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Die Niete Im Bett

Die Niete Im Bett

Titel: Die Niete Im Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Winter
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fettverklebte Kronleuchter genauso wenig ertragen kann wie nasse Bierdeckel. Das Porzellan und die Gläser sind bunt zusammengewürfelt, das meiste habe ich aus Haushaltsauflösungen und bei eBay ersteigert, irgendwie passt nichts zusammen und irgendwie dann doch. Geblümte Kuchenteller werden eben kombiniert mit Goldrandtassen, auf den Tischen stehen mal silberne, mal Porzellanzuckerdosen, und auch das Besteck ist eine bunte Mischung aus Augsburger Faden und den Restbeständen eines Passagierschiffs, das Muriel hieß, und entsprechend sind die einzelnen Messer, Löffel und Gabeln auch graviert.
    Reich bin ich nicht, aber ich komme zurecht. Und ja, ich würde gern irgendwann eine Familie gründen. Das ist ja wohl nicht zu viel verlangt.
    Ich schaue auf die Uhr. Dann sehe ich aus dem Fenster und glaube es kaum. Es schneit! In Hamburg! Schnee! Ist es denn die Möglichkeit? Und das an meinem Geburtstag! Das ist ein Omen! Nur … welches? Ein gutes oder ein schlechtes?
    Nun gut, der Abend wird’s zeigen!
    Schlimmer als dieser entsetzliche Vortrag im Emanzipationszentrum mit Edda kann es ja nicht werden. Schon nach einer halben Stunde bin ich fast eingeschlafen, und Edda hat mir mit einem Kugelschreiber in die Rippen gestochen, danach war mein Lieblingshemd ruiniert.
    Mr. Bean war auch eingepennt, aber den hat sie natürlich schlafen lassen.
    Später hat sie gesagt, dass sie es gut fand, dass ich dabei gewesen sei, weil ich ja so gar nichts über die Emanzipation weiß und über die von Lesbierinnen schon mal überhaupt absolut null. Deswegen könnte ich nur lernen.
    Edda kommt nachher auch. Sie hat irgendeine Tante kennengelernt, die sie mitbringt.
    Ich bin gespannt, wie Sarah aussieht.
    Wie die anderen aussehen, interessiert mich auch, vor allen Dingen Sabrina Hielscher; ich hab sie ja ewig nicht gesehen, das muss fast dreißig Jahre her sein, und auf ihrer Facebook-Seite gibt es nur ein Foto, das eine eingeknickte Narzisse zeigt, also nichts Aussagekräftiges.
    Noch ein Blick auf die Uhr.
    Ich richte mich auf und hebe den Kopf. Nein, ich werde mich nicht unterkriegen lassen.
    Und nun ist es Zeit, die Rouladen anzubraten.
    Wenigstens das kann ich.
    Ach, bestimmt kann ich auch mehr, viel mehr, nur leider fällt es mir gerade nicht ein.
    Wo bleibt eigentlich Mia?
    Ich will nicht mehr allein sein, wenn alle kommen. Mr. Bean und Frau Krohn sind nicht dasselbe wie Mia.
    Ich brauche sie einfach. Sie muss bei mir sein.
    Das hier finde ich plötzlich alles viel schlimmer als eine Wurzelbehandlung ohne Betäubung.

5
    Leo
    Ich erinnere mich an einen Abend, ich glaube, es war ein runder Geburtstag meiner Großmutter – welcher genau, weiß ich leider nicht mehr, aber ich war noch ziemlich klein –, da hat meine Mutter heulend in der Küche gestanden und dauernd wiederholt: »Ich hätte es gleich sein lassen sollen!« Kochwütig, wie sie nun mal ist, hatte sie sich dazu bereiterklärt, die kompletten Vorbereitungen zu übernehmen. Dreißig Gäste wurden erwartet, und das hieß Organisieren! Leider fiel ihr schon bei der Zubereitung des ersten Gerichts ein Glas in die Pfanne und zersprang, dann brannte noch etwas an, und letztendlich fiel ein Bräter mitsamt Inhalt auf den Küchenboden, und es war nichts mehr zu retten, weil Omas Hund sofort zur Stelle war und fraß, was das Zeug hielt. Damals sagte meine Mutter, wie schon erwähnt schluchzend, dass sie es gleich hätte sein lassen sollen, weil »dann der restliche Tag auch gelaufen ist, wenn schon morgens so viele Sachen hintereinander schiefgehen«.
    Das hätte ein Warnschuss für mich sein sollen, denn 1. stellte ich die Hitze für die Rouladen viel zu hoch ein und vergaß zu allem Überfluss auch noch, vorher Öl in den Bräter zu gießen, was logischerweise zur Folge hatte, dass aus den schönen kleinen Rouladen kohlschwarze Klumpen wurden, 2. gingen fast alle Sektgläser nach dem Dominoprinzip zu Bruch, 3. gab der Backofen seinen Geist auf, natürlich in dem Moment, als ich ihn am meisten gebraucht hätte, nämlich als er kleine Mürbeteigtörtchen backen sollte. Es war zum Heulen. Und die Zeit blieb nicht stehen. Zwar organisierte Mr. Bean neue Gläser, aber das mit den Rouladen war mehr als ärgerlich, zumal ich mich selbst so darauf gefreut hatte. Das restliche, nicht angebrannte Fleisch briet ich dann in einer Pfanne, was auch okay war, aber im Bräter wären sie besser geworden. Außerdem konnte ich den Deckel nicht finden, und die Dinger müssen schmoren. Die Soße

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