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Die Narben der Hoelle

Die Narben der Hoelle

Titel: Die Narben der Hoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. Dieter Neumann
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Wort.
    Himmel, fuhr es Johannes durch den Kopf, ich rede schon wie Charly! Laut sagte er: »Unsere politische Führung macht uns zu einem zahnlosen Tiger. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als die Amis zu rufen, wenn wir in der Scheiße … , pardon, ich meine … na ja, so wie jetzt gerade.«
    »Wir brauchen ja auch ihre Hubschrauber, weil wir selbst keine haben«, erwiderte der General gequält.
    »Wenn bei diesen gemeinsamen Operationen etwas unternommen wird, was mit unserem Mandat nicht vereinbar ist – wer wird dann dafür zur Verantwortung gezogen?« Johannes bemerkte das Stirnrunzeln des Generals. Rasch fügte er hinzu: »Ich habe keine Angst vor der Verantwortung. Aber ich frage mich, wie wir es begründen wollen, dass wir unseren Leuten etwas befehlen, was nach der offiziellen Position unserer Regierung gar nicht stattfindet … «
    Der General räusperte sich hörbar.
    Jetzt ist es eh egal, dachte Johannes und überlegte laut weiter: »Ob das alles allein mit Geheimhaltung in den Griff zu bekommen ist?« Eine rhetorische Frage, das wusste er selbst. Aber eine gefährliche.
    »Das frage ich mich täglich, Herr Clasen … « Der Kommandeur unterbrach sich unwillig, drückte entschlossen die Türklinke herunter und trat auf den Gang.
    Die lebhafte Diskussion im Tagungsraum verstummte. Alle erhoben sich, und der ranghöchste Offizier im Raum, der Kommodore des Luftwaffen-Einsatzgeschwaders in Mazar-i-Sharif, setzte zu einer Meldung an.
    Der Kommandeur winkte ab. »Vielen Dank. Das können wir uns sparen. Ich kenne alle anwesenden Herrschaften.« Als er auf seinem Stuhl am Kopfende des Tisches Platz genommen hatte, sagte er: »Bitte setzen Sie sich.« Auf Englisch fuhr er fort: »Ich begrüße Major Woods von den US-Marines in dieser Runde. Jim, ich danke Ihnen, dass Sie gekommen sind. Captain Clasen hat mir von der guten Zusammenarbeit mit Ihnen berichtet.«
    Der amerikanische Offizier dankte mit einem Kopfnicken.
    »Sie wissen alle, dass wir vor einer neuen Lage stehen, seit uns dieser Brief der Entführer vorliegt. Der BND hat seine Prüfungen jetzt abgeschlossen und hält das Dokument für echt. Korrekt so?« Der Kommandeur blickte fragend zu dem Reserveoffizier vom Bundesnachrichtendienst hinüber.
    »Ja, das kann ich bestätigen. Unsere Fachleute sind zu dem Schluss gekommen, dass es sich unzweifelhaft um ein Schreiben der Taliban handelt. Wir halten es für wahrscheinlich, dass sich die in den letzten Monaten aus Pakistan zurückgekehrten Taliban neu organisiert haben. Es ist zu befürchten, dass auf diese Weise eine neue Terrorzelle hier im Norden Afghanistans entstanden ist.«
    Der Kommandeur blickte sich in der Runde um und sagte: »Ich habe vor zwei Stunden mit dem Minister telefoniert. Er teilt die Ansicht des BND über diese neue Taliban-Gruppe und hat die Befehle des Einsatzführungskommandos ausdrücklich bestätigt. Wir müssen das Versteck ausfindig machen, in dem unsere Kameraden gefangen gehalten werden.« Er wandte sich an den Kommodore des Einsatzgeschwaders und fragte: »Gibt es Ergebnisse der Luftaufklärung?«
    »Keine neue Erkenntnisse, Herr General«, war die prompte Antwort des Fliegeroffiziers. Er stand auf und trat an eine Wandkarte, auf der eine blau schraffierte Markierung zu erkennen war, die ein ausgedehntes Gebiet im Norden und Osten von Kunduz abdeckte. »Wir haben seit der Entführung zwanzig Einsätze mit den TORNADOS in diesem Gebiet geflogen. Unsere Luftbildauswertung hat nichts gefunden, was auf das mögliche Versteck hindeutet. Diese drei verdächtigen Stellen hier«, er tippte auf die Karte, »wurden an die Operationszentrale gemeldet und umgehend durch Patrouillen aufgeklärt.« Er blickte Johannes an.
    Der nahm den Faden auf. »In allen drei Fällen: Fehlanzeige! Normale kleine Siedlungen, die nicht von Taliban besetzt sind, soweit man da überhaupt sicher sein kann. Auf jeden Fall keine Hinweise auf das Geiselversteck.«
    »Gestatten Sie eine Frage, Herr General?«, ließ sich der Kommandeur aus Kunduz vernehmen.
    »Ja, selbstverständlich!«
    »Können Sie etwas dazu sagen, wie die politische Führung das Thema Lösegeld bewertet? So wie es aussieht, stehen die Chancen ja wohl nicht gut, dass wir unsere Leute überhaupt finden werden. Von einem Befreiungsversuch ganz zu Schweigen … «
    »Die Regierung muss natürlich auf die öffentliche Meinung in Deutschland Rücksicht nehmen. Ich kann Ihnen allerdings sagen, dass die Option, ein Lösegeld zu zahlen, zur

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