Die neue Menschheit
tosenden Strömung die Ufer.
Auch bei den beiden Männern hatte das Gewitter seine Spuren hinterlassen. Sie trennten sich, doch etwas blieb zwischen ihnen. Sie schauten einander an. Sie lächelten, dann lachten sie laut. Etwas verband sie. Sie hatten das Unwetter gemeinsam durchgestanden. Und nun hießen sie die trockene Hitze der Sonne willkommen.
Muster. Ein Muster für das Leben, das ihm die Möglichkeit gab, aufzunehmen, was er erlebt hatte. Eine Routine, die befreiend war. Er hatte Zeit, sich selbst zu finden.
Tag und Nacht, Licht und Dunkelheit. Wärme und kühle Schattenbrisen. Ein Bach, der wieder schrumpfte. Essen. Orange Früchte und leicht bittere gelbe Beeren, und saftige Wurzeln, die ausgegraben und gekaut werden konnten. Kraft pulsierte in seinen Adern. Haut, die unempfindlicher wurde und Farbe annahm. Schlaf, der Erholung schenkte, und Träume, die beunruhigten. Ein Ort, der vertraut wurde.
Nach dem Regen, Blumen. Sie blühten in einer ungeheuren Vielfalt, und ihr Duft war überall. Sie rankten sich die Bäume hoch, bedeckten die schattigen Mulden, überzogen die Ebene. Blau, rot, weiß, beerengelb. Insekten schwärmten, und Vögel stießen herab, um sie sich als Futter zu holen.
Er war ein Teil davon, damit verbunden. Sein Bewußtsein weitete sich. Er beobachtete, betastete, studierte, lernte. Er entdeckte, daß jede Blume anders war, selbst die gleichfarbigen. Wenn man sie näher betrachtete, sah man die Unterschiede. Einige waren größer, andere kleiner, manche frischer, andere verwelkt. Sie blühten nicht alle zur gleichen Zeit. Und sie schmeckten auch nicht gleich.
Er stellte fest, daß auch die Welt so war. Keine zwei Bäume waren gleich. Selbst der Bach veränderte sich von Tag zu Tag, wechselte seine Tönung und die Schnelligkeit seiner Strömung. Der Himmel formte Bilder, und der Wind vertrieb sie.
Und die Menschen. Seine Leute. Er sah sie nun als das, was sie waren. Er erkannte sie. Es ging über das Gruppengefühl hinaus, obgleich das immer noch da war. Es war mehr als die Erkenntnis, daß sie Wie-ers waren, mehr als zu wissen, daß es zwei Gruppen waren: eine aus Männern, die andere aus Frauen bestehend. Es war mehr als die Wahrnehmung, daß einige älter waren als andere. (Aber wie konnte das sein? Sie hatten alle zur gleichen Zeit zu leben angefangen. Das gab ihm zu denken.) Nein, es war keine Sache der Kategorien, die Unterschiede hingen von den einzelnen ab. In einer Beziehung waren sie Wie-ers, in anderer nicht.
Sie waren Individuen.
Es war wie bei den Bäumen – mit der Zeit konnte man sie voneinander unterscheiden. Man brauchte bloß zu schauen und sich zu erinnern. Der Mann dort, der an dem Felsbrocken lehnt. Siehst du ihn? Er beobachtet dich. Immer beobachtet er dich. Vor langem – ja, es scheint lange her zu sein – hatte es Schwierigkeiten zwischen ihnen gegeben. Einmal, ganz am Anfang, am Bach. Einmal beim ersten Essen. Du hast ihn zweimal gerettet, ihn ins helfende Wasser gezogen. Er hält jetzt seine Distanz. Aber er wartet auf seine Chance. Er will etwas, in ihm ist Unruhe. Er ist kein Anhänger.
Und dort, der Mann am Bach. Er war der Gefährte, der das Unwetter mit dir durchgestanden hat. Er war angenehm, zuverlässig. Vor ihm mußt du dich nicht in acht nehmen. Er war auf deiner Seite.
Es waren so viele. Schnelle und Langsame. Solche, die offen lachten, andere, die sich hinter einem ausdruckslosen Gesicht verbargen. Jene, die nach Neuem suchten; jene, die sich zurückhielten; jene, die immer wachsam waren; und jene, die durch den Tag zu schlafwandeln schienen. Saubere und Schmutzige. Solche mit festem sicheren Schritt, und andere, die stolperten und fielen.
Und er? Was war er? Stark, häßlich, grob. Forscher, Führer. Der, der als erster handelte, der als erster überlegte, als erster zweifelte. Was machte ihn zum ersten? Warum spielte es eine Rolle? Er wußte, daß eine Leere in ihm war, die gefüllt werden mußte. Wie? Würde es je enden?
Er überraschte sich dabei, daß er auf eine Frau starrte, die durch die Blumen spazierte. Sie bewegte sich mit einer Anmut, die ihm nicht gegeben war. Sie war ihm schon öfter aufgefallen. Ihr Haar war schwarz und weich im Sonnenschein. Er hatte sie nie berührt. Er fragte sich, wie sie sich wohl anfühlen mochte. Sie schaute ihn nicht an, aber sie war sich seiner bewußt, das spürte er. Irgendwie waren sie verbunden, warteten.
Sie gehörte zu den Blumen. Es war Schönheit an diesem Ort.
Er führte sie
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