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Die Neuen - Herz des Gladiators - Nachbars Garten

Die Neuen - Herz des Gladiators - Nachbars Garten

Titel: Die Neuen - Herz des Gladiators - Nachbars Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
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Alten noch über ihn, und in den staubigen Archiven der Ämter schlummerte so manche Akte über den Schaden, den der Geist des Barons angerichtet hatte, ehe es gelungen war, ihn in seine Schranken zu weisen.
    Vielleicht hatte Madame Spectre Bescheid darüber gewusst, ehe sie nach Falkengrund kam. Es mochte Neugier gewesen sein, die sie hergetrieben hatte, oder ein bestimmter Plan. Sich für eine Stelle zu bewerben, war für sie möglicherweise nur Nebensache gewesen. Sie wollte in das Schloss gelassen werden und … Lorenz treffen.
    Bei dem sehr kurzen Vorstellungsgespräch, das sie mit ihr geführt hatten, hatten Margarete, Salvatore und Werner erfahren, über welche besondere Fähigkeit sie verfügte.
    Astralprojektion.
    Das bedeutete, sie vermochte eine Art Geistkörper auszusenden. Dass so etwas funktionierte, war wissenschaftlich belegt und fand sich auch in den Überlieferungen vieler Völker. Man hörte manchmal Berichte von Astralkörpern, die an fernen Orten auftauchten – doch dabei handelte es sich entweder um höchst seltene Fälle oder um frei erfundene Geschichten. Normalerweise konnten sich die Geistkörper nicht weit von ihrem fleischlichen Leib entfernen, einige Meter vielleicht, bis ins Nebenzimmer etwa. Die energetische Verbindung zwischen beiden war zu eng.
    Margarete hatte es versäumt, über die möglichen Konsequenzen dieser Fähigkeit nachzudenken, als sie das Gespräch mit Ute Schikorski geführt hatten. Wenn eine Person, die zur Astralprojektion fähig war, sich dem Zimmer des Barons näherte, konnte sie ihren Geistleib durch die Tür schicken! Der einzige Schutz von außen bestand in fünf ordinären Schlössern aus Stahl.
    Ja, und was passierte dann?
    Lorenz von Adlerbrunn hatte ohne Zweifel die Macht, diesen Astralleib zu zerstören oder für immer bei sich zu behalten. Wenn er so etwas tat, würde das seine Auswirkungen auf Madame Spectre haben. Wie genau man sich diese Auswirkungen vorzustellen hatte, wusste Margarete nicht – dazu war sie auf dem Gebiet des Spiritismus zu wenig bewandert. Vielleicht würde Ute Schikorski den Verstand verlieren, vielleicht ihr Leben. In der Bibliothek gab es mit Sicherheit Bücher zu diesem Thema, aber sie hatten keine Zeit, danach zu suchen. Sir Darren hätte es gewusst, so wie er bestimmt auch gewusst hätte, wie man die junge Frau retten konnte.
    Doch was, wenn der Baron Madame Spectres Geistkörper nicht vernichtete, sondern … benutzte?
    Alleine konnte er das Zimmer nicht verlassen. Aber was passierte, wenn er auf irgendeine Weise in den Astralleib von Madame Spectre schlüpfte? War es nicht denkbar, dass er sich in ihrem Inneren „versteckte“, sie als Gefäß benutzte, um dann von ihr auf seinem Gefängnis gezogen zu werden, sobald ihr Geist wieder in ihren Körper zurückkehrte?
    Margarete wusste nicht, ob so etwas möglich war, aber für ausgeschlossen hielt sie es nicht. Falls Lorenz von Adlerbrunn auf diese Weise einen Weg aus seiner Gefangenschaft fand, würde in den nächsten Sekunden auf Falkengrund eine Hölle losbrechen, die es verdiente, eine solche genannt zu werden.
    Sie beobachtete, wie Kevin auf die Frau zusprang, sie unter den Achseln fasste und von der Tür wegzuzerren versuchte. Die Dozentin hatte das Gefühl, dass dies keine gute Idee war. Es würde nur dazu beitragen, dass der Astralkörper gewaltsam zurückgerissen wurde – und der Baron mit ihm.
    „Aufhören!“, schrie sie und rannte auf ihn zu. „Kevin! Lassen Sie sie los!“ Sie durften jetzt keinen Fehler machen, durften nichts überstürzen. Margarete zweifelte nicht daran, dass sich Madame Spectres Astralkörper in der Kammer bei dem Baron befand. Solange er dort war, schwebte die junge Frau in großer Gefahr, aber sie alle waren in Sicherheit. Sobald der Geistleib durch die Tür zurückkam, sanken die Überlebenschancen für alle Menschen auf Falkengrund rapide. Der Baron war ein übermächtiger und gnadenloser Gegner.
    „Was?“, gab Kevin zurück. „Ich kann nicht einfach zusehen, wie …“
    „Vertrauen Sie mir!“, unterbrach ihn Margarete. Inzwischen hatte sie ihn erreicht und zog ihn langsam von der Frau weg. „Es ist zu kompliziert, um es zu erklären, aber Sie müssen sie in Frieden lassen.“
    „Sie hat aber keinen Frieden! Sie bringt sich vor unseren Augen selbst um“, erwiderte Kevin ernst.
    Das war eine realistische Einschätzung. Margarete drehte sich der Magen um, als sie die Frau aus der Nähe betrachtete. Ihre Lider waren unvorstellbar

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