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Die Narben der Hoelle

Die Narben der Hoelle

Titel: Die Narben der Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. Dieter Neumann
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miteinander gegen das Monster gekämpft hatten, das seit jenem Tag am Hindukusch in seinem Inneren lauerte.
    Sie wird sich schon Sorgen machen, schoss ihm plötzlich durch den Kopf, ich muss sie dringend anrufen. Seine Gedanken überschlugen sich: Die Katze braucht etwas zu fressen. Ich friere. Da draußen in der Dunkelheit lauert irgendetwas. Ich habe Angst. Außerdem muss ich die Küstenwache anfunken. Und Mehmet werde ich anrufen.
    Auch wenn mir weder er noch die Küstenwache hierbei werden helfen können …
    Aber zuerst einmal aufstehen.
    Wenigstens versuchen musste er es, konnte unmöglich als beleuchtete Zielscheibe hier wie angenagelt hocken bleiben.
    Mit seiner zitternden Hand steckte er die Taschenlampe mühsam in eine der großen Taschen in der Cargohose. Dann griff er mit beiden Händen nach dem massiven Alubügel vor der Steuersäule und zog sich langsam hoch, bis er aufrecht stand.
    Als erstes das Licht ausschalten, dann die Tabletten.
    Vorsichtig löste er seine Hand von dem Alubügel und machte einen beherzten Schritt in Richtung zum Niedergang. Fast wäre er auf seinen weichen Knien eingeknickt, konnte sich aber noch rechtzeitig an dem stabilen Gestell festklammern, auf das die Sprayhood aufgezogen war.
    Durchatmen.
    Nach einer kurzen Pause machte er den letzten Schritt bis zum Niedergang und drehte sich um. Er fasste die beidseitig an der steilen Treppe angebrachten Geländer mit den Händen und stieg rückwärts Stufe für Stufe hinunter. Immer noch unsicher auf den Beinen, hielt er sich bei jeder Bewegung mit einer Hand an einer der überall angebrachten Schlingerleisten fest.
    Mit fliegenden Fingern knipste er alle Beleuchtungsschalter auf dem Instrumentenbrett aus, machte die Taschenlampe wieder an und tastete sich in ihrem Schein nach vorn. Dort holte er die Tabletten aus seiner Tasche, schleppte sich zur Pantry und nahm eine Flasche Mineralwasser aus der Kühlbox. Das Wasser war lauwarm. Um die Bordbatterien zu schonen, lief das Kühlaggregat nicht, solange die Yacht vor Anker lag.
    Mit ein paar tiefen Schlucken spülte er die Tabletten herunter und ließ sich niedergeschlagen auf die Polsterbank im Salon sinken. In seinem schmerzenden Kopf wirbelten die Fragen wild durcheinander.
    In was bin ich hier hineingeraten? Wieso will man mich umbringen? Wie komme ich hier wieder heil heraus?
    Verdammt, er musste seine Gedanken ordnen, genau überlegen, was jetzt zu tun war. Verzweifelt wartete er darauf, dass die starken Medikamente endlich ihre Wirkung taten.
    Nach zehn Minuten fühlte er sich etwas besser. Die Angst hatte ihn immer noch fest im Griff, aber wenigstens gehorchten ihm nun seine Gliedmaßen wieder, und das Zittern hatte aufgehört.
    Er schaltete das Funkgerät ein und kontrollierte, ob Kanal 16 gerastet war, der internationale Not- und Anrufkanal. Auf der Frequenz war es ruhig. Kein Funkverkehr. Sofort drückte er die die Sprechtaste am Mikrofon und begann seinen Anruf: » Turkish coast guard, Turkish coast guard, this is … «
    Der Knall war so laut, dass Johannes vor Schreck das Mikrofon fallen ließ. Sofort warf er sich zu Boden. Der Schuss hatte irgendetwas am Schiff getroffen. Da war ein splitterndes Geräusch gewesen, er hatte es genau gehört.
    Er langte nach der Taschenlampe und knipste sie aus.
    Völlige Dunkelheit um ihn herum. Nicht eine Sekunde zweifelte er daran, dass seine Peiniger zurückgekehrt waren.
    Wer immer sie auch sein mochten.
    Ja, genau, fuhr es ihm plötzlich siedend heiß durch den Kopf: Wer waren diese Leute eigentlich?
    Ein Mordkommando, was sonst? Doch wer sollte ihn töten wollen? Piraten? Hatten sie es auf die Yacht abgesehen?
    Unsinn. Dann hätten sie ja einfach losfahren können, als sie an Bord gewesen waren. Schließlich hatte er alles einladend offen gelassen und der Schlüssel steckte im Zündschloss …
    Nein, sie wollten nicht die Yacht. Sie wollten ihn!
    Aber warum, zum Teufel? Ging es um Lösegeld?
    Verrückter Gedanke – wer hätte schon Geld für ihn zahlen sollen, viel Geld womöglich?
    Wieso eigentlich waren sie zielstrebig auf die Akgül gekommen und hatten sich nicht den Motorsegler ausgesucht? Hatten sie es tatsächlich auf ihn abgesehen, auf Johannes Clasen?
    Und wenn, woher um Himmels willen wussten sie, dass er hier war?
    Johannes merkte, dass er gerade auf dem besten Wege war, die Nerven zu verlieren, schlicht durchzudrehen.
    Wie aus einer anderen Welt drangen blechern klingende, verzerrte Wortfetzen an seine Ohren. » All

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