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Die Narben der Hoelle

Die Narben der Hoelle

Titel: Die Narben der Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. Dieter Neumann
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Vollgas geben, da bemerkte er, dass das Zodiac wieder stoppte. Er konnte immer noch nicht genau erkennen, was geschah. Einer der Männer schien sich an einer Leine zu schaffen zu machen. Dann endlich sah Johannes, was da los war: Offenbar hatte man bei der überstürzten Flucht vergessen, eine Leine zu lösen, mit der das Zodiac an der Yacht festgemacht worden war.
    Seine Chance! Er drehte den Gashebel auf. Vielleicht kriegte er sie ja doch noch …
    Wieder der trockene Knall.
    Schlagartig stockte ihm der Atem.
    Die schießen, durchfuhr es ihn eiskalt. Wie sich Schusswaffen anhörten, wusste er nur zu genau. Und er hatte keinen Zweifel, auf wen sie schössen, auch wenn sie bisher noch nicht getroffen hatten. Es war zwar schwierig, von einem fahrenden Boot aus ein so kleines Ziel zu treffen, das mit großer Geschwindigkeit auf dem Wasser herumhüpfte, doch die Trefferwahrscheinlichkeit vergrößerte sich natürlich mit jedem Meter der Annäherung deutlich.
    Außerdem: Was wollte er denn gegen sie ausrichten, gegen Leute mit Schusswaffen? Alles, was er hatte, waren zwei Paddel und eine Plastikkiste voll Sand …
    Sofort drosselte er das Gas und änderte seinen Kurs nach Backbord. Nun sah er, dass die beiden Männer sich in dem Zodiac hingesetzt hatten, einer vorn am Bug und einer achtern am Motor.
    Und wieder ein Schuss.
    »Verdammte Bande!«, knurrte Johannes. Es blieb ihm gar nichts anderes übrig: Er musste sich davonmachen.
    Mit den Füßen voran rutschte er auf dem Rücken tief in das Dingi hinein, bis er zwischen den Gummiwülsten fast verschwunden war, und tastete über seinem Kopf nach dem Griff des Außenborders. Mit verrenkter Hand bekam er ihn zu fassen, schwenkte ihn zur Seite und drehte gleichzeitig den Hebel wieder auf. Das kleine Boot änderte augenblicklich seinen Kurs um fast 180 Grad und nahm rasch Fahrt auf.
    Der Mann im Bug des Zodiac hatte nun offenbar Gefallen an seinen Schießübungen gefunden. Während sein Partner den schweren Motor beschleunigen ließ, zielte er, die Unterarme auf die stabile Wulst des massigen Schwimmers gestützt, mit seiner Pistole sorgfältig.
    Ein neuer Schuss peitschte laut durch die Bucht.
    Johannes war viel zu wütend, um Angst zu verspüren.
    Genau davor war er hierher geflüchtet, vor einem Albtraum aus Lärm und Kampf. Eine Welle von heißer Wut auf diese Kerle überflutete ihn.
    Na gut, wenn er ihnen sowieso nicht davonfahren konnte …
    »So nicht«, presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, setzte sich auf, peilte kurz hinüber zum Zodiac, drehte das Gas voll auf und hielt dann direkt darauf zu.
    »Jetzt versucht mal zu treffen, ihr Schweine!«, schrie er durch den Fahrtwind und raste weiter. Er hörte, wie der starke Außenborder wieder hochgejagt wurde.
    Aha, jetzt hauten sie entweder ab, oder sie hielten auf ihn zu, um ihn zu rammen. Und die Antwort war augenblicklich klar: Das Motorgeräusch kam näher.
    Sofort nahm er wieder Gas weg, drehte das Dingi etwas vom Kurs und sah hinüber.
    Nur noch etwa fünfzig Meter.
    Zwar konnte der Mann im Bug nun nicht mehr schießen, denn sein Schießstand’ wankte dafür einfach zu sehr auf und ab. Aber eines war klar: Es blieben nur noch wenige Sekunden bis zum Zusammenprall. Und wer dabei den Kürzeren ziehen würde, stand ebenfalls ganz außer Frage …
    Johannes schaltete in den Leerlauf. Das kleine Boot reagierte sofort. Kurz darauf lag es ruhig auf dem Wasser.
    Er konnte nur hoffen, dass sein Manöver von den Verfolgern zu spät bemerkt und das schwere Boot an ihm vorbeirasen würde. Doch der Bug des Zodiac wurde immer größer und hielt direkt auf ihn zu.
    Raus hier, aber schnell! Das war alles, was ihm noch einfiel.
    Gerade wollte er aus dem Dingi hechten, als ihm ein strahlend heller weißer Blitz direkt voraus jegliche Sicht nahm.
    Fast gleichzeitig fetzte ein ohrenbetäubender Knall durch die Luft.
    Der Ton des Außenbordmotors am Zodiac änderte sich sofort. Johannes war geblendet, sah nichts mehr. Aber er hörte, dass das schwere Boot knapp vor ihm vorbeiraste.
    Sein Dingi begann heftig zu schaukeln. Aus Furcht vor weiteren Schüssen rutschte er wieder ganz nach unten auf den nassen Boden des kleinen Gefährts.
    Es fielen keine Schüsse mehr.
    Stattdessen trug der Fahrtwind laute Schreie zu ihm herüber. Schmerzensschreie, kein Zweifel. Die kannte er.
    Laut dröhnend entfernte sich das Zodiac in rasender Fahrt. Johannes zwang sich zum Durchatmen.
    Knapp, sehr knapp.
    Wo, zum Teufel, war er da

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