Die Niete Im Bett
verwirrt.
»Nein!«, jubelt die Frau und verbreitet eine Aura der Frische und Gepflegtheit. »Ich bin Gaby Brunnhuber. Und ich möchte mich bei Ihnen bedanken! Sie haben meine Ehe gerettet.«
Und dann geht sie einfach an mir vorbei in meine Wohnung.
Ich trotte ihr blinzelnd hinterher und komme dabei an meinem Flurspiegel vorbei. Das, was ich aus den halbblinden Augen erkennen kann, sieht schrecklich aus.
»Benedikt und ich haben uns nach Ihrer SMS endlich ausgesprochen«, erklärt Gaby mir fröhlich. »Ich hatte nämlich auch so meine Affären. Aber jetzt, nach diesem Gespräch – das war wie eine innere Reinigung. Alles ist auf null, und jetzt können wir einen Neustart wagen. Und Sie haben den Stein ins Rollen gebracht. Sie allein! Dafür möchte ich mich, auch im Namen von Benedikt, ganz, ganz herzlich bei Ihnen bedanken.«
Sie legt die Blumen auf mein Sideboard und stürzt auf mich zu. Dann umarmt sie mich fest und riecht dabei nach frischer Zitrone. Ich fühle mich noch schlechter.
»Ach«, sage ich bedröppelt. »Keine Ursache. Das habe ich doch gern getan.«
»Nun sind wir wieder eine richtige Familie«, jubiliert Gaby und hebt glücklich beide Arme gen Himmel. »Die Kinder haben wieder einen richtigen Vater und ich einen richtigen Mann. Endlich hatten wir wieder Sex, und er war einfach großartig. Hat Benedikt bei Ihnen auch immer …«
»Das freut mich wirklich alles sehr«, unterbreche ich sie hastig, weil ich unter gar keinen Umständen möchte, dass Gaby mir ihre Sexpraktiken mit meinem ehemaligen Liebhaber erläutert. Das fehlt gerade noch.
»Ich habe jetzt gleich einen Termin«, sage ich. Gaby soll endlich gehen.
»Ach was! Kein Problem. Ich bin schon wieder weg. Ich muss sowieso noch einkaufen. Dessous. Benedikt und ich fahren nach Venedig. Nur wir beide. Meine Mutter bleibt bei den Kindern. Wir werden wahrscheinlich gar nicht aus dem Bett rauskommen, was fahren wir da eigentlich nach Venedig? Hihihi. Nun ja. Wie dem auch sei, ich danke Ihnen für alles. Aber … was wird denn jetzt aus Ihnen? Sie sind nicht verheiratet, oder?«
»Nein.«
»Das Glück hat eben nicht jeder.« Gaby klopft mir auf die Schulter und schwebt Richtung Wohnungstür. »Alles Liebe für Sie!« Und damit ist sie verschwunden.
Ich stehe da und glotze auf die Blumen. Geschmack hat sie, das muss man ihr lassen. Trotzdem nehme ich den Strauß und werfe ihn aus dem Fenster. Es ist mir egal, ob sich ein Passant erschrickt oder davon getroffen wird. Meine Augen brennen jetzt noch mehr. Durch die Tränen, die kurz darauf kommen, wird die verschwundene Kontaktlinse wieder irgendwo hervorgeholt und fällt mir aus dem Auge.
4
Zwei Wochen später
Leo
»Klar bin ich drüber weg.« Ich bestreiche die Rouladenscheiben mit Senf. Hoffentlich kommt Mia wie versprochen heute Abend etwas früher, damit wir uns schon mal mit ein bisschen Weißwein oder Champagner in Stimmung bringen können. Ihr ist auch kein guter Grund für Sarahs Verschwinden eingefallen. Ich habe jeden Tag bis zu zwanzigmal bei Sarah angerufen und sie nie erreicht, ich habe Mails geschrieben, auf die keine Antwort kam, ich habe SMS geschickt, die ignoriert wurden. Ein paarmal war ich auch bei ihr zu Hause, aber sie hat nicht aufgemacht, obwohl das Licht brannte. Ich habe gerufen und gebettelt, und Passanten haben mich schon komisch angeschaut. Ich habe sie wieder angerufen und das Klingeln ihres Handys bis nach unten auf die Straße gehört. Aber abgehoben hat niemand.
Ich will den Grund der Trennung immer noch wissen. Es macht mich wahnsinnig, dass ich ihn nicht weiß.
Ich habe Sarah auch zu meinem Geburtstag eingeladen, obwohl das eher versehentlich geschehen ist. Ich hatte sie mit auf den Verteiler gesetzt. Aber darauf natürlich keine Antwort erhalten. Warum hätte sie auch ausgerechnet auf diese Mail antworten sollen? Und kommen wird sie auch nicht, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.
Jetzt sind die Zwiebelchen dran. Ich schneide sie noch kleiner und verteile sie auf dem Fleisch.
»Das heißt, es macht dir nichts aus, wenn heute Abend verliebte Pärchen hier herumknutschen? An deinem Geburtstag?« Mr. Bean macht eine Kunstpause. » An deinem 33. Geburtstag «, fügt er dann unheilschwanger hinzu.
Frau Krohn wackelt mit dem Kopf, macht ihr obligatorisches »Hihihihi« und rührt weiter den Kuchenteig. Sie wollte mir unbedingt bei den Vorbereitungen zu meiner Geburtstagsfeier helfen, und nun stehen wir hier also zu dritt im Café und bereiten
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