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Die Narben der Hoelle

Die Narben der Hoelle

Titel: Die Narben der Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. Dieter Neumann
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Volltreffer gegeben. Und nie wurde ein Flugkörper von derselben Stelle aus abgeschossen wie tags zuvor. Stets wechselten die Aufständischen ihre Stellungen.
    Die wenigen Patrouillen, die bei der knappen Personaldecke überhaupt noch zu Aufklärungsfahrten ausrücken konnten, hatten keine Chance, diesen Terror zu unterbinden. Zwei Mal war es gelungen, eine der provisorischen Abschussstellungen ausfindig zu machen.
    Aber natürlich waren die längst verlassen gewesen.
    Für eine Vorhersage, von wo aus der nächste Angriff erfolgen würde, half das nicht. Inzwischen war man sich im Hauptquartier sicher, dass es mehrere Gruppen von Taliban waren, zwar unter einem einheitlichen Kommando, aber an verschiedenen Orten in den Bergen verteilt.
    Guerillataktik.
    Aus der Dachluke des zweiten Fahrzeuges heraus beobachtete Johannes mit seinem Fernglas das Gelände links und rechts der staubigen Schotterstraße.
    Hinter einer flachen Hügelformation war ihm in großer Entfernung etwas aufgefallen. Beim beständigen Schwanken und Rütteln des Fahrzeuges war es aber unmöglich, das Fernglas ruhig zu halten.
    »Halt!«, befahl er in sein Helmmikrofon.
    Der vor ihm fahrende DINGO stoppte augenblicklich, ebenso das Fahrzeug, in dem er stand. Johannes stützte sich auf das Dach und fixierte sein Fernglas. Konzentriert sah er zwei Minuten lang durch die Okulare, dann funkte er: »Jupiter Zwei von Jupiter Führer, kommen!«
    »Jupiter Zwei hört«, meldete sich der Feldwebel sofort. »Sehen Sie sich mal die Hütten ungefähr einen Kilometer entfernt auf drei Uhr an.«
    Schon wenige Augenblicke später war die Stimme seines Stellvertreters aus dem ersten Fahrzeug zu hören: »Scheinen vier oder fünf kleine Lehmhäuser zu sein. Da steigt Rauch auf, aber ich kann nicht erkennen, dass sich da sonst etwas bewegt.«
    »Eben. Um diese Zeit müsste man Leute sehen.«
    »Wenn die Rauchfahne nicht wäre, hätte ich gesagt, die Häuser sind verlassen und da wohnt keiner mehr … «
    Johannes blickte angespannt durch sein Glas. In der Tat: Es bewegte sich nichts; die kleine Siedlung schien ausgestorben. Aber da war Rauch, der zwischen den Hütten aufstieg. Ein leichtes Ziehen in der Magengegend meldete sich plötzlich bei ihm.
    Er hatte gelernt, dieses Gefühl nicht zu ignorieren.
    »Das gefällt mir nicht. Wir sollten uns das ansehen«, sagte er leise in sein Mikrofon.
    Keine Antwort. Noch hatte er schließlich keinen Befehl gegeben. Dennoch war den Männern sicher bewusst, was nun gleich kommen würde. Die Soldaten auf dieser Patrouille waren allesamt keine Neulinge.
    Sie wussten, man konnte nie sicher sein, wo die Aufständischen einen Hinterhalt gelegt hatten. Gerade noch hatte man in einem Dorf Bonbons an die Kinder verteilt, da wurde man schon im Nachbardorf, nur einen Kilometer entfernt, von Taliban angegriffen.
    Im letzten Monat erst war eine Fahrzeugkolonne nicht weit von hier in einen solchen Hinterhalt geraten. Sieben oder acht Soldaten waren danach vorzeitig in die Heimat zurückgekehrt, pünktlich zum Osterfest.
    Drei davon im Sarg.
    Johannes atmete tief durch. »Wir klären auf, was es mit diesen Hütten auf sich hat!« Er erklärte, wie sie vorgehen sollten, danach kam nur noch ein kurzes »Marsch!«
    Die Panzerwagen fuhren gleichzeitig an und drehten nach rechts ins offene Gelände, das von Steinen übersät und mit niedrigen Dornenbüschen bewachsen war.
    Noch vor einigen Jahren wäre eine Erkundung abseits des Weges unmöglich gewesen, erinnerte sich Johannes in diesem Moment. Lange hatte man sie mit Fahrzeugen losgeschickt, die völlig ungepanzert waren und keinen Schutz gegen Minen boten. In den Anfangsjahren des Einsatzes waren sogar zivile Jeeps hier vor Ort für die Patrouillen angemietet worden.
    Langsam tasteten sich die sandfarbenen Kampfwagen durch das unwegsame Gelände auf die Lehmhütten in der Ferne zu.
    »Das Feuer ist fast erloschen. Sieht so aus, als wäre heute Nacht jemand hier gewesen«, kam die Meldung des Soldaten, der sich bis zu dem qualmenden Haufen vorgearbeitet hatte, über den Helmfunk.
    Seine Kameraden waren inzwischen hinter den Mauern der ersten beiden Hütten in Stellung gegangen. Diese verfallenen Gebäude aus Lehm waren leer, das hatte ihre Durchsuchung ergeben.
    Jenseits des staubigen Platzes mit der qualmenden Feuerstelle lagen aber noch drei weitere Lehmhäuser.
    Auf den Fahrzeugen waren jeweils der Fahrer und ein Schütze für das Bord-MG zurückgeblieben. Johannes war zusammen mit den anderen

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