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Die Niete Im Bett

Die Niete Im Bett

Titel: Die Niete Im Bett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Winter
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ihn auch gerne Zeit mit ihm, aber ich möchte nicht, dass er bei mir wohnt. Gerade jetzt bitte nicht.
    »Papa, ganz ehrlich, da war kein Brief. Und das ist jetzt echt nicht so supergünstig. Weißt du was? Ich besorge dir ein schönes Hotel. Am besten irgendwo am Hafen, da kannst du dann schön an der Elbe spazieren gehen.«
    »Junge, du musst dir doch wirklich keine Umstände machen. Ich wohne gern bei dir, ich brauche kein Hotel!«
    »Bei mir …«, ich gerate ins Stottern, »bei mir … ich … also, ich habe vor, meine Wohnung zu renovieren. Die Handwerker sind schon bestellt. − Ja, ich hab auch bald Handwerker im Haus, genau wie ihr!« Das stimmt natürlich nicht. Weder habe ich vor zu renovieren noch habe ich wen auch immer bestellt.
    »Echt?« Mr. Bean schaut von seinem iPhone auf, ich deute wieder auf Vanessa und wedele mit der Hand Richtung Tür. »Das höre ich heute zum ersten Mal. Muss ich den Laden dann so lange alleine schmeißen? Das müssen wir doch besprechen!«
    »Ich habe dir das schon gesagt.« Ich werfe ihm einen drohenden Blick zu.
    »Nein, hast du nicht. So was würde ich mir doch merken.«
    »So war er schon immer«, sagt Papa gutmütig. »Er hat schon als Kind immer behauptet, er hätte dies und das bereits gesagt, obwohl er es eben nicht getan hat. Die gleiche Geschichte haben wir ja jetzt mit dem Brief. Er sagt, er habe ihn nicht bekommen, dabei bin ich mir ganz sicher, dass er ihn bekommen hat. Wahrscheinlich hat er ihn versehentlich mitsamt den Werbebriefen weggeworfen. So ist er nun mal. Manche Dinge ändern sich eben nie.« Er wackelt nachsichtig mit dem Kopf und sieht dabei ein kleines bisschen aus wie meine Nachbarin Frau Krohn. »Aber hör mal, Leo, das mit dem Hotel kommt überhaupt nicht in Frage. Das passt doch alles bestens. Dann kann ich bei dir die Handwerker beaufsichtigen, und du kannst in Ruhe arbeiten gehen. Wofür hat man denn einen pensionierten Vater, hahaha! Ich werde den Jungs schon Beine machen. Da ist nichts mit Zigarettenpause zwischendurch. Kaffee bekommen sie, Wasser auch, das besorge ich alles, aber ich werde nicht dulden, dass Pizza bestellt wird und die fettigen Kartons dann achtlos auf dem schönen Holzboden liegen gelassen werden. Da kannst du dich ganz auf mich verlassen, mein Junge. Das kriege ich schon hin, mit links! Du kennst mich doch.«
    Ja. Leider kenne ich meinen Vater. Wie komme ich jetzt aus dieser Nummer wieder raus?
    Henriette Krohn macht einen Schritt auf Papa zu, stellt sich ihm vor und lächelt ihn an. »Ich kann gerne für die Handwerker kochen«, sagt sie. »Dauernd fettige Pizza, das ist auf Dauer auch nicht gesund.«
    »Oh!«, ruft mein Vater und zieht wieder seinen Hut. »Zwei so schöne Frauen auf einen Schlag, das muss ich erst einmal verarbeiten.« Er lacht, und Henriette und Mia lachen ebenfalls. Henriette wird sogar ein kleines bisschen rot.
    Mir fällt auf, dass er es gar nicht merkwürdig zu finden scheint, dass wir hier alle zu nachtschlafender Zeit herumsitzen, außerdem scheint er meinen Geburtstag vergessen zu haben. Egal. Ich werde ihn jetzt nicht daran erinnern. Dann kommen nämlich wieder irgendwelche Geschichten aus meiner Kindheit, und ich möchte nicht, dass die hier Anwesenden erfahren, dass ich als Sechsjähriger hysterisch zu Heulen angefangen habe, weil neben mir Luftballons zerplatzt sind.
    Davon mal ganz abgesehen habe ich wirklich keinen Brief bekommen. Ich sehe meine Post immer sehr genau durch.
    »Ich bin jetzt müde«, sage ich und merke, dass ich es tatsächlich bin. Mein Kopf dröhnt, weil ich viel zu viel getrunken habe, ich bin verschwitzt und beleidigt und in meiner Ehre gekränkt.
    Und morgen werde ich als Allererstes diese schreckliche Puppe entsorgen. Für heute lasse ich sie in der Küche sitzen. Den Kühlschrank leerfressen wird sie wohl nicht.
    Mein Vater ist eigentlich ein netter Mann, er redet nur ein bisschen viel, und er weiß grundsätzlich alles besser, egal, ob es um Inhaltsstoffe von Fertiggerichten oder um die Erderwärmung geht. Andere Meinungen duldet er genauso wenig wie keine Meinungen. Man muss seiner Meinung sein, sonst hat man verloren.
    Henriette Krohn, die mit uns nach Hause geht, scheint meinen Vater jedenfalls ganz wunderbar zu finden.
    Er sagt: »Die Luft in Hamburg ist beinahe genauso gut wie bei uns zu Hause, aber nur, wenn ein Lüftchen vom Pazifik herüberweht, ansonsten ist hier Smog«, und Henriette Krohn sagt, obwohl das völliger Quatsch ist, was Papa von sich gegeben

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