzt nicht ganz genau aufpassen, was ich Ihnen sage, dann wird sie sehr unangenehm und sehr teuer für Sie werden.«
    »Und wer sagt das?«
    Cohatls Gesicht legte sich in Falten, sein Mund verzog sich zu einem bösen Grinsen. »Ich sag das. Ich habe sie mir schließlich für Sie ausgedacht.« Er versetzte Meyer Khulpa zwei leichte Schläge auf die Wange und spazierte aufgeblasen davon.
    »Unsinn!« stotterte der Bürgermeister verstört. »Niemand kann sich die Zukunft ausdenken! Sie ereignet sich einfach. Ursache und Wirkung …«
    »Ha! Wie recht Sie doch haben, Herr Bürgermeister! Sehen Sie: Ich verursache die Probleme, unter deren Wirkungen Sie dann zu leiden haben!«
    Der Sekretär hüstelte nervös und zupfte den Bürgermeister am Ärmel. Meyer Khulpa drehte sich um und sah, wie sein Sekretär, aschfahl im Gesicht und zu Tode erschrocken, auf den Wahnsinnigen zeigte, der am kommunalpräsidialen Schreibtisch vorbeispazierte und en passant die dort gestapelten Pergamente durcheinanderwarf. »Das ist er! Er!« flüsterte der Sekretär und deutete auf das Plakat.
    »Und es gibt da nicht nur die finanzielle Seite zu

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